Ich gebe zu, ich betreibe den Pflanzenerwerb fast exzessiv. Wann immer es etwas Neues zu kaufen gibt, greife ich zu, nicht bei allem und jedem, aber bei vielem. Dabei liebe ich Eiben wie Orchideen gleichermaßen.

Zweimal hatte es mir eine wunderschön blühende Kamelie angetan und zweimal war mir diese nicht so pflegeleichte Pflanze eingegangen. Ich war jedesmal total enttäuscht.

Bei der zweiten Kamelie dachte ich mir, ich werfe sie nicht weg, obwohl alles kahl und tot an ihr war. Ich stellte nach dem Winter den Topf in eine schattige Gartenecke und vergaß ihn. Wenn ich die Pflanzen mit dem Schlauch goss, spritzte ich manchmal im Vorbeigehen darüber, den Rest erledigte der Regen.

So gammelte der Topf den ganzen Frühling und Sommer vor sich hin, Spinnen, Schnecken und Käfer krochen darüber.

Vor wenigen Wochen streifte ein flüchtiger Blick den Kamelientopf und ich sah, dass sich ein winziges Unkraut erdreistete, auf dem Rücken der einstmals Schönen zu wachsen. Ich begutachtete das Unkraut näher und wurde nicht schlau daraus. Ein hübsches Unkraut! Zwei Zentimeter hoch. Rätselratend stellte ich den Topf auf einen anderen Platz, vom Boden auf den Tisch. Das müsste ich mir noch ansehen, das hätte noch ein Nachspiel!

Einige Zeit später war das "Unkraut" schon fünf Zentimeter hoch und hatte sieben schöne, glänzende Blätter. Ich versuchte mich an die Blätter der "verstorbenen" Kamelie zu erinnern und sah auch im Internet nach. Das "Unkraut" war eine Kamelie, eine kleine, freche Kamelie, neu geboren aus der Wurzel der alten. Ich hatte so eine Freude! Ich nahm den Topf in die Hände und hüpfte mit ihm im Kreis. Ein Wunder war geschehen! Eine Auferstehung von den Toten oder besser den Totgeglaubten hatte stattgefunden.

Die kleine Kamelie hat nun einen Ehrenplatz bekommen und ich schwor ihr und mir, dass ich sie besser pflegen werde als ihre.. Mutter? Wie nennt man den Neuaustrieb am besten? Junges? Kleines? Kind? Es kommt doch schließlich aus derselben Wurzel?

pixabay/pixel2013

Ein Wunder ist das natürlich gar nicht. Jeder Gärtner hat Unmengen von Geduld, weil er weiß, dass Pflanzen nach vielen Monaten wieder neu austreiben können. Das ist dann jedesmal eine Freude.

Ich erinnere mich an eine Bekannte, der ich beim Übersiedeln half und die einen "kaputten" Ficus benjamini fast verächtlich in der Wohnung zurücklassen wollte. Ich nahm den traurigen Ficus damals an mich und er bekam nach mehreren Wochen wieder frische, grüne Blätter. Heute ist er ein kleiner, stolzer Baum.

Viele meiner Nachbarn werfen Pflanzen voreilig weg. Man könnte so manches traurige Pflänzchen aus der Bioabfall-Tonne herausholen und ihm eine neue Chance zum Wachsen und Blühen geben..

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robby

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berridraun

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Persephone

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