Es wird Zeit. Am kommenden Wochenende werden die Gartenmöbel zurück ins Haus gestellt. Entsprechendes gilt für die Uhren. Die Zeit, seit Jahrzehnten in die Beliebigkeit der Menschen gestellt, bekommt wieder eine Stunde zurück – was ihr in ihrer Unendlichkeit ziemlich gleichgültig sein dürfte. Aber die Menschen gewinnen sie hinzu, verlieren jedoch gleichzeitig die Sommerzeit und dürfen sich wieder nach der Normalzeit richten. Wenigstens die Zeit geht wieder normal, was man von der Pluralform nicht gerade behaupten kann.
Es ist Zeit. Einen Moment innezuhalten und zurückzuschauen. Der Sommer ist vorbei, der Herbst hält Einzug. Erinnert der Oktober mitunter noch an goldene Sommertage, so zeigt sich der Herbst bald als dunkelste, stürmischste, regnerischste Jahreszeit. Der Herbst, der mit den übrigen Jahreszeiten als Metapher für das Leben verstanden werden kann. Als ein Lebensabschnitt, der den Menschen auf sich selbst zurückwirft, zu Rückzug, Erinnerung und Besinnung nötigt, mit all der Einsamkeit, Sorge und vielleicht auch Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit.
„Und auf den Fluren laß die Winde los“ • Caspar David Friedrich (1774–1840)
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Es braucht Zeit. Zeit, sich dieser Besinnung auf das eigene Leben zu stellen. Ohne Flucht in Zerstreuungen, oberflächliche Ablenkungen oder eine allzu früh vorweggenommene Vorweihnachtszeit. Besonders der November als vorletzter Monat hat das Recht, bewusst wahrgenommen und durchlebt, ja mitunter auch durchlitten zu werden.
„Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr“ • Caspar David Friedrich (1774–1840)
Er hatte Zeit. Zeit, sich Gedanken über den Wechsel vom Sommer zum Herbst zu machen und diese in einem wunderbaren Gedicht zu manifestieren.
RAINER MARIA RILKE: „Herbsttag“ (1902)
Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.
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Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
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Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
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„Unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.“ • Foto: Hochwald
„The falling leaves / Drift by the window
The autumn leaves / Of red and gold“
EVA CASSIDY: „Autumn Leaves“ (4:49)
„All the leaves are brown / And the sky is gray
I've been for a walk / On winter's day“
THE MAMAS AND THE PAPAS: „California Dreamin’“ 2:33
„And soft summer nights / We’d hide from the lights
On the village green / When I was seventeen"
FRANK SINATRA: „It Was A Very Good Year“ (4:27)
„I see your lips / The summer kisses
The sunburned hands / I used to hold“
NAT KING COLE: „Autumn Leaves“ (2:39)
„I'm growing old and I wanna go home
I'm growing old and I don't wanna know
I'm growing old and I wanna go home.“
NICK DRAKE: „Black Eyed Dog“ (3:27)
„But I miss you most of all / My darling
When autumn leaves / Start to fall“
BOB DYLAN: „Autumn Leaves“ (2:59)
„Ich nehme den Weg durch die Wiesen, die Felder / Der Wind der weht,
riecht nach Herbst / und die Wälder an den Berghängen oben färben sich schon.“
HANNES WADER: „Der Drachen“ 5:42
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„Und wird in den Alleen hin und her unruhig wandern.“ • Foto: Hochwald
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„Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben.“ • Vincent van Gogh (1853–1890)
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Memento Mori • Künstler-Nekropole bei Kassel • Foto: Hochwald
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„Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.“ • Foto: Hochwald
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„Der Sommer war sehr groß.“ • Vincent van Gogh (1853–1890): Die Kartoffelesser
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„Herr, es ist Zeit.“ • Pieter Bruegel der Ältere (um 1525/1530 – 1569)
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BILDER
• CASPAR DAVID FRIEDRICH: Hünengrab im Herbst (ca 1820)
• CASPAR DAVID FRIEDRICH: Herbstlandschaft mit Reisigsammler (1798)
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Caspar_David_Friedrich_Herbstlandschaft.jpg#file
• VINCENT VAN GOGH: Herbstlandschaft mit vier Bäumen
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Autumn_landscape.jpg#filehistory
• VINCENT VAN GOGH: Die Kartoffelesser
– https://de.wikipedia.org/wiki/Vincent_van_Gogh#
PIETER BRUEGEL d.Ä.: Der düstere Tag
Von Pieter Bruegel der Ältere - Bridgeman Art Library: Objekt 509, Gemeinfreis https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=23419794