Es ist die dümmste Falle, in die eine Weltmacht tappen kann, brillant beschrieben vom griechischen Historiker Thukydides in seinem Werk "Der Peloponnesische Krieg".
https://de.wikipedia.org/wiki/Thukydides
Man hat gehofft, dass es nicht so weit kommen würde, nicht mehr in unserer Zeit. Bis zur Ermordung des iranischen Top-Generals sah es auch nicht so aus. Doch jetzt ist klar, dass die USA mit dem Drohnenmord ihr Todesurteil unterzeichnet haben.
Für einige Autoren sah es schon viel früher so aus:
https://www.zeit.de/politik/ausland/2018-10/usa-china-donald-trump-kalter-krieg-thukydides-falle
Der Handelskrieg zwischen den USA und China war zwar dumm, hatte aber keine militärische Schlagkraft. Nun ist das Militär in Alarmbereitschaft. Nun geht es nicht mehr um imperialistisches Säbelrasseln, nicht um die Ausbeutung von Erdölquellen, nicht um die Unterstützung Israels oder um ein vermeintlich positives Image im Wahlkampf, sondern es geht um viel mehr: Es geht um alles.
Es geht um Amerikas Fortbestand im Kreis der Großen. Die USA sind in der ganzen Welt bereits so unbeliebt, dass sie nur noch mit Gewalt regieren könnten, mit Verletzungen des Völkerrechts und mit Kriegsverbrechen. Sie haben ihre Macht durch ihre zunehmende Inkompetenz mehr und mehr verloren. Die wenigen Stiefellecker, die dem Hegemon noch blindlings die Treue halten und nicht erkennen können, dass das Spiel aus ist, sind unbedeutend. Israel muss sich um eine neue Schutzmacht umsehen, was schwierig sein dürfte, denn nach und nach kristallisiert sich heraus, warum Israel als Staat dort entstanden ist, wo es heute liegt, inmitten von arabischen Ländern, als ewiger Zankapfel in der Region. Wenn China zukünftig nicht ein Machtwort spricht und die Zweistaatenlösung nicht mehr zu retten ist, wird Israel umgesiedelt werden müssen. Äthiopien, Kenia - mehrere Orte waren seinerzeit im Gespräch. In Äthiopien hätten die Juden kulturell an Beta-Israel anknüpfen können. Sie hätten Äthiopien in ein blühendes Land verwandeln können. Doch das wäre unpolitisch gewesen, daher uninteressant, nicht zielführend für die Westmächte. Beta Israel wäre nur eine ehrliche, langweilige Heimstatt für die Juden geworden. Das stand damals gar nicht zur Debatte. Nach den Gräueln des Holocaust hatten die Juden anderes im Sinn, als sich in Afrika zu verstecken, und die Westmächte nutzten den Machtdrang der Zionisten weidlich aus.
https://de.wikipedia.org/wiki/Beta_Israel
Dass es dann doch Palästina wurde, war ein reines Politikum. Die religiöse Legende von Judäa und Samaria (und die eigens dafür gegründete zionistische Idee) wurde vorgeschoben, um der Welt zu erklären, warum man einen "jüdischen Staat" inmitten der arabischen Welt errichtete. Denn das war höchst erklärungsbedürftig. Ben Gurion rief den Staat zwar angeblich "eigenmächtig" aus, doch wussten die Briten selbstverständlich Bescheid. Es wird sogar behauptet, England wollte "seine Juden" ohnehin loswerden. Viele waren nach England geflüchtet, auch "unser" Sigmund Freud mit Familie.
Heute fragt man sich: Was wusste Ben Gurion? War er tatsächlich so naiv zu glauben, die Westmächte erfüllten dem "jüdischen Volk" einen lange gehegten Traum? ("Next year in Jerusalem!" )
Höchstwahrscheinlich diente bereits das seltsame Verhalten eines George Bush junior 2001 nur noch dem reinen Machterhalt der USA im Angesicht Chinas, das über den Horizont heraufstieg gleich einer unbarmherzigen Sonne, die alles verbrennt, was der Zeit nicht standhält. Erzählt hat uns das freilich keiner. Aber an das irakische Öl wären die USA auch anders herangekommen. Das irakische Öl war nicht der Grund für den Überfall auf den Irak. Saddam Hussein war ein Erzfeind Israels. Ihn am Leben zu lassen, wurde angesichts sich verschiebender Mächte immer mehr zum Existenzrisiko Israels. Natürlich müsste auch der Iran plattgemacht werden, doch das ist weit schwieriger, hat der Iran doch Russland und China im Rücken. (Es zeigt sich wieder einmal, welche Hilfe einflussreiche Freunde bedeuten.)
Die USA haben gezielt die Länder im Nahen Osten in Schutt und Asche gelegt, um China den Aufstieg so schwer wie möglich zu machen. Man kann sich vorstellen, was die Wiederherstellung der Infrastruktur entlang der Neuen Seidenstraße kostet. Die Neue Seidenstraße verläuft quer durch den Nahen Osten.
https://www.fuw.ch/article/chinas-neue-seidenstrasse
Im Juli 2019 wurde dann die militärische Absicherung der Seidenstraße beschlossen.
Die Militärpräsenz entlang der Seidenstraße dürfte nicht von Anfang an geplant gewesen sein, doch das Chaos, das der Westen entlang der Route immer wieder von neuem entfacht, macht militärische Überwachung notwendig. Die unüberschaubaren Terrorgruppen, großteils vom Westen geschaffen und finanziert, erschweren den Ausbau der Handelsrouten.
Afghanistan ist das erste Land auf der Route nach China. Dort ist die "chinesische Ordnung" bereits angelaufen:
https://www.spiegel.de/politik/ausland/afghanistan-usa-raus-china-rein-a-1249305-amp.html
Warum griff George Bush Junior zuerst Afghanistan an und dann den Irak? Man schaue auf die Landkarte! Der Irak ist das dritte Land auf der Seidenstraße. Das zweite Land ist der Iran, dieser ist aber eine Nummer zu groß für die Amerikaner. Also wurde stellvertretend der Irak dem Erdboden gleichgemacht. China wird viel Geld in die Hand nehmen müssen, um den Irak fit für die Seidenstraße zu machen. Dabei hoffen die USA auf eine finanzielle Schwächung Chinas.
(Kürzlich hat Trump aber spöttisch gesagt, wenn die Chinesen kein Geld mehr haben, beschaffen sie eben eines. Das klang wie ein Eigenbekenntnis. Tatsächlich beschaffen die USA immer wieder Geld, obwohl sie seit einem halben Jahrhundert insolvent sind!)
In Syrien wird mit russischen und chinesischen Geldern das zerstörte Land wiederaufgebaut. Iran, Irak, Syrien, Türkei - durch alle diese Länder schlängelt sich die Neue Seidenstraße bis zu den norddeutschen und niederländischen Häfen. Das ist ein Mammutprojekt, ein Jahrhundertprojekt, das Amerika aus der Bahn wirft. Amerika hat nichts Ähnliches zu bieten. Ihm bleibt nur der Versuch der Zerstörung einer aufstrebenden Macht.
Mit dem Drohnenangriff auf den ranghohen, iranischen General sind die USA nun endgültig in diese ausweglose Thukydides-Falle getappt. Es gibt kein Entrinnen mehr. Die Welt, so scheint es nun plötzlich, hat auf diesen Schlag nur gewartet. Zwölf von sechzehn Staaten, die ihre Macht abgeben mussten, stolperten zuvor in diese Thukydides-Falle, stellte ein Historiker kürzlich fest. Diese Falle macht Transformation fast unmöglich.
Als sich Athen und Sparta in die Haare gerieten, gab es ein Friedensangebot von Sparta an Athen, welches Athen aber ausschlug. Auch jetzt gab und gibt es ein "Friedensangebot" von Peking an Washington, das jedoch mit Strafzöllen beantwortet wird. Aus der Geschichte nichts gelernt? Warum ist es so schwer, vom Thron der Macht zu steigen?
Im Fall der USA drängt sich der Verdacht auf, dass sie gar nicht anders können, als sich über andere Völker zu erheben, sie zu drangsalieren und ihre Länder zu plündern. Seit der Zeit der Pilgerväter haben sie nichts anderes getan. Es ist der Geist, der ihnen innewohnt. Nun sitzt der Räuber ratlos vor dem leeren Nest. Was soll er tun? Er kann doch nur das Nest zerstören, das nichts mehr für ihn hergibt?
Unzählige Medien bedienen sich in diesen Wochen und Monaten des Vergleichs mit der Thukydides-Falle. Das zeigt, dass inzwischen viele Autoren wissen, wohin die Reise geht und dass die USA das Spiel bereits verloren haben.
https://www.diepresse.com/5579040/europas-sicherheit-und-die-falle-des-thukydides
http://globalinvestor.de/laender-regionen/china-und-die-thukydides-falle?print=pdf
https://www.cicero.de/wirtschaft/sicherheitspolitik-usa-russland-china-eu-krieg
https://finanzmarktwelt.de/handelskrieg-china-verschaerft-ton-gegen-usa-138892/