Krähen können auch einen Bezug zu den Objekten herstellen, die der Mensch, den sie kennen, benützt.
Manchmal liest man, die klugen Vögel würden die Menschen an den Gesichtern erkennen, doch auch das ist nur die halbe Wahrheit. Krähen erkennen "ihre" Menschen auch von hinten.
Wie machen sie das? Wie schaffen sie das?
Ich erlebe es fast täglich: Ich verlasse mein Haus oder ein Gebäude, in dem ich mich aufgehalten habe, und gehe zum Auto. Ich sehe nirgends eine Krähe. Doch dann kommen sie geflogen, von hinten. Sie sehen mich nicht von vorne. Manch eine stürzt im Tiefflug auf mich herab und rauscht knapp an meinem Kopf vorbei. Der Luftzug ihrer Flügel streift meine Wange. Das heißt: "Gib uns etwas! Wir haben Hunger!" Inzwischen erschrecke ich nicht mehr bei diesem kecken Manöver.
Meistens, aber nicht immer, trage ich kleine Leckerbissen in der linken Jackentasche mit. Die rechte Jackentasche ist für Geld, Karten und Autoschlüssel da. Der Inhalt der linken Tasche gehört den hungrigen Tieren, die ich unterwegs treffe. Alles hat seinen Platz.
Ist meine linke Tasche zufällig einmal leer, fliegen die Krähen voraus zu meinem Auto, setzen sich aufs Autodach und warten dort auf mich. Sie können das Auto meiner Person zuordnen und scheinen zu wissen, dass es spätestens beim Öffnen des Kofferraums Futter gibt.
Was für intelligente Wesen! Es gibt Menschen, die ziemlich unfein über Krähen schimpfen. Einmal hat mir ein Passant gesagt, Krähen seien dreckiges Ungeziefer, vergleichbar mit Ratten. Dieser "Mensch" war nicht halb so intelligent wie eine Krähe oder Ratte. Ein Haus voller Krähen und Ratten wäre mir lieber als die Gegenwart eines solchen Zeitgenossen.
Die Krähen kennen mich an verschiedenen Orten, denn wo ich auch bin, kein Tier soll Hunger haben. Es gibt immer etwas. Für die kleineren Vögel führe ich normales Wildvogelfutter mit, für die größeren gibt es Markies. Sie sind innen mit Fleisch gefüllt und erinnern die Tiere an Nüsse.
https://www.zooplus.de/shop/hunde/hundesnacks/pedigree/markies/2090
Sie müssen die vermeintlichen Nüsse aber nicht von Stromleitungen auf die Straße werfen, um sie zu knacken, sondern die Markies springen von selbst auf, wenn sie am Asphalt aufschlagen.
Während des Lockdowns bin ich manchmal nur herumgefahren, um die Vögel zu füttern. Die Imbißstände haben geschlossen, keine Krümel fallen zu Boden. Die Tauben sind extrem hungrig. Ein Kilo Sonnenblumenkerne wird im Nu verschlungen.
Einst sind sie uns in die Stadt nachgefolgt. Man nennt sie Kulturfolger. Speziell die Tauben haben ihre gewohnte Ernährung aufgegeben, um in der Stadt überleben zu können. Sie fressen normalerweise Samen, diese finden sie in der Stadt aber nicht ausreichend.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kulturfolger
https://www.peta.de/themen/stadttauben/
Dürfen wir diese Tiere, die auf uns angewiesen sind und die auch so klug sind, verhungern lassen?