Heute ist von verschiedenen Intelligenzformen die Rede, von der sozialen Intelligenz, der praktischen Intelligenz, der Intelligenz, die in klassischen Tests gemessen wird, der emotionalen Intelligenz und so weiter.
https://de.wikipedia.org/wiki/Theorie_der_multiplen_Intelligenzen
Das klingt sehr interessant und kommt in einzelnen Fällen auch zum Tragen. Diese Unterteilung kann man sich im Grunde aber sparen, denn was nützt einem Anwalt beispielsweise seine sprachliche Intelligenz, wenn er keine emotionale Intelligenz besitzt, wenn er die Gefühle von Klienten und Kontrahenten nicht verstehen kann?
Stattdessen sollte man besser nicht aus den Augen verlieren, was die Evolution unter Intelligenz versteht: Die Fähigkeit eines Individuums, sich so rasch wie möglich an veränderte Umstände anzupassen - damit das Überleben in der Gemeinschaft gesichert ist. Ein universal intelligenter Mensch ist wachsam und aufmerksam, seine Fühler sind immer ausgestreckt. Er versucht möglichst viele Details zu erfassen, um ein schlüssiges Ganzes daraus zu formen. Es drängt ihn zu logischen Schlussfolgerungen, weil nur im folgerichtigen Denken er den für sich wahren Sachverhalt finden kann. Logik verkörpert die Wahrheit schlechthin für ihn. Was logisch ist, ist wahr. Alles andere zählt nicht. Der intelligente Mensch achtet automatisch auf die Zeichen der Zeit, da sie ihm sagen, wohin der Weg führt. Das will und muss er zu seiner eigenen Sicherheit wissen. Seine Sicherheit ist auch die der anderen, schließlich lebt man auf demselben Planeten, gehört zur selben Spezies. (Soziale Intelligenz)
In der Politik sucht man auf weiten Strecken die Intelligenz vergeblich, da die hierarchischen Strukturen ihre Entfaltung und ihr Ausleben bremsen. Intelligenz ist keine statische Größe, die einem Kind in die Wiege gelegt wird, sondern sie passt sich den Lebensumständen des Individuums und seinen geistigen Aufgaben an. Armut, Sorgen, Unfreiheit und viele andere Dinge können die Entwicklung der Intelligenz negativ beeinflussen. Das ist der Grund, warum in Armutsländern die Menschen weniger intelligent sind oder scheinen - sie können sich nicht sorgenfrei entwickeln und entfalten. Erfahrungsgemäß schneiden Kinder aus desolaten oder ökonomisch schwachen Elternhäusern eher schlechter bei schulischen Leistungen ab. Die soziale Intelligenz dient oft als Sprungbrett in die Leistungsgemeinschaft.
Kommen wir zum Punkt! Die Intelligenz in der Politik ist heute auf die Denkfabriken beschränkt, in denen Menschen mit hoher theoretischer Intelligenz arbeiten und der Politik vorgeben, was zu tun ist oder wäre, damit man erfolgreich überlebt. Diese Denkfabriken, die für Europa arbeiten, sind in ihrer Grundstruktur politisch links organisiert, da sie Globalisierung und Bündnisse bewerben. Zur Beachtung: Was sich vereinigt und das Bündnis mit anderen sucht, ist als politisch links zu bewerten, auch dann, wenn es von rechten Inhalten wie Handel und Wirtschaft getragen wird. (Inhalte sind jederzeit veränderbar.)
Die von den Denkfabriken vorgegebene Politik der EU ist daher eindeutig als politisch links - und als intelligent - einzustufen. Sie folgt intelligenten Anweisungen, passt sich den Umständen der Zeit an und sichert unser Überleben.
Als dumm und einfältig ist hingegen die nationale Politik zu bewerten, die der EU-Politik untergeordnet ist und in der wortstarke Führer lediglich die einfachen Bürger gängeln, um gemeinsam(e) Ängste einzudämmen.
Es könnte sich zwischen EU und nationaler Politik um ein symbiotisches Verhältnis handeln, wobei der Informationsstatus ungeklärt ist. Es ist nicht sicher, ob sich beide ihrer Bedeutung und Berufung bewusst sind. Hierfür bedürfte es einer politischen "Psychoanalyse".
Jedenfalls ist der Intelligenz in Brüssel die Dummheit der Nationalstaaten vorgeschoben, was zumindst einen dämpfenden Effekt auf die Wutbereitschaft des europäischen Kleinbürgers hat. Dieser tröstet sich in seiner Entfremdung von gewohnten Verhältnissen mit der Wahl von rechten Recken, nicht ahnend, dass diese nur ein bisschen spielen dürfen, aber insgesamt dem Weg Brüssels folgen müssen. Die EU ist quasi der Wirt, die nationalen Führer und ihre Gefolgschaft sind die Gäste oder Schmarotzer, je nachdem, wie kooperativ die Nationalisten sind. Hätte man die Macht beizeiten zentralisiert, hätte man die Wahlen abschaffen müssen und dann hätte es eine Revolte gegeben. So aber hat man zehn Prozent der Macht, ein Quäntchen, gerade genug, um damit Unfug anstellen zu können, in den Händen der nationalen Marionetten belassen und die Welt scheint in Ordnung zu sein.
Natürlich ist die Welt gar nicht in Ordnung. Wenn der Tag gekommen ist, an dem Diplomatie zur Gefährdung der Diplomaten selbst wird, darf nicht länger gönnerhaft der Tranquilizer namens "Nationalstaatlichkeit" an die aufmüpfigen Denkunwilligen verschrieben werden. Ein Tranquilizer kann verheerende Folgen haben, wenn man sich nebenbei doch noch aufregt. Das kann direkt zum Herzinfarkt führen. Daher wäre es angebracht, das Arztspiel langsam zu beenden. Man appeliere an die europäische Intelligenzija!