Es war wieder mal Zeit.

Ein Anhänger der Religion des Friedens rief "Allahu Akbar" und alle kamen.

All die üblichen Verdächtigen versammelten sich vor TV-Kameras und Radiomikrofonen oder vor ihren Profilen sozialer Netzwerke und setzten routiniert und treffsicher die üblichen Satzbausteine zusammen, die für Anlässe wie den gestrigen Terroranschlag in Barcelona inzwischen zum Standardrepertoire eines jeden Politiker-Darstellers gehören.

Man vernahm die ewig gleich klingenden sowie Stärke und Entschlossenheit suggerierenden Worthülsen, die einem sofort jede Hoffnung rauben, die Darsteller im großen Polittheater würden nun endlich ihre vordringlichste Aufgabe erfüllen und für den Schutz und das Wohlergehen der angeblich von ihnen vertretenen Menschen zu sorgen.

Die mit ernster Miene und belegter Stimme vorgetragenen Statements und mit viel Dramatik verfassten Facebook- und Twitter-Updates klingen nur wie das Pfeifen im Walde eines ängstlichen Schwächlings, der darauf hofft, ein potentieller Räuber würde ihn verschonen, weil er doch durch das Pfeifen Sicherheit und Stärke ausstrahlt. Künftigen Terroristen wird bei diesem traurigen Ritual der verantwortlichen Führer unseres Landes wahrscheinlich das Blut in den Adern gefrieren!

Wäre das Thema nicht so schrecklich, man könnte sich dieses Schauspiel amüsiert ansehen und sich danach freuen, nicht zu dieser Sorte wirbelloser Menschen zu gehören.

Ein besonders beeindruckendes Beispiel für diese höchste Form der Heuchelei lieferte heute die SPD in Person ihres Kanzlerkandidaten Martin Schulz und der stellvertretenden Vorsitzenden der Bundestagsfraktion Eva Högl.

Der Kanzlerkandidat der SPD lieferte eine Oscar-reife Vorstellung ab.

Kunstpausen, die das verzweifelte Ringen nach Worten oder ein Unterdrücken von Tränen suggerieren sollen, gespielte Klöße im Hals, als es um Frauen und Kinder unter den Opfern ging und ein fassungsloser Gesichtsausdruck, als wäre es das erste Mal gewesen, dass die Religion des Friedens deutlich ihre Präsenz in der Welt gezeigt hätte - Martin Schulz zog alle Register.

Falls es mit der Kanzlerschaft nichts werden sollte (wovon außer ihm wohl alle Menschen ausgehen), hat er mit diesem Video, mit diesem Zeugnis der großen Kleinkunst schon mal etwas für seine Bewerbungsmappe als Schauspieler. Vielleicht reicht es ja für eine Rolle im Tatort, etwa als fürsorglicher Leiter eines Asylantenheimes oder als engagierter Landrat in seinem verzweifelten Kamps gegen Rechts.

Schauspielen kann er, der Martin. Denn wenn man all die schauspielerischen Zutaten mal weglässt und sich nur den Text "antut", dann fällt auf, dass es für keinen seiner Sätze auch nur den Hauch einer Anstrengung des Nachdenkens bedurft hatte. Es war alles bekannt. Man hat alles schon mehrfach gehört. Und es steht zu befürchten, dass man es noch weitere Male hören wird.

Wir sind natürlich "traurig und wütend und bestürzt zugleich."

Es war natürlich "ein feiger Anschlag", es war "hemmungslose Mordbrennerei" (welcher normale Mensch redet so?), "unschuldige Menschen" sind gestorben, "Familien wurden von einer Sekunde auf die andere in unendliches Leid gestürzt" blablabla...

Es hat sogar manchmal den Eindruck, als würde ein regelrechter Wettbewerb unter den Politiker-Darstellern ausbrechen, wer wohl die emotionalsten und dramatischsten Worte findet und wer sich am meisten als persönlich betroffen darstellen kann.

Am Ende liefern alle nur denselben alten Wein in andersfarbigen Schläuchen. Eine Auswahl:

"Trauer, Fassungslosigkeit, Entsetzen. Meine Gedanken sind bei den Opfern ... blablabla." (Claudia Roth)

"Heute abend stehen wir alle mit Barcelona. In Trauer, aber auch mit Wut." (Cem Özdemir)

"In diesen Stunden sind wir in Gedanken und mit dem Herzen in Barcelona." (KGE)

Daran schließt sich dann immer und ausnahmslos der Teil an, der jeden normalen Menschen zur Verzweiflung treibt.

"Wir halten an unserer offenen Lebensweise fest." Man muss den Terroristen die Botschaft schicken, dass sie nicht gewinnen werden. (Martin Schulz)

"Aber statt mit Angst und Hass antworten wir mit Stärke und Trotz." (Claudia Roth, trotzig wie ein kleines Kind) "Wir werden unsere offene Gesellschaft nicht aufgeben"... blablabla.

"Wir werden uns diesem Terror nicht beugen." (Cem "Last Man Standing" Özdemir)

"Gegen diesen abscheulichen Terror und Hass stehen wir zusammen." (KGE)

Klingt alles toll, oder?

NEIN! Tut es nicht! Es klingt verdammt hilflos und jämmerlich! Stärke zeigt in dieser Situation keine dieser Gestalten. Große Worte im geschützten Raum, umgeben von bewaffneten Personenschützern und gepanzerten Limousinen! Mit vollen Hosen ist gut stinken!

Die Aussage hinter diesen Worthülsen ist: wir werden gar nichts tun! Wir machen weiter wie bisher. Bis zum nächsten Anschlag. Und wir hoffen heimlich, dass uns die Welle der aufgebrachten und wütenden Bürger nicht so hart treffen wird.

Stattdessen werden alberne "Zeichen der Solidarität" gesetzt. Die Angehörigen der Toten und die verletzten Opfer von Barcelona werden sicherlich viel Zuversicht und Kraft aus der Tatsache ziehen, dass die SPD im laufenden Wahlkampf vorerst auf Musik verzichten wird. Sie werden alle laut "Sankt Martin! Martin! Martin!" rufen und ihn in ihre Gebete einbeziehen.

Mit diesem "Wir lassen uns unsere Art zu leben und unsere offene Gesellschaft nicht kaputt machen" hat sich die Politik das perfekte Alibi für's Nichtstun erschaffen. Indem sie behaupten, islamische Terroristen wollten uns nur etwas ängstigen, uns die Freude am Leben nehmen und unsere Freiheit einschränken, haben sie das beste Argument dafür, einfach weiterzumachen wie bisher. Denn das wollen die Terroristen ja nun angeblich gerade nicht.

Was für ein Bullshit! Ich weiß, was die Terroristen wollen: sie wollen uns töten. Einfach nur töten. Und zwar so viele von uns wie möglich.

Sie wollen uns nicht dazu bringen, nicht mehr ins Kino oder ins Stadion zu gehen, zum Shoppen oder ins Restaurant, in den Biergarten oder an den Badesee.... nein! Sie wollen uns einfach nur töten! Weil sie uns hassen! Ja, sie hassen auch unsere Art zu leben. Unsere Offenheit und Toleranz. Die verachten sie. Aber sie wissen ganz genau, dass sie das niemals zerstören können, denn selbst dazu wären sie auf die Waffen angewiesen, die wir ihnen liefern. Sie sind nämlich nicht einmal in der Lage, ihre Waffen selbst zu bauen. Und sie wissen, dass sie uns nicht durch Waffengewalt besiegen können. Das ist nicht ihr Ziel! Sie wollen uns einfach nur töten!

Und das wird wieder und wieder passieren.

Und wir machen weiter wie bisher. Wie das aussieht, zeigten uns exemplarisch die oben schon erwähnte Vizevorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Eva Högl und natürlich, wie konnte es anders sein: Ralle. Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Ralf Stegner.

Sein Tweet vom Tage verband auf entspannte und vergnügliche Art die Trauer um die Opfer des Anschlags von Barcelona mit einem Hinweis auf die letzten Tage seines Urlaubs und einem fröhlichen Musiktipp.

So sieht das Zusammenstehen und das Nicht-Unterkriegen-Lassen dann in der Realität aus.

Noch besser brachte es die bereits erwähnte SPD-Frontfrau zum Ausdruck, die sich während der oscarreifen Leistung von Martin Schulz als wahre Frohnatur entpuppte und im Hintergrund lachend und winkend soziale Kontakte pflegte, während zwei Meter vor ihr Martin Schulz vermeintlich gegen einen körperlichen und nervlichen Zusammenbruch ankämpfte.

http://www.oe24.at/tv/news/Martin-Schulz-zum-IS-Anschlag-in-Barcelona/295482034#.WZb_jFvv_1V.facebook

Deutlicher kann man die Heuchelei dieses grotesken Schauspiels nicht machen.

Kein Charakter, keine Erziehung, keine Prinzipien.

So sieht die Führungsriege dieses Landes derzeit aus. Die Kanzlerin macht da keine Ausnahme, auch wenn sie hier unerwähnt geblieben ist.

Wir schaffen das!

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Spinnchen

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Josef Huber

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