Das Verbrechen am Berliner Weihnachtsmarkt vor drei Jahren ist noch immer nicht restlos geklärt. Warum nicht? Was ist so schwer daran, den Tathergang sowie die Vorbereitungszeit zur Tat, die Verabredungen zwischen Haupt- und Nebenakteuren lückenlos nachzukonstruieren? Die Behörden besitzen den gesamten Kommunikationsverlauf zwischen dem Täter und seinen Mittelsmännern.
Am 30. März 2016, neun Monate vor dem Anschlag, schreibt ein Tunesier mit dem Kampfnamen Abu Hodeifa eine Nachricht an Anis Amri: "Der Bruder, den du kontaktieren solltest, wie ich dir gesagt habe, kennst du ihn?"
Amri kannte ihn. Die Korrespondenz ist umfangreich. Es gab an die 70 Kontaktaufnahmen.
Der sogenannte "Bruder", den Abu Hodeifa meint, ist ein angeblicher Terrorist, der sich hinter dem Pseudonym "Moumou1" verbirgt und Amri während des Anschlags über das Chatprogramm Telegram Anweisungen gibt.
Am 19. Dezember 2016 meldet Amri um 19.33 Uhr an "Moumou1": "Alles ist erfolgt". Amri hat da gerade den Lastwagenfahrer Lukasz U. mit einem Kopfschuss getötet. Jetzt ist er dabei, dessen Sattelschlepper zu kapern. Acht Sekunden später schickt Amri ein Foto aus dem Inneren des Lkw an "Moumou1". Eine halbe Stunde später steuert er das Fahrzeug auf den Weihnachtsmarkt und tötet an diesem Tag zwölf Menschen.
Das Medium DIE ZEIT hat umfangreiche Recherchen zum Fall Anis Amri durchgeführt und dabei an die 100.000 Seiten interner Dokumente ausgewertet, von Ministerien, Polizei, Geheimdiensten.
Was die Journalisten nicht schreiben, nicht schreiben dürfen, wird klar, wenn man sich den Sachverhalt näher anschaut: Warum hat die deutsche Regierung den Anschlag nicht verhindert? Warum ließ sie ihn geschehen? Der verstörende Vergleich mit 9/11 drängt sich auf. Auch vor 9/11 wurden Warnungen der Geheimdienste in den Wind geschlagen.
Man erzählt uns, die Geheimdienste hätten gewarnt. Haben sie? Oder brauchten sie gar nicht zu warnen?
Die deutschen Behörden scheinen löchrig wie ein Emmentaler Käse zu sein und in jedem dieser Löcher sitzen abwechselnd Maulwürfe, Agenten und Neonazis.
Im Fall Anis Amri, der den deutschen Behörden bestens bekannt war (!), dürfte es sich beim Konstrukteur der Tat, "Moumou1", um einen Agenten gehandelt haben. Er tauchte nie wieder auf bzw. wurde nie wieder erwähnt, obwohl man IP-Daten von ihm besaß. Man fand zwar angeblich seine Identität heraus, dennoch bleibt es still um diese Person. Eine Anklage wird sie, er nie bekommen.
https://twitter.com/FlorianFlade/status/1006930198259011591
Was wussten die V-Männer? Seit Amri in Deutschland war, wurde er von V-Leuten umzingelt, acht sollen es gewesen sein. Diese gaben aber nicht jede Information an die Behörden weiter. Warum nicht?
Welche Rolle spielten die Geheimdienste? Der marrokanische Geheimdienst warnte die Deutschen. Diese schlugen die Warnung der Marrokaner aber in den Wind und kontaktierten stattdessen die CIA. Diese war bereits im Besitz der marrokanischen Erkenntnisse und besaß zudem ihre eigenen bis ins kleinste Detail. Die CIA wusste alles über Anis Amri.
Dennoch geschah das Verbrechen.
Nebenbei muss man sich fragen, warum Amri so interessant für die CIA war, dass sie alles über ihn wusste? War er auch einer ihrer Männer?
Wenn man die Geschichte liest, wird einem angst und bang. Dann bietet sich nämlich dieses Bild:
Regierungen verhindern Anschläge nicht, wenn sie ihnen politisch in den Kram passen (müssen), sondern machen stattdessen gemeinsame Sache mit verbrecherischen Geheimdiensten.
Wer nach dem Fall Anis Amri, den die Behörden nie ganz aufklären werden, noch immer glaubt, dass einfache Muslime hinter all diesen Anschlägen stecken, dem ist wahrlich nicht mehr zu helfen. Sobald mehrere Geheimdienste in einen Fall verwickelt sind, ist Aufklärung praktisch unmöglich. Aber auch einen einzelnen Geheimdienst wird man zwangsläufig decken. Agenten vor Gericht - das gibt es nicht.
Es ist leider so, dass die westlichen Geheimdienste eine islamische Welt konstruiert haben, die so nicht existiert. Der Islamische Staat ist eine Geheimdienstorganisation der CIA, die Burschen aus asozialem Milieu anheuert und sie radikalisiert. Damit kann man eine Zeit lang oberflächlich den Eindruck erwecken, Muslime in aller Welt strebten mit Gewalt und Terror ein Weltkalifat an. Sie würden dabei eine Blutspur um die Erde ziehen. Dabei töten sie angeblich sogar ihre eigenen Brüder im Nahen und Mittleren Osten. Mitnichten!
Blickt man genauer hin, sieht man verkrachte Existenzen, oft drogenabhängig, ohne Job, ohne Eltern. Allein auf sich gestellt und radikal geworden, ein Trauerspiel der Existenz:
Die Terrorrekruten der CIA.
Wenn dieser westliche Spuk zu Ende ist, wenn diese künstliche Welt, aufgebaut von "uns" selber - jeder, der daran glaubt, hat einen Baustein geliefert - zusammengebrochen ist, wird man am "Strand von Damaskus" wieder im Bikini baden können - wie damals.
Ich weiß, das ist zu hoch für manche. Dennoch muss es (auf)geschrieben werden.
Man sagt, Amri wurde in Italien erschossen. Wurde Amris Leiche identifiziert? Oder lebt der zwölffache Mörder, der in Italien inhaftiert gewesen sein soll, mit neuer Identität irgendwo weiter? Beschützt von unseren Geheimdiensten? Damit er irgendwann wieder zuschlagen kann?
