Randy Fath
Alle Missstände fangen im Kleinen an. Seit ewigen Zeiten leiden die meisten Personalstellen unter einer Flut von MiKis, KuKis und BePros: Mitarbeiter-Kinder, Kunden-Kinder und Betriebsrats-Protegees. Alle Personalverantwortliche können ein Lied davon singen, mit welchem Druck "Personalempfehlungen" selbst auf Lehrlingsniveau daher kommen. Je dümmer und unfähiger die Schützlinge sind, umso höher der Empfehlungsdruck durch Protegees! Diese "Interventionitis" setzt sich durch alle Ebenen fort bis hin zu Spitzenpositionen in Wirtschaft und Politik.
Dabei geht es nicht um kriminelle Energie, die zu illegitimen Postenbesetzungen eingesetzt wird. Nein, es handelt sich schlicht um bloße Hirnlosigkeit, wenn Protegees ihre zu Protegierenden an den Futtertrog bringen wollen. Es ist überhaupt nichts dagegen zu sagen, dass man jemanden, weiterempfiehlt, wenn - ja wenn - zwei Vorbedingungen erfüllt sind: eine transparente Ausschreibung der offenen Stelle und ein objektives Auswahlverfahren. Wenn nur eine dieser Voraussetzungen nicht gegeben ist, handelt es sich um ein dubioses und daher korrumpiertes System.
Vor Jahren sah ich einmal eine Postenausschreibung von einer ganzen Seite in einer Regionalzeitung. Die "Headline" lautete: Wir suchen den leitenden Angestellten. Danach kam eine Suada an bürokratischen Fachausdrücken. Schlicht unlesbar. Ergebnis: nur eine einzige Bewerbung! Auf meine Nachfrage, was denn der "leitende Angestellte"
bedeuten sollte erhielt ich die Antwort: Generaldirektionsposten mit einem Jahresgehalt von € 450.000! Da hatte doch glatt jemand eine Ausschreibung derart "verformt", dass sich nur eine einzige Person bewerben konnte, nämlich jemand, der schon vorher wusste, worum es dabei ging. Vordergründig wurde die Stelle offen und daher transparent ausgeschrieben, nur war die Transparenz total intransparent getextet. Auch in der Privatwirtschaft werden ca. 60% der offenen Stellen intern oder via Empfehlungen besetzt. In der potitischen Szene ist es der Standard, Gewogenen gewogen zu sein und sie damit auch gewogen in Abhängigkeit zu halten.
Allein dadurch, dass wichtige Funktionen unter der Hand vergeben werden, unter dem Tisch verschoben werden, entsteht ein korruptes Netzwerk, eine Art Schwarzmarkt, um nicht zu sagen ein "Management-Strich". Headhunter sind es gewohnt, unter dem Vorwand der Diskretion Leute abzuwerben. Auch diese "Methode" als alleinige Suchstrategie ist verwerflich, denn wie kommt ein Betrieb dazu, wenn beispielsweise den langjährigen Finanz-Chef weggelockt wird zur Konkurrenz per Karotte einer höherer Bezahlung? Und dann gibt es noch die beraterische Schmutzkonkurrenz der Macht-Amateure. Die fühlen sich herrlich, wenn sie Schicksals-Engel spielen können und sich selbst und anderen ihren ungeheuren Einfluss beweisen.
Das Auswahlsystem stellt dann meistens nur ein potemkinsches Dorf dar, in dem das Vorstellungs-Gespräch gespielt wird und auch das Hearing - ev. mit dem Feigenblatt einer Beraterin odere eines Beraters - pro forma abgewickelt wird. Von eignungspsychologischen Tests ganz zu schweigen. Die jemanden Nahe stehenden sind doch über jeden Zweifel erhaben. Ha Ha! Hätten in allen Ländern so eine Bewerbungshürde vorgegeben, wer weiß wie viele narzistisch gestörte Herrschende unserer Welt erspart geblieben wären?
Bei all diesen - oft gut meinten - Empfehlungen gibt es letztendlich nur Opfer: Der Protegee blamiert sich, wenn er jemanden mit hohem Unfähigkeits-Faktor empfiehlt. Die protegierte Person, welche der Aufgabe nicht (genügend) gewachsen ist, muss monate- oder jahrelang eine "Erfolgsnummer" abziehen. Auch in der Privatwirtschaft laufen jede Menge ans "Management-Schauspiel" Gewohnte herum! Das kollegiale Umfeld verbiegt sich vor Lachen oder vor Schmerz vor den Slapsticks von hoch Gehievten Nullnummern. Die Organisation leidet, wird gestört, beschädigt, zeigt Verfallserscheinungen, ja Zerstörungs-Symptome...
So werden ganze Organisationen auf Mittelmäßigkeits-Niveau herunter gefahren. Dunkelstes Beispiel aus jüngster Zeit: Donald Trump. Sein Desaster traf nicht nur die USA, sondern seine Besetzung hielt die ganze Welt in Angst und verschreckte die meisten Verbündeten bzw. internationale Organisationen.
Wenn wir auf die jüngsten Enthüllungen in Österreich blicken, so fallen zwei Elemente besonders auf: ein SMS-Verkehr auf vor-pubertärem Niveau. Nicht ungesetzlich, aber so schreiben sich 12-Jährige ihre Botschaften! In dieser naiven und dennoch dumm-dreisten Art enthüllt sich ein völliger Mangel an Selbstreflexion und psychischer Bedenkenlosigkeit. Da erhält man den Eindruck, dass man es mit "Rotzbuben" zu tun hat, die - leider - unser Land regieren. Der zweite augenfällige Faktor ist der Mangel an professionellem Management-Wissen. Ja, auch in der Politik sollte Know-How vorherrschen und nicht lächerliche Niveaulosigkeit. Gesellschaften, die solche Entwicklungen zulassen, müssen unter Garantie damit rechnen, dass sie auf dem absteigenden Ast sitzen.
