Die seltsame Schadenfreude der Ultrarechten am Untergang der alten Ordnung

Man kommt aus dem Staunen nicht heraus, wenn man als Zeitzeuge miterlebt, wie die Ultrarechten vor Schadenfreude in die Hände klatschen, wenn Paris im Chaos versinkt oder irgendwo eine Bombe hochgeht. Ich frage mich dann regelmäßig, was in diesen Köpfen vor sich geht, was diese Menschen denken, was sie glauben. Sie glauben offensichtlich, dass sie ungeschoren davonkommen, wenn die Welt brennt, aber warum glauben sie das? Dieser Glaube ist fatal, weil selbstzerstörerisch.

Jedes Regime, ausnahmslos jedes, wird zuerst die aufälligen Bürger mundtot machen, die lauten Bürger, die unbequemen Bürger, jene, die keine Gelegenheit auslassen, um auf die Barrikaden zu steigen, Gleichgesinnte zu gewinnen und etablierte Parteien und Systeme zu bekämpfen und zu stürzen. Vor solchen Menschen hat jedes Regime instinktiv Angst. Heute Freund, morgen Feind. Es ist nur ein kleiner Schritt. Feinde sind austauschbar. Daher geht jedes Regime auf Nummer sicher. Es zieht zuerst jene Bürger aus dem Verkehr, die aufgrund ihrer Psychodynamik eine Gefahr darstellen. Ein "linkes Scheisserl" (FuF-Originalton), das sich vegan ernährt und von besseren Zeiten träumt, stellt für keinen Autokraten eine ernsthafte Gefahr dar. Eine Gefahr sind jene "testosterongesteuerten Krawallmacher", die konsequent die Mitmenschen aufhetzen und verschaukeln. Solche Bürger lässt ein Regime zuerst verschwinden, egal, welcher Ideologie sie frönen. Es kommt immer nur auf die Psychodynamik an. Diese verläuft bei hassenden und hetzenden Menschen unkontrolliert. Kommt man nicht auf geradem Weg zum Ziel, greift man dann zu unlauteren Mitteln und das Chaos ist perfekt. Ein Autokrat hasst das Chaos.

Viktor Orban war gestern Kommunist und ist heute Rechtsnationalist. Manchmal erfolgt der Sinneswandel über Nacht.

Ein Regime geht kein Risiko ein. Heute hetzen die Spalter und Zerstörer Europas und laben sich am Untergang der alten Ordnung - morgen werden sie abgeholt, weil sie eben diese Ordnung attackieren.

Natürlich ist den Akteuren das nicht bewusst. Auf eine "Erleuchtung" wartet man wohl vergebens? Dennoch muss das gesagt werden. Man ist es der übrigen Gemeinschaft schuldig, die wegen dieser Störenfriede zum Handkuss kommt.

Mittlerweile gibt es Dutzende "berühmte Persönlichkeiten", die via Internet und Social Media die Massen aufwiegeln. Weltweit. Es würde verwundern, wenn sie noch nicht unter Beobachtung stehen. Viele sind so von sich eingenommen, dass sie überzeugt sind, auf dem richtigen Weg zu gehen. Jeder Weg ist aber immer nur so richtig wie der Geist, der darauf wandelt.

Hetze ist eine hinterhältige Form des Kampfes. Man überzeugt nicht durch Stärke und Geradlinigkeit, sondern lockt die anderen zu sich in den Hinterhalt.

Die Antwort des Lebens wird dann auch der Hinterhalt sein. Dann wird Jammern und Wehklagen groß sein! Soll man dann Mitleid mit den Verirrten haben oder soll man sich denken, es geschieht ihnen recht? Soll man sich dann der gleichen Schadenfreude hingeben, der sie sich hingaben - in den Tagen, als die Welt wegen ihnen brannte?

Diese Welt würde nicht brennen, wenn die Brandstifter nicht wären.

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mike.thu

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