Ein Journalist, der durch die Hölle ging

Hater gab es schon immer. Heute sind sie vernetzt und schwer bewaffnet. Ihre Geschütze: YouTube, Facebook, Twitter. Seit 18 Monaten werden meine Familie und ich im Netz von rechtsextremen Gruppierungen und Verschwörungstheoretikern gezielt unter Beschuss genommen. Das umstrittene NetzDG hat uns eine kurze Atempause verschafft. Doch das eigentliche Problem sitzt woanders.

Wie alles begann

Wer die Geschichte nicht schon kennt, hier in aller Kürze: 2016 wurden meine Familie und ich Augenzeuge des LKW-Terroanschlags in Nizza, bei dem 86 Menschen getötet wurden. Acht Tage später war ich in der Nähe des Olympia-Einkaufszentrums in München, als dort ein Amokläufer 9 Menschen erschoss und die ganze Stadt in Panik versetzte. Als langjähriger Reporter und Nachrichten-Moderator habe ich von beiden Tatorten für die ARD berichtet, was mir und meiner Familie in der Folge zum Verhängnis wurde.

In unzähligen YouTube-Videos, Postings auf Facebook und auf Twitter wurden meine Frau, meine Tochter und ich aufgrund meiner Berichte (und vielleicht der Tatsache geschuldet, dass meine Frau Jüdin ist) bezichtigt, Teil einer internationalen Verschwörung zu sein, der sog. New World Order (NWO). Ziel dieser geheimen Organisation: durch inszenierte Terrorakte („Hoaxes“ oder auch „FalseFlag“-Angriffe) die Weltherrschaft zu erlangen. Haben wir anfangs über diesen Irrsinn noch gelacht, ist meiner Familie und mir das Lachen nach und nach im Hals stecken geblieben.

Unser Kampf gegen diesen Psycho-Terror geht nun bald ins dritte Jahr. In den zurückliegenden Monaten habe ich viel gelernt über US-Konzerne wie Facebook oder Google, über unser Rechtssystem und über die tatsächliche Strafverfolgung von Hatespeech. Vor allem aber habe ich viel über unsere Gesellschaft gelernt. Vieles davon hätte ich vor nur zwei Jahren nicht für möglich gehalten.

Unsere Gerichts- und Anwaltskosten sind gewaltig. Hinzu kommen die schlaflosen Nächte, die Tränen und die zwischenmenschlichen Konflikte, die nicht nur unser Privatleben, sondern auch das Verhältnis zu meinem Arbeitgeber auf die Probe gestellt haben.

Damit das alles nicht völlig umsonst war (und weil ich vor lauter Rechtsstreitigkeiten kaum noch zum Bloggen gekommen bin), hier meine Erkenntnisse, die ich im Kampf gegen den Online-Hass gewonnen habe. Vielleicht helfen diese Schilderungen ja dem einen oder anderen von Euch, solltet Ihr mal in eine ähnliche Situation geraten. Glaubt mir, das geht schneller als man denkt. Was früher eher nur für Promis oder Politiker galt, betrifft heute in den sozialen Netzwerken jeden. Im Netz sind wir alle Celebrities.

Eine unglaubliche Geschichte! Hier nachzulesen:

https://www.gutjahr.biz/2018/01/hatespeech/

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