Wie du deine Partnerschaften wiederbelebst...

Bei "alten" Ehepaaren sieht man es am häufigsten: Da sitzen sich zwei gegenüberüber in einem Lokal oder nebeneinander auf der Bank und ihr Blick verrät: Die haben sich nichts mehr zu sagen. Der leere Blick schreibt die Depression und den Frust ins Gesicht. Ein Beziehungs-Gefängnis aus dem der Ausbruch viel zu viel kostet: Geld, Energie, Kraft. Vielleicht lauert die Gefahr des persönlichen Absturzes, die Angst vor dem Alleinsein...

Warum wohl sind sie zueinander verstummt? Was hindert sie daran, die Resignation zu überwinden und etwas Persönliches von sich preis zu geben? Die Antwort ist klar: Wem es mehrmals oder oft passiert ist, dass eine Öffnung zueinander mit einer Flut von Vorwürfen beantwortet wird, der/die gibt ziemlich rasch auf. Aus der Angst, sich verteidigen zu müssen, der Vermeidung von Kränkung des Egos und von seelischer Verletzung. Man/Frau tut sich das lieber nicht mehr an. Da erscheint Mund-Halten als verträglicher, auch wenn so kein Beziehungs-Fortschritt möglich wird.

Sich offen und authentisch mitzuteilen, ist die einzige Möglichkeit gelingender Beziehungsarbeit. Wer nicht an ihr arbeiten will, der sollte sie verlassen, denn von alleine geht nichts!

Ein russischer Freund antwortete mir jüngst auf die Frage, welchen Typ von Frau er sich wünsche: "Ich suche nach einer stummen Frau!" Kein Problem: Sehr viele Beziehungen verstummen regelrecht durch die gegenseitige Unfähigkeit, wirklich einfühlsam zuzuhören und jede Äußerung sofort mit einer eigenen Meinung zu beantworten.

Es gibt eine Übung, die wirklich empfehlenswert ist, um in eine Beziehung wieder frischen Wind zu bringen, der Partnerschaft wieder Leben einzuhauchen. Es ist ganz einfach und braucht nur ganz wenig Überwindung beim ersten Mal: Der Partner-Monolog. Beide setzen sich in rechten Winkel zueinander (niemals vis-a-vis, denn in direkter Opposition zu sein, führt fast automatische zur Konfrontation und zu Konfliken). Eine/r der beiden beginnt mit einem Monolog über sich selbst in der gegenwärtigen Lebenslage. Das Gegenüber hört einfach nur zu und sagt (außer Verständnisfragen) absolut nichts. So geht das 15 bis 20 Minuten. Dann wird gewechselt. Wieder keinen Kommentar, keine bohrenden Fragen, keine Unterbrechung.

Wer das einmal in der Woche zustande bringt, wird sich wundern, wie viele wichtige Standpunkte, Problemlagen, Sichtweisen, nie geäußerte Geheimnisse, interessante Einsichten so ein Prozess zutage fördert. Ich selbst bin auch immer wieder darüber erstaunt, wie viel mir selbst während des Erzählens einfällt, auffällt, klar wird, worauf ich sonst nie gekommen wäre hätte ich mir nicht Raum gegeben und mich ungefährdet darstellen dürfen.

Wer will kann den Zyklus auch noch einmal wiederholen als weitere Rückkoppelungsschleife aus dem Gehörten. Aber auch dann gilt, dass möglichst nicht gewertet, bewertet, abgewertet werden darf über die Rede der/des Anderen.

Die Monologe werden beendet und meist gibt es noch Bemerkungen, wie überraschend wohltuend der Austausch war.

Natürlich kann diese Methode nicht nur zwischen Lebensgefährten, sondern auch mit allen Menschen, die dir nahe stehen, gepflogen werden. Die Effekte merkst du sofort und das ist zwar keine Psychotherapie wohl aber ein psycho-hygienisch wertvoller Ansatz.

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irmi

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fischundfleisch

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