Als vor vielen Jahren ein alter Bekannter von mir starb und die Medien seiner gedachten, umfassten in der Kurier-Todesanzeige die diversen Titel, Orden und Ehrenzeichen des Mannes eine halbe Seite, eine halbe Seite einer großformatigen Tageszeitung. Wahnsinn! dachte ich damals. Der Mann war sogar Ehrensenator der Stadt Wien gewesen. Was musste er nicht alles geleistet haben! In der Tat war er sehr fleißig und willensstark. Vom Nationalsozialismus verfolgt, baute er sich mit 30 Jahren ein zweites Mal eine Existenz auf und saß mit 90 Jahren noch in seinem Büro. Er ging vom Büro direkt ins Grab. Die Auszeichnungen hatte er sich wohl redlich verdient.

Daran musste ich wieder denken, als ich kürzlich las, dass Heinz-Christian Strache letztes Jahr, 2017, das große Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich verliehen bekam. Wie bitte? Der Hetzer der Nation bekam einen Staatsorden? Für sein Hetzen gegen Migranten?

Er war schon 2012 für den Orden nominiert gewesen, Bundespräsident Fischer verweigerte aber die Unterschrift, weil Strache die Akademikerballnacht mit der Reichskristallnacht verglichen und die Herrschaften von der FPÖ als "neue Juden" bezeichnet hatte.

Bundespräsident van der Bellen hat nun im Vorjahr die Ordensverleihung unterschrieben. Man glaubt es kaum.

Man kann nicht glauben, dass sich die Damen und Herren Politiker mit Orden selbst beweihräuchern. Da hängt einer dem anderen einen Orden um den Hals, wenn sie gemeinsam die Republik an die Wand fahren. Wo bleibt die Ethikkommission? In welchem Panoptikum leben wir? Ein Orden ist eine Auszeichnung! Wofür wird ein Rechtspopulist ausgezeichnet? Fürs Lügen?

Man höre und staune: Sobald ein Politiker 10 Jahre im Parlament sitzt, bekommt er einen Orden. Das ist Heiteres Bezirksgericht in der Realität.

https://diepresse.com/home/innenpolitik/5251457/Strache-erhaelt-doch-noch-Orden-der-Republik

Man braucht sich über nichts mehr zu wundern. Je älter und erfahrener man wird, desto mehr mutiert diese Welt zu einem einzigen Kabarett. Ob das der Sinn des Lebens ist, am Ende zu erkennen, dass wir alle nur Narren unserer selbst sind?