Seltsame Dinge passieren. Immer wieder.

Inzwischen hat sich jeder von uns schon mindestens einmal mit dem Antigen-Schnelltest getestet. Das tut ja nicht weh. Mein Jüngerer, der kleine Strizzi, hat seiner Freundin einen zweiten Strich auf die Skala gemalt, während sie unter der Dusche stand. Dann gab er fünf lange, bange Minuten nicht Entwarnung. Was sich liebt, das neckt sich. Mehr war das nicht. Die Freundin muss sich in ihrem Job ohnehin dauernd testen.

Der Antigen-Schnelltest, den Frau Rendi-Wagner so beworben hat, ist zum täglichen Begleiter geworden. Meine Männer haben die Hosentaschen voll mit diesen Tests. Kleiner Test zwischendurch gefällig? Damit wir uns küssen können? Oder noch mehr?

Hoch lebe das prickelnde Geschäft mit den Tests!

Mitten hinein in die Frage, ob man den Hund auch testen könnte, fiel dieser plötzlich um. Nichts ging mehr. Seine Beine (sagt man bei einem Hund 'Beine'?) versagten ihm den Dienst. Mit letzter Kraft schleppte er sich in seine Hütte und steckte hinter dem Vorhang die Schnauze heraus.

Oje, oje! Nun ist es so weit! Unser Hund verlässt uns! Er muss doch schon vierzehn Jahre alt sein. Oder gar fünfzehn?

"Wir kaufen dir einen neuen Hund, einen, der dauernd kläfft, damit dir nicht langweilig wird!" sagten die Männer, und: "Wein' nicht!"

Ich und weinen? Weinen tun nur die Hoffnungslosen. Schnell graste ich die Symptomlisten im Internet durch. Erbrechen, schiefe Kopfhaltung, Gehprobleme, Gleichgewichtsstörung, Futterverweigerung - geriatrisches Vestibularsyndrom?

Ich las: "Gewöhnen Sie sich daran, dass Sie Ihren Hund füttern müssen!"

Die Männer sagten: "Du hast ja Zeit. Du kannst den Hund füttern."

Also fütterte ich den Hund. Er war plötzlich wählerisch geworden. Nur das Beste vom Besten nahm er mit seinem Maul aus meinem Handteller. Das normale Futter verschmähte er. Den Kopf hielt er schief wie der Fenstergucker im Stephansdom. Und er schaute so fragend dabei. Was ist los mit mir? Wollte er das fragen?

Kein Bellen ertönte mehr.

Seufz!

Ich fütterte ihn und fütterte ihn, machte ihm einen gemütlichen Platz in der Sonne. Dort legte er seinen Kopf auf die Pfoten und döste vor sich hin. Aufs Clo ging er einen Meter von seinem Liegeplatz entfernt. Er konnte ja nicht mehr laufen.

Dann ging es schnell wieder aufwärts. Am fünften Tag der Fütterung kam neues Leben in ihn. Am sechsten Tag stand er wackelig auf. Am siebten Tag torkelte er durch den Garten und wäre fast in den Krötenteich gefallen. Am achten Tag ging er fast schon normal. Am neunten Tag ging ich erstmals wieder Gassi mit ihm.

Inzwischen rennt er bereits wieder wie ein übermütiger Welpe über die Wiese und verscheucht die Krähen. Es blieb keine schiefe Kopfhaltung zurück.

Nun grüble ich. Was hatte der Hund nur? Hat er sich das Coronavirus eingefangen? Mir scheint, die ganze Welt hat schon Corona. Es gibt nichts anderes mehr als Corona.

Corona steuert unsere Welt und unser Denken.

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pirandello

pirandello bewertete diesen Eintrag 24.03.2021 13:51:56

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