Warum wohl sind Jugendliche so narzistisch, zeigen sich schulisch und politisch desinteressiert, wollen nicht so recht arbeiten und zollen den Eltern Null Respekt? Wer und was hat da versagt? Ist diese Generation verloren? Kann der Defekt noch repariert werden? Und wenn ja, von wem? Fragen über Fragen...
Das Thema ist gleichermaßen brisant wie relevant, weil es den Querschnitt der Bevölkerung betrifft. Und wir alle werden uns diese Frage noch jahrelang stellen müssen, weil die Tendenz zum Mainstream wird und Lösungen weit und breit nicht in Sicht zu sein scheinen.
Vor zwei Generationen - so um die 68er Zeit herum - wurde Erziehung im "Laissez-faire"-Stil praktiziert. Jugendliche sollten in möglichst großer Freiheit aufwachsen. Das war die Zeit schlechter Erziehung und heraus kamen aufsässige Junge mit schlechten Manieren. Der Widerstand gegen Autoritäten wurde geduldet, ja gepflegt. Die Konfrontation mit elterlicher und staatlicher Macht war System.
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In der nächsten, der dritten Fernsehgeneration, übernahmen Zeitschriften wie "Bravo", Funk und vor allem TV die Elternfunktion. Diese Schicht wurde also weniger von ihren Eltern, sondern mehr von den Massenkommunikations-Medien geprägt. In Familien, in denen nur ein Fernseher stand, konnte noch Fernsehverbot verordnet werden oder es wurde das "Fernschauen" von unerlaubten Filmen verboten. "Es ist 8 Uhr also marsch ins Bett!" Ab dem Zeitpunkt, wo auch ins Kinderzimmer der Fernseher einzog, übernahmen dann Idole die Erziehung der Massen: Sylvester Stallone und Madonna hüpften vor, wie es am Schlachtfeld und im Bett zuzugehen habe. Die jetzige Elterngeneration wurde also nicht mehr schlecht, sondern mangelhaft erzogen. Das dürfte Teil der Ursache sein, warum die Eltern von heute nicht erziehen können, weil sie mangels sozialen Voirbildern selbst nicht mehr richtig erziehen gelernt haben.
Für die Jugendlichen in unserer Gesellschaft werden täglich angeblich nur elf (!) Minuten Eltern-Kontakt aufgewendet. In so kurzer Zeit können vielleicht Befehlsausgaben stattfinden und wenn es gut geht vielleicht ein paar Sekunden Körperkontakt: Bussi und tschüss! Beide "Eltern" sind nach dem täglichen Berufsalltag auch hundsmüde und froh, wenn Kevin und Jennifer keine blöden Fragen stellen. Gleich nach dem Abendessen ab ins Zimmer. Dort schauen die dann auf ihrem PC oder dem Handy schreckliche Dinge an, von denen ihre Erziehungs-Körper keine Ahnung haben und es gar nicht wissen wollen.
Wer ist also schuld an dem Erziehungs-Debakel? Sicher nicht die Jugendlichen selbst. In ihrer Not haben sie sich zwar ein Kinder-Erziehungs-Programm basteln lassen unter dem Motto: Wenn uns niemand erzieht, dann erziehen wir uns eben selber. Aber Facebook wird der Aufgabe ganz und gar nicht gerecht. Denn wenn Kinder andere Kinder erziehen, dann reduziert sich das vielleicht auf Dialoge wie: "Ich esse grade Chips und was isst Du?" "Ah, Pommes, na ist ja gut..." Da kommt nicht viel raus dabei.
Ich fürchte, diese Generation ist wirklich verloren. Sie wirkt auch verloren, obwohl sie keine Grenzen kennt, weil nie welche gesetzt wurden. Sie wirkt abgehoben und ignorant, psychologisch wahrscheinlich eine reine Verzweiflungs-Haltung. Das Misstrauen gegenüber älteren Zeitgenossen erscheint verständlich. Diese junge Altersschicht ging uns verloren, weil sich niemand um sie wirklich gekümmert hat. Dadurch müssen sie verkümmern trotz oder in einer Spass- und Action-Gesellschaft, in der das Leben angeblich ein Hit ist. Die Alters-Abschotung geht so weit, dass durchschnittliche 15-Jährige schon die Nase rümpfen, wenn sie mit 20-Jährigen in Kontakt kommen. Selbst das sind für sie Oldies, mit denen sie nichts zu tun haben wollen...
Wer sollte denn sonst noch verantwortlich zeichnen für Erziehung? Der "Lehrkörper", etwa? Wie kann denn eine Lehr-Person 28 desinteressierte Kinder "nacherziehen"? Das geht gar nicht. Opa und Oma verweilen derweilen im Altersheim, in der Senioren-Residenz oder begeben sich auf Reisen.
Auch wenn wir in der Gesellschaft eine Art "Nacherziehungs-Konzept" ab sofort einsetzen, wurde es 15 bis 20 Jahre dauern, um den allgemeinen Schaden zu reparieren. Auf behördliche Hilfe kann keine übertriebene Hoffung gesetzt werden. Eher müsste sich die Zivilgesellschaft selbst formieren und nach Aufbau eines "Katastrophen-Einsatz-Plans" ein flächendeckendes "Rettungs-Programm der Jugend" organisieren.