Liberal zu sein, ist wohl das Vernünftigste in dieser Zeit. Damit zieht man seinen Kopf aus der Schlinge, geht weder den einen noch den anderen auf den Leim.
Das dachten sich an diesem Wochenende auch die Slowaken, als sie die liberale Anwältin und Mutter von zwei Kindern Zuzana Čaputová zur Präsidentin ihres Landes wählten.
Die Wahlbeteiligung war zwar niedrig, aber wer wählen ging, erteilte sowohl den Konservativen als auch den Sozialdemokraten eine deutliche Abfuhr. In die Amtszeit der Sozialdemokraten fällt der noch immer ungeklärte Mord an dem investigativen Journalisten Ján Kuciak und seiner Verlobten.
Kuciaks Tod löste die Aufdeckung einer Reihe von Verbindungen slowakischer Politiker zu kriminellen Geschäftsmännern und der organisierten Kriminalität aus (kalabrische Mafia).
Obwohl eine Million Euro Belohnung (!) für zielführende Hinweise ausgeschrieben ist, können die Mörder des Journalisten nicht ermittelt werden.
Zuzana Čaputová ist eindeutig pro-europäisch und superliberal. Sie befürwortet auch das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare und sie ist Bürgerrechtlerin und Umweltaktivistin - eine beinahe perfekte Person.
Man kann den Slowaken nur gratulieren. Den Bürgern tut man vermutlich Unrecht, wenn man Osteuropa pauschal verdammt. Es sind nicht die Bürger, die von gestern sind, sondern es sind nationalistische Kreise, die Osteuropa beherrschen wollen.
Es ist jedenfalls interessant zu sehen, wie Bürger sich entscheiden, wenn Wahlen nicht durch falsche Einflussnahme manipuliert werden. Diese Präsidentenwahl dürfte kaum manipuliert worden sein, weil sie zu unwichtig war. Und prompt entschieden die Wähler anders als erwartet.