So wie es derzeit aussieht, wird es zu einem "harten Brexit" kommen. Die Folgen für die britische Wirtschaft sind kaum abzusehen, die Prognosen reichen von ziemlich schlimm bis katastrophal. Mit einem Mal sind Briten in Europa Drittstaatsangehörige und EU-Bürger in Großbritannien detto. Interantionale Konzerne werden ihre Zentralen ins EU-Kernland verlegen, what else. Unendliche Staus am Eurotunnel sind Kleinigkeiten, an die werden wir uns gewöhnen. In Irland wird die innerirische Grenze geschlossen, ein großer Sieg für das "Europa der Vaterländer", isn't it? Brüder trennt ein Stacheldraht.

Briten fragen: Wer freut sich noch über den Brexit?

Briten in Europa verlieren ihre Arbeitserlaubnis und sind Drittstaatsangehörige. Irgendwann dämmert es den Briten, dass ihnen nur Trump und Putin zu ihrem Unglück gratulieren - und ein paar Sockenpuppen innerhalb der EU wie die Front National, die AfD und die FPÖ. Was Putin und Trump angeht: Die beiden Herren regieren zwar Länder, in denn die Sonne nie untergeht, aus nachvollziehbaren Gründen ist ihnen ein Europa als nationalstaatlicher Fleckerlteppich ein wenig lieber als Verhandlungspartner als ein starkes Europa mit einer Stimme.

Nach dem Brexit ist vor dem Re-Entry

Den Briten werden es in den kommenden Jahren spüren, was Ihnen Farage, Johnson und Co. eingebrockt haben. Die Labour-Party wird einen klar proeuropäischen Kurs einschlagen, die Wahlen gewinnen und ein Referendum für einen Wiedereintritt starten. Die Frage nach dem Ausgang stellt sich gar nicht mehr. Die Europahymne "Freude schöner Götterfunke" kommt den Briten bald ebenso überzeugt über die Lippen wie das "God save the Queen".

Ein Europa von Putins Gnaden - oder eine Republik Europa!

In Europa werden in der Zwischenzeit selbst die naivsten Bürger erkennen, dass das "Europa der Vaterländer" vor allem eines ist: Ein "Europa der Zniachtln", mit dem der Kreml Schlitten fahren kann. Die Steigbügelhalter Russlands in den europäischen Ländern werden zunehmend entzaubert. Sogar in den widerspenstigen Visegradstaaten setzt sich in der Bevölkerung die Vernunft durch: Das Hemd, das die EU näht ist ihnen näher als ein Tuch in den Nationalfarben, das ein paar alte Männer mit vorgeblichem Patriotismus am Nationalfeiertag vor den Massen schwenken. In manchen Ländern steht es zwar Spitz auf Knopf, letztendlich setzt sich in allen Länder ein proeruopäischer Kurs durch - vor allem weil das Exempel des harten Brexits sich nicht schönreden lässt.

Der Ruf nach der Republik Europa wird laut und er wird unüberhörbar.