Wer in diesen Tagen davon träumt, dass angesichts der Turbulenzen die EU "bald Geschichte sein wird", träumt seinen Traum wohl vergeblich. Die Europäische Union wird weiterhin gebraucht, um die Staaten von Europa wirtschaftlich und kulturell zusammenzuhalten, auch wenn dies zeitweise fast unmöglich scheint.
Wir haben keine andere Wahl. Es ist völlig ausgeschlossen, dass Europa wieder in lose Staaten zerfällt, um dem alten Nationalismus zu frönen und vielleicht auch noch Bruderkriege vom Zaun zu brechen. Dieses Zeitfenster ist endgültig geschlossen. Es wieder öffnen zu wollen, funktioniert nicht. Die Zeit stemmt sich dagegen. In einer Art "losem Verbund" wären die Staaten, hilflos wie verlorene Blätter im Wind, dem herandräuenden, asiatischen Sturm ausgeliefert, der sie hinwegfegt, als hätten sie nie existiert.
Das darf und wird nicht passieren. Europa bleibt eine kulturelle Einheit und wird von den neuen Weltmächten respektiert werden. Europa wird als kulturelles Zentrum auf der Neuen Seidenstraße, als eurasisches Kleinod, zu ungeahnter Herrlichkeit und Schönheit heranwachsen. Es wird in geistig-ästhetischer Hinsicht der Nabel der Welt sein. Etwas anderes dürfen wir nicht denken.
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Allerdings muss Europa noch ein paar Hausaufgaben machen: Es muss sich auf seine Wurzeln besinnen und seine Währungsunion opfern. Europa braucht keine Währungsunion sowie es auch keine eigene Währung (mehr) braucht.
Die Währungsunion hat nichts mit Europa, der Europa, zu tun. Sie war lediglich der Versuch, einem Rivalen, der aus den eigenen Reihen kam, wirtschaftlich die Stirn zu bieten, um von ihm nicht verschlungen zu werden. Armes Europa! Es kämpfte bis zuletzt gegen dieses kapitalistische Ungeheuer! Die Währungsunion diente ihm hierfür als Schwert, als Waffe im Finanzsektor. Dieses Schwert, diese Waffe wird nun nicht mehr gebraucht. Mit dem Dollar zerfällt auch der Euro. Der Konkurrenzkampf ist zu Ende. Europa ist nun frei, frei für andere Dinge, für schöne Dinge.
Gegen zwei oder drei Milliarden Asiaten, die auf Europa zulaufen, kann Europa nicht kämpfen. Das wäre ein ungleicher, verlorener Kampf. Ohne Zuwanderer hat Europa nur 500 Millionen Einwohner, ein bisschen mehr als die USA, aber zu wenige, um mit den Asiaten mithalten zu können.
Aus aller Welt wird man gerne nach Europa reisen und sich an den Stränden der alten Welt niederlassen. Man wird zurückdenken, wie es einmal war und die neue Sonne über Europa genießen.
Kain und Abel gibt es dann nicht mehr. Obwohl schon lange tot, sterben die beiden in diesen Tagen. Sie waren beide weder gut noch böse, sondern nur Ausdruck eines erbitterten Konkurrenzkampfes, den eine dritte Macht nun aus der Welt räumt.
Dieser dritten Macht kann man verschiedene Mäntel umhängen. Entscheidend ist, dass sie die Welt unter einem Zepter vereint.