Die 28-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich für Arbeitnehmer, die Angehörige pflegen, selber bestimmen, wann man zur Arbeit zu kommen gedenkt - die IG Metall versucht sich gerade als Vorhaut der Arbeiterklasse in Position zu bringen. Die Wohltaten aus der Wünsch-Dir-was Stunde auf dem Ponyhof sind selbstverständlich von dem unrechtmäßig erworbenen Geld des Unternehmers zu bezahlen. Daß das natürlich Unsinn ist könnte selbst einem Journalisten auffallen, aber zB in den aktuellen über zahlreiche Mitgliedszeitungen verbreiteten zweiseitigen Themenseiten aus der RND-Zentrale (Redaktionsnetzwerk Deutschland, Madsack Verlagsgruppe, Hauptgesellschafter eine SPD-Firma) zum laufenden Tarifkonflikt der Metallbranche ist praktisch nur Raum für pathetische Berichte zu Angehörigenpflege neben der Arbeit, der selbstredend mit höchster Achtung und Wertschätzung begegenet werden muß. Die "gute Idee", das den Kapitalisten zahlen zu lassen ist plumpe Augenwischerei, die Verschleiern soll, daß jede dieser Aktionen praktisch ausschließlich von Vollzeitbeschäftigten finanziert wird. Es ist schon erstaunlich, daß solche Ideen, die bisher nur in den aproduktiven Bereichen wie dem öffentlichen Dienst erwuchsen* (es gibt keinen Mehrwert aufzuteilen, ggf. werden die Wohltaten mit Schulden finanziert) ausgerechnet bei einer Industriegewerkschaft Fuß fassen. Das sind eigendlich Leute, die rechnen können und wissen, daß das künstliche Erhöhen der Lohnnebenkosten, um nichts anderes handelt es sich hier, den Anteil des im Tarifvertrag erstreitbaren Anteils am Mehrwert senkt. Womit wir bei der Teilzeit sind. Teilzeit ist in. Teilzeit ist toll für die Work-Life-Balance. Aber auch:

1.) Teilzeit geht zu Lasten der Vollzeitbeschäftigten. Gerade in Arbeitsbereichen, in denen auch Bereitschaften anfallen (zB Krankenhäuser) sind die Teilzeitkräfte praktisch nie da und stehen insbesondere für die unattraktiven Dienste (zB Weihnachten) praktisch nie zur Verfügung**. Falls eine Teilzeitkraft doch mal mit Druck auf einen solchen Dienst gesetzt wird, kann man getrost davon ausgehen, daß kurz vorher ein gelber Zettel eingeht und eine Vollzeitkraft gezwungen wird.

2.) Teilzeit geht zu Lasten der Vollzeitbeschäftigten. Teilzeitkräfte leben im hier-und-jetzt. Kein Gedanke an Rente usw. Das Rentensystem beruht aber nunmal unter anderem auf Einzahlung. Wenn niedrige Berechnungen herauskommen ist das Geheule und die Forderungen laut und groß. Wie mit der kinderlosen Reinigungskraft, teilzeitarbeitend (warum eigendlich?), die sich in einer Wahlsendung bei Merkel über die niedrige zukünftige Rente beschwert. Politiker und Journalisten solidarisieren sich dann schnell mit den Pressuregroups, führen nicht validierte Pay- und Renten-"Gaps" an - und versuchen mit allen Tricks und Sprüchen ("gesamtgesellschaftliche Aufgabe" ) illegal die dummen Vollzeitkräfte um ihre eingezahlten Beiträge zu prellen und denjenigen zuzuschustern, die sich schon zu Erwerbszeiten an ihren vielen freien Tagen über die Vollzeitkräfte totgelacht haben.

3.) Teilzeit geht zu Lasten der Vollzeitbeschäftigten. Wenn sich die "IG"Metall mit ihrer Ver.di -esken Idee durchsetzen sollte, werden diese maßlosen Lohnnebenkosten über den gesamten Tarif eingepreist (was denn sonst) und damit in Wirklichkeit von allen Arbeitnehmern bezahlt und damit bezahlt diesen Unfug die Vollzeitkraft doppelt so hoch, wie die Halbtagskraft. Bravo!

Der breite Wohlstand in Deutschland beruht auf einem gut austarierten System von Gewerkschaften, Betriebsräten, Unternehmen und einem ausgeklügelten Mitbestimmungssystem. Hier sind die Gewerkschaften und Betriebsräte für die Arbeitenden zuständig. Der Teil der Bevölkerung, der einst von Marx abfällig als Lumpenproletariat bezeichnet wurde unterliegt der Subsidarität. Weniger arbeiten = weniger Lohn; weniger Renteneinzahlung = weniger Rente. Aus die Maus.

Nur zur Sicherheit: diese Kritik kommt von Links. Dieser Disclaimer wird dennoch nicht vor Beschimpfungen durch Umverteilungsfetischisten schützen ;)

* der Volksmund sagt, im öD darf man auch dann zu Hause bleiben, wenn die Katze der Nachbarin krank ist

** "Freitags ist sie nie da" (Fanta4)

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