Vom Verschwinden der Headhunter

Die Personalberater werden seit Jahren als Headhunter bezeichnet. Auch mich werfen die meisten in diesen Topf... Kaum jemand überlegt sich, woher der Ausdruck eigentlich kommt. Ursprünglich waren Kannibalen darauf aus, Menschenfleisch zu konsumieren. Da gibt es die bekannten Bilder von einem Weißen, der im riesigen Suppen-Topf sitzt und darunter flackert munter ein Feuer. Kopfjäger sammelten die Köpfe von Feinden, um sie als Schrumpfköpfe für Mut-Symbole des Mutes und magische Talismane herum zu tragen. Später wurde in milderer Form bei Indianer-Stämmen nur mehr die Skalps von Gefangenen gedammelt. Im Wilden Westen bürgerte sich die Kopf-Geld-Jagd ein, bei der gesuchte Verbrecher tot oder lebendig ausgeliefert ein fettes Kopfgeld versprachen.

Diese Methode hat in den 70er Jahren die US-amerikanische Wirtschaft übernommen und schon war das "headhunting" gesellschaftsfähig. Dabei werden ganz einfach meist Manager gejagt, die sich nicht auf Zeitungsanzeigen bewerben würden. Direkt angerufen und mit attraktiven Gehaltsangeboten gelockt, bringt der Headhunter sie zur Strecke. Niemals tot, sondern immer quick-lebendig, sonst gibt es keine Prämie. Das Motiv dahinter ist einfach: Wenn ich jemanden von der Konkurrenz aus dem Sattel hebe, erspare ich mir langwierige Einschulungen, er (meist Männer) bringt sein Netzwerk, seinen Kundenstaock oder wenigstens Geschäftskontakte mit und außerdem schade ich meinem Mitbewerb. Die Herkunftsfirma hat ja jahrelang in diese Person investiert. Das kommt mir dann zugute.

Diese Prozedur erscheint vordergründig einleuchtend, bei genauer Betrachtung stimmt sie nicht wirklich. Was, wenn derjenige nur bisher erfolgreich war, oder jemand hinter oder unter ihm den Job gemacht hat. Oder jemand ist psychisch, intellektuell, motivatorisch und von seiner Denkkultur nicht integrierbar. Dann hat sich das Unternehmen erst recht die falsche Person eingekauft. Meist wird so jemand nach zwei Jahren wieder angerufen und abgeworben. Also von Nachhaltigkeit kann keine Rede sein.

Über ethische Bedenken wird meist hinweg gesehen. Quereinsteiger/innen oder Nachwuchs haben so auch keine Chance. Es werden im Ringelspiel-Modus immer die Gleichen von einer Stelle in die nächste vermittelt.

Diese ganze Kopfgeld-Jagd gehört einfach verboten, es sei denn, sie wird neben einer offenen Ausschreibung als flankierende Maßnahme angewendet.

Nun neigt sich das Schicksal dieser fragwürdigen Branche ohnehin dem Ende zu, denn die sozialen Netzwerke liefern an die Betriebe ganze Fluten von Bewerbungen. Wozu also noch diese öde Abwerberei? Es scheint so, dass - Gott sei Dank - endlich mit dieser Profession Schluss ist. Und das ist gut so.

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Emil Goldberg

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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