Der Hass auf "die Deutschen". Sind sie präpotent und wollen allen anderen etwas diktieren?

Wer sich in Südeuropa ein wenig umhört, wird immer wieder hören, dass die Deutschen "unerträglich", "präpotent" und "beherrschend" seien. Urteile, die man auch in Paris oder Großbritannien findet. Durch das Tauziehen um die Griechenland-Rettung – und so manche Wortmeldung von Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble – sind sämtliche alte Ressentiments gegen unsere liebsten Nachbarn wieder aufgebrochen. In Österreich beobachtet man das Treiben mit der uns eigenen Schadenfreude.

Immerhin werden "die Deutschen" ihre dunkle Geschichte in den Augen der Welt nicht los, während "die Österreicher" dank geschickter Verdrängung und vorgetäuschter Opfermythen mit weißem Westchen amüsiert-pikiert das Näschen über die Germanen rümpfen können.Deutsche Politiker – etwa Frau Merkel oder Herr Schäuble – werden immer wieder als Nazis dargestellt. Hier tut man beiden freilich Unrecht. Deutsche Politik ist weit immuner und sensibler gegenüber jeglichen rechtsextremen Tendenzen als etwa die hiesige. Auch dank Medien wie zum Beispiel Bild, die sich immer klar gegen Antisemitismus ausgesprochen haben.

Bei Griechenland hat sich das Blatt gewendet. Direkt trotzig reagieren deutsche Medien und Politiker auf die bislang chaotische Syriza-Regierung in Athen. Die Bild fährt gar eine aggressive Kampagne.Merkel hat noch ein letztes Mal widerwillig eingelenkt. Ihr Finanzminister möchte allerdings immer noch einen "Regime-Change", sagen selbst die wohlmeinenden Beobachter. Und hier ist auch die Erklärung für den neuen (alten) Hass auf "die Deutschen" zu finden: Berlin gibt in Europa längst wieder den Ton an. Gegenüber Griechenland hat Deutschland aber die demütige Bescheidenheit, mit der der Wirtschaftsmotor der EU seit 1945 lebte, abgelegt. Das erschreckt einige. Vielleicht sollte die deutsche Politik – und mit Ihr die Medien – einfach ein Mittelmaß finden. Weder zu viel Demut, noch ausufernde Besserwisserei sind angebracht. Deutschland muss sich nicht länger selbst geißeln, genau so wenig aber müssen andere EU-Staaten sich vorschreiben lassen, wie sie leben oder wen sie wählen sollen. Am Ende werden sie ohnehin selbst die Konsequenzen ihres Handelns zu tragen haben.

Der Hass auf "die Deutschen" - es handelt sich um ein Volk von über 80 Millionen Menschen - ist natürlich ungerecht und alles andere als angebracht. Aber die Herzen Europas werden Merkel und Co mit ihrem Stil trotzdem nicht gewinnen. Vielleicht sollten beide Seiten umdenken und trotz brühend heißen Temperaturen wieder abkühlen. Europa zuliebe.

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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:11

fischundfleisch

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