An ’nem schönen blauen Sonntag

Liegt ein toter Mann am Strand

Und ein Mensch geht um die Ecke

Den man Mackie Messer nennt.

An Brechts Dreigroschenoper aus dem Jahr 1928 erinnert die neueste Idee unseres lieben Herrn Innenministers: Asylbewerber sollen zukünftig kein Messer mehr bei sich tragen dürfen. So weit - so gut. Dagegen ist vorerst nichts einzuwenden. Eine schiefe Optik erhält das Messer-Trageverbot dann, wenn es nur Asylbewerber betrifft. Diese bewusste Ausgrenzung einer Gesellschaftsgruppe ist beliebtes Muster rechtpopulistischer Politik und Rhetorik. Damit punktet man in den untersten Gesellschaftsschichten. Dem einfachen Bürger wird suggeriert, dass ausschliesslich Asylbewerber böse "Messerstecher" seien und wir es ansonsten in unserer Gesellschaft nur mit einheimischen Unschuldsengeln zu tun hätten, die ein Messer nur aus dem Küchenbesteck-Katalog kennen.

Die Wahrheit ist aber, dass jeder Knirps männlichen Geschlechts schon im Vorschulalter mit einem Messerchen zu spielen beginnt. Was ein richtiger Mann ist, der braucht ein Messer für alle Lebenslagen, sei es, um die Jagdwurst zu schneiden, die Schuhbänder zu kürzen, den Apfel zu schälen oder der Geliebten den Büstenhalter zu öffnen. Ein Messer kann alles in der Hand eines Mannes. Ob es nun das Schweizer Taschenmesser ist oder der geliebte Leatherman, das Souvenir des Mannes hat scharfe Kanten. Daher ist einleuchtend, dass Innenminister Kickl, selbst ein Mann, die einheimische Gesellschaft nicht entmannen will, nur die Neuankömmlinge. Sicher ist sicher.

Es gilt dann: Asylbewerber dürfen nicht mehr zustechen, nur noch Einheimische und EU-Bürger dürfen das.

So wird man denn weiterhin zu lesen bekommen:

"Rasend eifersüchtiger Ehemann erstach Ehefrau" oder "Messerstecherei zwischen einem Polen und einem Rumänen endete tödlich".

Nichts wird sich geändert haben. Aggressive Asylbewerber werden von Messern auf Schlagstöcke umgestiegen sein und viel Wasser wird die Donau hinuntergeronnen sein.

Dieser Tage sagte Jean-Claude Juncker einen interessanten Satz, den ich mir notiert habe:

"Man weiß sehr oft nicht, in welche Richtung sich die Erdkugel demnächst bewegen wird."

Wie recht er hat!

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