Der Aggressionspegel steigt und steigt - wie geht man damit um?

Vielen wird schon aufgefallen sein, dass die Nutzer von Social-Media-Plattformen immer aggressiver werden und ihre Worte immer weniger sorgfältig wählen? Die Friedfertigen haben längst das Weite gesucht, die Kämpfer sind noch geblieben. Zahlt sich dieser Kampf denn aus?

Die Aggression richtet sich gegen jeden und alles. Manche Menschen erkennt man nicht mehr wieder. Das kleinste Wort genügt und sie gehen an die Decke. Was passiert da gerade?

Aggression ist ein Hinweis auf einen seelischen Engpass. Dem Betroffenen geht es nicht gut. Er würde lieber weinen, kann er aber nicht oder darf er nicht, gesteht er sich nicht ein. (Warum eigentlich nicht?)

Also tobt er. Oder er sekkiert andere bis aufs Blut. Das ist "männlicher". Das gibt ihm Auftrieb. Es ist aber nichts anderes als ein "Hochziehen" am anderen. Indem der andere als Prellbock für verbale Schläge dient, besänftigt der Angreifer sein Gemüt. Er hat sich abreagiert.

Sich für diese primitive Interaktion zur Verfügung zu stellen, ist insofern sinnlos und auch gar nicht heilsam für den Aggressor, weil die Besänftigung nur von kurzer Dauer ist. Bald geht das Spiel von neuem los. Der Aggressor ist als ein Mensch zu betrachten, der andere Menschen laufend attackiert, damit er sich selbst besser fühlt. Man könnte es auch Missbrauch nennen.

Dafür darf es keine Toleranz geben!

Die meisten Aggressionen kommen von Männern (ja, schon wieder die Männer!), nicht von Frauen. Nur sehr wenige Frauen machen mit den Aggressoren gemeinsame Sache. Wenn Frauen sich auf die männliche Aggression einlassen, dann haben sie oft auch männliche Züge, wirken wenig weiblich.

Es gibt viele psychologische Studien zu aggressivem Verhalten in einer Gemeinschaft, speziell in Schulklassen. Es ist bekannt, dass Mädchen es nicht gut finden, wenn die Jungs zwicken, stoßen und schlagen oder auch nur mobben. Mädchen lehnen das ab. In der Folge haben es Mädchen in der Hand, wie hoch der Aggressionspegel in ihrer Klasse steigt.

Lassen sich Mädchen Aggressionen gefallen, sind sie tolerant zu den Jungs, steigt der Aggressionspegel immer höher, bis Aggressionen an der Tagesordnung sind. Das ist inzwischen klar belegt.

http://www.sueddeutsche.de/news/leben/familie-maedchen-bestimmen-ueber-aggressionspegel-im-klassenzimmer-mit-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-150415-99-06236

Ähnliches gilt auch für die sozialen Netzwerke: Wo nicht moderiert wird, sondern Gesprächsgut und Thematik vor sich hintreiben, wachsen die Aggressionen.

Was bedeutet das für die sozialen Netzwerke, die keine Schulklassen sind? Netzwerke, aus denen man aussteigen kann, ohne eine Behörde um Erlaubnis fragen zu müssen?

Sind die sozialen Netzwerke überhaupt noch sozial? Oder verkörpern sie bereits eine "Asozialität", in die der sich abgehängt fühlende Mensch flüchten kann und wo er unter seinesgleichen Trost findet? Wenn dem so ist, müssten dann die sozialen Netzwerke nicht zumindest psychologische Beratung anbieten?

Man muss an Social Media nicht teilnehmen. Es gibt keinen Zwang. Sogar sein Kind kann man aus einer aggressiven Schulklasse herausnehmen und zu Hause unterrichten.

Die eigentliche Frage lautet:

Welchen Sinn macht es, die sozialen Netzwerke aggressiven Menschen zu überlassen? Macht es Sinn? Dann sollten sich jene Nutzer, die Aggressionen ablehnen, schleunigst zurückziehen. Es gibt auch andere Wege der Unterhaltung und Kommunikation. Sie gab es schon, bevor es "Social Media" gab. Jeder größere Stammtisch in einem Wirtshaus ist ein soziales Netzwerk. Es hat den Vorteil, dass man sich anschauen und anfassen kann, während man spricht.

Der Gesamteffekt von Social Media im Internet wird laut einer italienischen Studie als negativ bewertet.

https://arxiv.org/abs/1408.3550

Dann muss man sich weiter fragen:

Zu welchem Zweck wurde Social Media geschaffen?

Zwecks Werbung für die Unternehmer? Alles nur ein Geschäft? Um welche ernstzunehmenden Geschäfte könnte es sich dabei handeln? Wie glaubwürdig bin ich als seriöser Unternehmer (noch), wenn ich mit einer "gereizten Volksmenge", auch "Mob" genannt, meine Geschäfte abwickle?

Fragen über Fragen. Die Antworten? Wer kennt sie?

Wird Social Media sich totfahren, weil es letztlich auch nur dem Egoismus der freien Wirtschaft dient? Wird Social Media weiterexistieren, weil man mit diesen Netzwerken eine bequeme Kontrolle über die "Volksmassen" geschaffen hat? Vom Schreibtisch aus kann die Behörde täglich den Pegel des "Volkszorns" erfassen und seine Ursachen erfahren. Was regt den Wutbürger auf? Was macht ihm Freude? Weiß man es, so kann man es steuern. Letzten Endes bekommt eine solch seltsame Erfindung wie Facebook & Co. doch noch einen höheren Sinn?

Fisch & Fleisch bietet für Menschen, die gerne schreiben, die Möglichkeit, vor den Aggressoren ins eigene Haus zu flüchten, in den eigenen Blog, ins "Blog-Haus", und die Türen zu versperren. Das ist eine gute Nachricht unter all den schlechten Nachrichten. Auf diese Weise können Schreiber, die schreiben um des Schreibens willen (nicht für Likes und Klicks), den Krieg der Worte unbeschadet überstehen.

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Jake Ehrhardt

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