Gestern war ich mit einer Katze bei der Tierärztin. Corona-Lungenentzündung. Die Katze atmet schwer und ist stark abgemagert, obwohl sie bis jetzt noch fraß.
Die Katze ist 12 Jahre alt und letzte Überlebende eines "halbwilden" Corona-Wurfs mit insgesamt vier Geschwistern. Halbwild deshalb, weil alle Katzen dieses Wurfs das "Scheue-Gen" in sich trugen. Solche Katzen sind menschenscheu. Schwester Lisa ließ sich ihr Leben lang von keinem Menschen anfassen und streicheln. Wildes Pfauchen war die Antwort, Flucht und wenn diese nicht möglich war, Kratzen und Beißen.
Eine Fahrt zum Tierarzt ist mit solchen Katzen nur möglich, wenn es ihnen sehr schlecht geht und sie apathisch sind.
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Tierschutzorganisationen fangen solche Tiere auf brutale Art ein. Es wird ihnen eine Decke über den Kopf geworfen und darin werden sie "gefangengehalten", bis sie betäubt werden können und kastriert oder behandelt werden.
Als Privatperson tue ich mir das nicht an. Die Entflohung scheuer Katzen findet während des Fressens statt. Während die Katzen über den Teller gebeugt sind, kann man ihnen schnell Flohmittel in den Nacken träufeln.
Da es der Katze sehr schlecht geht, verzichtete ich auf den Transportkorb und bettete sie in einen einfachen, offenen Korb. Ich bedeckte sie mit einem warmen Pullover.
Auf der Fahrt war die Katze still, doch als ich die Ordination mit ihr betreten wollte, sprang das todkranke Tier plötzlich aus dem Korb heraus und sauste die Straße entlang. Ich hatte Mühe, der panischen Katze zu folgen. Mehrmals bekam ich sie zu fassen, aber sie kratzte und biss wie verrückt und ich musste sie wieder loslassen.
Nach etlichen hundert Metern erwischte ich sie in letzter Minute, bevor sie hinter den Gitterstäben eines bewaldeten Grundstückes für immer verschwinden konnte. Sie hätte sich irgendwo einsam und allein zum Sterben verkrochen. Niemand hätte von ihr erfahren. Nachts hätte ein wildes Tier sie verschleppt.
Die Tierärztin packte alles in die Infusion hinein, was in der Katzenmedizin geschätzt wird: Schmerz- und Fiebersenker, Entzündungshemmer, Schleimlöser und ein paar aufbauende Stoffe.
Wenn das Coronavirus in der Katze noch nicht mutiert war, dann hatte die Katze noch eine Chance. Man musste es versuchen. Wie immer konnte ich mir dabei das Gemecker meiner Männer anhören. Wenn es nach ihnen ginge, müsste man kranke Tiere "friedlich sterben" lassen, ohne tierärztlichen Stress vorher.
Das ist nichts für mich. Ich glaube an das Leben und an Wunder, auch wenn sie selten geschehen.
Die Tierärztin verlangte 88 Euro und ich fuhr mit der Katze, die sich nach der Behandlung entspannte, nach Hause.
Zu Hause fing ich zu grübeln an. 88 Euro? Ein seltsamer Preis! Warum nicht 85 oder 90 Euro?
War da nicht etwas mit 88? Da mich Nazi-Symbole nicht interessieren, musste ich extra nachschlagen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Achtundachtzig
Die 88 ist also ein chinesischer Abschiedsgruß! Nun stellt sich mir die Frage: Wem gilt dieser Abschied? Gilt sie den Neonazis oder der Katze?
Dass die Chinesen mit den Neonazis "aufräumen" werden, versteht sich von selbst. Sie räumen mit allen extremen Kräften auf.
Und die Katze? Sie hatte "ihr" Coronavirus schon getragen, bevor ein anderer Stamm aus China kam.
Derzeit schläft die Katze, warm eingepackt in alte Pullover, der aufgehenden Sonne entgegen. Ihre Atmung ist leichter geworden. Manchmal hebt sie den Kopf. Ihr Blick ist klar. Sie hat keine Schmerzen.
Ob sie leben oder sterben wird - ich weiß es nicht und ich werde darüber auch nicht berichten.