"Gut, dass die Israelis wieder Netanjahu gewählt haben", "Ja, ich freu mich auch", twitterten in Nacht auf Mittwoch manche. Und, es waren überraschenderweise nicht nur Rechte, US-Republikaner oder überzeugte Zionisten. Im Gegenteil. In der "Juhu, wir haben weiter Netanjahu"-Fraktion fanden sich auffallend viele prononcierte Gegner des Staates Israel.Ein genauerer Blick auf diese Tweets - die sich vom Nahen Osten nach Europa bis hin in die USA zogen - lüftete das Geheimnis. "Mit einem linken Premier würde es schwerer fallen Israel effektiv weltweit zu bekämpfen und die Israelis zu vertreiben", schrieben da einige in faszinierender Offenheit.Netanjahu und seine rechten Partner sind der Stoff aus dem die Träume der vehementen Israel Gegner sind? Klar.Die Wiederwahl Bibis bedeutet weiterhin wild West Rhetorik und rabiate Politik. Seine rechts-nationalistischen Partner werden auch künftig für rassistische Sager sorgen. Das heilige Land kann damit immer leichter isoliert werden. Frei nach dem Motto: Die Israelis seien selbst schuld, wenn "die solche Politiker wählen".Das ist besonders für jene (vielen) Israelis bitter, die hofften, dass sich eine neue Mitte-Links-Regierung stärker den hohen Wohnkosten als der Sicherheit widmen würde.Das kleine Land im Nahen Osten - das übrigens so groß wie New Jersey ist - muss freilich unter jedem Premier verdammt viel Geld für sein Überleben ausgeben. Weil Israelis eben das Pech haben von besonders liebreizenden Nachbarn umringt zu sein: Hisbollah, Hamas, Al Qaida, ISIS - sie alle sind teilweise nur wenige Kilometer von Israels Grenzen entfernt.Jene, denen es nur um die Auslöschung Israels geht, sollten hier zu lesen aufhören. Jene, die das Israel-Ergebnis aber zu verstehen suchen, sollten noch ein paar Zeilen folgen.Wieso wurde Netanjahu mit 30 Mandaten wieder Erster?Ein genauer Blick auf die Wahlergebnisse gibt Aufschluss: Während in der liberalen Strandstadt Tel Aviv und den bürgerlichen Vororten davon - Ramat Gan und Herzlia - das Wahlbündnis von Isaac Herzog und Zipi Livni Erste wurde, triumphierte Benjamin Netanjahu im Süden und Norden des Landes. Stadt/Land-Phänomen?Nein, aber während Tel Aviv, Herzlia und Co meist von den Raketen der Hamas aus Gaza verschont bleiben, sind es die Bewohner im Süden und im Norden, die immer wieder durch Hamas oder Hisbollah-Angriffe bedroht sind.Netanjahu-Wähler gaben ihm auch aus Angst die Stimme. Darüber kann man spotten oder man versucht diese Menschen zu verstehen.So lange sie den Eindruck haben, dass US-Präsident Obama oder der EU ihre Sorgen und Ängste völlig egal sind, werden sie eben weiter rechten Angstparolen folgen. Die "alle sind gegen uns"-Parolen gehen in Israel eben ebenso gut rein wie in Österreich, Griechenland, Russland oder sonst einem Land.
Die Netanjahu-Macher waren also stark jene in den USA und Europa, die sich seine Abwahl so sehnsüchtig wünschten.Die Likud von Netanjahu wurde übrigens mit nicht einmal 25 Prozent der Stimmen zur Nummer eins.Wo liegen zum Beispiel der Front National in Frankreich oder die FPÖ in Österreich in Umfragen derzeit schnell?PS: 1) Jene, die mir jetzt erklären wollen Israel sei "ein Apartheid"-Staat: bitte andere an-agitieren.2) An Netanjahu-Fans: Ja, ich weiß, dass Israelis wählen dürfen, wen sie wollen. Das ist nur ein Kommentar, also meine subjektive Meinung.
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