Eugen Drewermann: Friedensrede gegen den Krieg

Angesichts der Münchner "Sicherheits"konferenz vom 17. – 19.02.2023 gab es in München und anderswo zahlreiche Demonstrationen, die sich größtenteils gegen den Krieg aussprachen.

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Bereits am 11.02.2023 hielt der Theologe, Psychoanalytiker und Schriftsteller Dr. Eugen Drewermann in Paderborn während einer Friedensdemonstration auf dem Rathausplatz direkt neben dem Dom eine Rede gegen den Krieg. Der als Kirchenrebell und Friedensaktivist bekannte 82-jährige, der 2005 als suspendierter katholischer Priester aus der Kirche austrat, spricht sich mit klaren Worten und sehr emotional dafür aus, sich der Remilitarisierung des deutschen Bewusstseins in der so genannten Zeitenwende zu verweigern und spart auch nicht mit Kritik an der Einstellung der Kirche zum derzeitigen Krieg in der Ukraine.

Er zitiert Albert Einstein: "Solange es das Militär gibt, halten wir parallel zur Kultur eine Alternativgesellschaft aufrecht, die immer wieder aus den Mechanismen der Steinzeit mitten im Atomzeitalter uns als Menschen zerstört und verdirbt."

Drewermann spricht klar aus, dass es im Krieg um Töten und Morden geht: "Sicherheit wird jetzt definiert als die Kapazität, maximal töten zu können ... Effizienter zu morden, das ist die beste Sicherheitsdefinition, die die Politik die letzten 5000 Jahre gepredigt hat in den Geschichtsbüchern". Und nennt in drastischen Worten Beispiele aus dem 1. Weltkrieg.

Problematisch scheint seine Berufung auf die Bergpredigt: "Reagiert auf das Böse nicht mit Widerstand." Wie soll man mit der Bergpredigt Politik machen? Er zeigt dann anschaulich auf, dass die Reaktion auf Böses mit Bösem, sprich mit noch mehr Gewalt, Mord und Krieg, eine Spirale des Bösen in Gang setzt, aus der es für beide Seiten kein Entrinnen gibt.

Als Friedensaktivist will er Krieg von Grund auf nicht und sagt nein dazu. Und er hat gute Gründe, so zu denken. Nicht nur angesichts von ca. 27 Millionen durch Deutsche getöteten Russen im Zweiten Weltkrieg. Nicht nur 80 Jahre nach Stalingrad. Nicht nur als Theologe. Sondern einfach als Mensch von heute. Und zitiert am Schluss Wolfgang Borchert mit seinem Gedicht: "Dann gibt es nur eins!" Nämlich nein zu sagen.

Wer Ohren hat, der höre (Mt 13,9):

Eugen Drewermann: Friedensrede in Paderborn am 11.02.2023

.

Wer hätte gedacht, dass der 1981 verfasste Text von Hanns Dieter Hüsch heute wieder aktueller den je ist:

Nur Pazifisten, die sollte man jetzt genauer beobachten

und gleich kasernieren

Die wollen doch tatsächlich Frieden ohne Waffen machen

Einfach so

Als wenn das so ginge

Schwache Menschen sind das

Muttersöhnchen

Wir müssen uns doch heute alle dazu bekennen

Dass wir eigentlich alle Mörder sind

Aber es nicht dazu kommen lassen müssen brauchen sollen dürfen

Weil wir Gott sei Dank das schöne Gleichgewicht des Schreckens erfunden haben

Wenn das kein Humanismus ist...

Hanns Dieter Hüsch, Gleichgewicht des Schreckens, 1981:

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