Was haben Zebras, weiße Streifen und die Beatles miteinander zu tun? Nun, sie kommen alle in diesem Blog vor. Und zwar nach dem Motto: Was man weiß – was man wissen sollte. Wissen also, das einen nicht wirklich im Leben weiterbringt, aber vielleicht doch etwas zufriedener macht, wenn man es denn weiß.
Fast mein ganzes bisheriges Leben habe ich damit verbracht, dass ich meinte zu wissen, warum ein Zebrastreifen auf einer Fahrbahn Zebrastreifen heißt.
Tja, „Hätten Sie‘s gewußt?“ [1]
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https://de.wikipedia.org/wiki/Abbey_Road
Na klar, dachte ich, ist doch logisch: weil die weißen Streifen auf der Straße an ein Zebra erinnern. Wobei wir die Frage, ob ein Zebra nun weiße Streifen auf weißem Fell oder schwarze Streifen auf weißem Fell hat, hier außer Acht lassen wollen. [2]
Als eines meiner zahlreichen morgendlichen Kalenderblätter vor kurzem diese Frage aufwarf, war ich baff erstaunt, als ich eines besseren belehrt wurde. Nein, nein, mit selbigem Tier namens Zebra habe der Fußgängerübergang oder der in Österreich Schutzweg genannter Übergang nichts zu tun. Die Amtsprache in Deutschland kennt einen Zebrastreifen schon einmal gar nicht. Im Behördendeutsch heißt es hochoffiziell: „Fußgängerüberweg“ (FGÜ), früher gar: „Dickstrichkette“. Dickstrichkette – das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
Es war im Jahr 1953, als jene Dickstrichkette in die Straßenverkehrsordnung und vermutlich wohl auch in den Sprachschatz deutscher Beamten aufgenommen wurde.
Doch als wenn dieses Sprachungetüm nicht schon genug Anlass für Spott und Hohn liefern würde, es kommt noch doller. Denn nun brachte mein Kalenderblatt das Zebra ins Spiel:
Bedauerlicherweise kam es trotz Aufmalens jener legendären Dickstrichketten auf die Fahrbahnen weiterhin zu vielen Unfällen. Allein schon deshalb, weil die Autofahrer nicht verpflichtet waren, bei der gleichzeitigen Wahrnehmung einer Dickstrichkette und einer Person, die diese zu überqueren gedenkt, umgehend anzuhalten. Die Sinnhaftigkeit einer solchen Fußgänger-Überquerungshilfe war damals also noch nicht zur vollen Gänze vorhanden, um es vorsichtig auszudrücken.
Daher startete das Hamburger Abendblatt im Jahr 1954 [3] in ebendieser Stadt mit Hilfe der Polizei die Aktion „ZEBRA“. Die Polizeibeamten stellten sich hierzu an den FGÜs (Fußgängerüberwegen) auf und notierten die Kennzeichen sich vorbildlich verhaltender Autofahrer. Das Abendblatt veröffentlichte daraufhin – Datenschutz hin oder her – in lobender Weise die Namen der Autofahrer. Zugleich bekamen diese eine Plakette mit einem Zebra drauf. Für die Windschutzscheibe. Warum ein Zebra? ZEBRA war, man halte sich fest, die Abkürzung für: „Zeichen eines besonders rücksichtsvollen Autofahrers“.
Seitdem hat sich der Begriff Zebrastreifen eingebürgert.
Das alles erfährt der geneigte Leser eines Kalenderblattes, noch bevor der Tag so richtig begonnen hat – und ist damit gegen die Widrigkeiten des Alltags mehr als gerüstet...
Bleibt die Frage, was die Beatles mit alledem zu tun haben?
Egal, ob man alle Beatles-Platten zuhause stehen hat oder sich naserümpfend eher an die Rolling Stones hält: Fast alle kennen den berühmtesten Zebrastreifen der Welt. Er ist in London unter folgender Adresse zu finden: Abbey Road 3, Ecke Grove End Road.
Über diese Dickstrichkette, pardon: über diesen Zebrastreifen, marschierten am 8. August 1969 die „Fab Four“ John, Paul, George und Ringo und produzierten damit das Coverfoto ihres elften Albums „Abbey Road“. In jener Straße liegt bekanntlich das Tonstudio der Plattenfirma EMI.
Dieses Album ist das einzige der Beatles ohne Bandname und Albumtitel. Vermutlich schien der Zebrastreifen und der weiße Käfer im Hintergrund aussagekräftig genug zu sein [4].
Wer möchte, kann sich jenen legendären Streifen per Webcam hier anschauen: https://www.abbeyroad.com/Crossing
Zum Schluss natürlich auch etwas Musik aus dem Meisterwerk der Liverpooler Jungs:
[1] „Hätten Sie‘s gewußt?“ So hieß, die Älteren werden sich lebhaft erinnern, von 1958 bis 1969 eine „Gameshow“ im Deutschen Fernsehen, präsentiert von dem legendären Quizmaster Heinz Maegerlein, der sich nebenbei auch als Sportmoderator unsterblich gemacht hat („Sie standen an den Hängen und Pisten“).
[2] Die Frage, ob Zebras ein weißes Fell mit schwarzen Streifen oder umgekehrt ein schwarzes Fell mit weißen Streifen haben, geistert mit vielfältigen Antworten durch die Internetwelt. Wenn man der FAZ Glauben schenken kann, dann hat eine Tierökologin der Uni Lund in Schweden herausgefunden, dass die Föten der Tiere ein schwarzes Fell haben und erst später weiße Streifen entwickeln.
Daran schließt sich gleich die nächste Frage an: Warum hat ein Zebra überhaupt Streifen? Werden die Löwen durch die sich verwischenden Streifenmuster einer Zebraherde irritiert und wenden sich mähneschüttelnd von ihrer Beute ab? Diese Erklärung wird unterschiedlich bewertet. Sicher scheint hingegen die These zu sein, dass Streifen – vor allem weiße auf schwarzem Fell (!) – blutsaugende Insekten von ihrem Handwerk abhalten.
[3] Die Aktion „ZEBRA“ des Hamburger Abendblattes fand exakt heute (!) vor 68 Jahren statt. Am 24. April 1954 wurde also der Name „Zebrastreifen“ in die Welt geworfen, wie es der berühmte Heidegger formulieren würde.
[4] Der Zebrastreifen in der Abbey Road 3 steht übrigens seit 2010 unter Denkmalschutz. Hätten Sie‘s gewusst?
Zur weiteren Beschäftigung mit dem Thema:
• Artikel im Hamburger Abendblatt vom 24.04.1954: https://www.abendblatt.de/hamburg/article107445348/Woher-der-Begriff-Zebrastreifen-kommt.html
• WDR_Stichtag: 24. April 1954 – Die Bezeichnung „Zebrastreifen“ entsteht https://www1.wdr.de/stichtag/stichtag-zebrastreifen-100.html
• Wikipedia: Fußgängerüberweg https://de.wikipedia.org/wiki/Fu%C3%9Fg%C3%A4nger%C3%BCbergang
• Der Beatles-Zebrastreifen und seine Verschwörungen dahinter: https://www.giga.de/musik/the-beatles/specials/beatles-zebrastreifen-wo-ist-er-und-welche-verschwoerung-steckt-dahinter/
• Hätten Sie‘s gewußt? Mit Heinz Maegerlein https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%A4tten_Sie%E2%80%99s_gewu%C3%9Ft%3F