Wenn nicht, was für eine Gesellschaft sind wir dann?
Ich wurde noch in dem Bewusstsein erzogen, dass man zu etwas kommt, wenn man etwas leistet. Demzufolge machte ich mich mit 23 Jahren selbständig und fand es normal, meinen vollen Einsatz zu geben, um meinen Kindern alles kaufen zu können, was ihr Herz begehrt. Ich habe meine Kinder verwöhnt und war stolz darauf, denn es kam von meiner Hände Arbeit. Fast jeden Tag ging ich mit meinen Flöhen einkaufen und wir waren glücklich und zufrieden. Kapitalismus pur - könnte man sagen. Doch es war ein verdienter Kapitalismus, wie ich heute noch meine. Kino? Keine Zeit! Disco? Keine Zeit! Oft war ich bis Mitternacht und länger im Betrieb und fuhr in den Arbeitsklamotten nach Hause, weil ich zu müde zum Umkleiden war. Das machte mir nichts aus. Es war eine notwendige Randerscheinung. Von nichts kommt nichts. So war ich geprägt worden. Dass meine Kinder trotz meines vollen Einsatzes im Arbeitsleben nie einen Kindergarten von innen gesehen haben, werte ich als zusätzlichen Beweis meiner Leistungsbereitschaft. Nie hätte ich dem "Kapital" meine Kinder untergeordnet! Alles musste gleichzeitig zu bewältigen sein. Der Erfolg hängt nur von der inneren Zuversicht ab.
Blicke ich mich heute unter den jungen Leuten um, ist von Leistungsbereitschaft nicht mehr viel zu sehen. Jeder glaubt, das Geld fiele vom Himmel. Zum Teil tut es das auch. 863 Euro fallen pro Monat für junge Menschen vom Himmel, die von Leistung noch nie etwas gehört haben. Wie soll man das einordnen? Ist es richtig oder falsch?
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Danke!
Ich bin nicht der Meinung, dass der Mensch ein Arbeitstier sein sollte. Der Mensch sollte auch Zeit haben, Hobbys und Künste zu pflegen. Es dient der inneren Zufriedenheit. Nur physisch schuften zehrt an der Substanz.
Aber! Alles Leben ist auf Geben und Nehmen ausgerichtet. Beides sollte in gesunder Relation zueinander stehen. Wer nicht geben kann, kann auch nicht nehmen, das heißt, er kann das Gegebene innerlich nicht annehmen und verwerten. Wer viel gibt, bekommt viel (zurück). Wer wenig gibt, bekommt wenig (zurück). Wer nie bekommt, kann nichts geben.
Die Leistung des Einzelnen ist ein Angebot, eine Gabe an die Gesellschaft. Wer ein schönes Bild malt und es öffentlich ausstellen lässt, gibt auch eine Leistung an die Gesellschaft weiter. Die Gesellschaft kann dieses Bild betrachten, es kaufen, ihr Heim damit schmücken und sich freuen.
Man muss sich nicht abrackern, bis man physisch zusammenbricht. Aber irgendetwas sollte jeder Mensch der Gesellschaft geben können, in der er lebt. Er bekommt sonst nichts (zurück). Auf lange Sicht hat das gravierende Auswirkungen auf die Gesellschaft. Sie wird geistig verarmen, wenn kein Mensch mehr etwas geben kann. Wenn der Prozess des Gebens und Nehmens nicht mehr funktioniert, steht das Rad still.
Das Geben und Nehmen kann nie "aus der Mode kommen", weil es Teil einer universalen Ordnung ist. Der Mensch kann sich dem nicht verschließen. Sogar Geburt und Tod sind Teil des Geben-und-Nehmen-Prozesses.
Leben wird uns gegeben, Leben wird uns genommen. Zwischen dem einen und dem anderen sind wir selbst Teil des Ganzen. Wir sind ein kleines Räderwerk im großen Rad.