Friedliche Nebenstraße in Graz, ich auf dem Heimweg. In Gedanken. Sehe aus den Augenwinkeln, dass jemand an mir vorbeigeht. „Grüß Gott!“ sagt er betont. Ich drehe mich, schaue, wer da gegrüßt hat. Ich hab‘ nicht den automatischen Grußreflex, ich will wissen, wen ich grüße. Er, schon einige Schritte weiter, dreht sich auch um. Gut gekleidet ist er, ganz der Typ gutbürgerlicher Senior. Und energisch ist er, auch ein bisserl von der Herrenreiterattitüde hat er. „Grüß Gott hab ich gesagt!“ schnarrt er. „Kennen wir uns?“ frage ich. Vielleicht verwechselt er mich ja mit jemand. Ich werde es nicht erfahren, er bleibt mir die Antwort schuldig. Stattdessen weist er mich zurecht: „Man grüßt, wenn man gegrüßt wird!“ Dem widerspreche ich nun: „Sehe ich nicht so. Ich grüße Menschen, die ich kenne …“ und würde ihm auch gern erklären, dass das situationsbedingt auch ganz unterschiedlich sein kann. Er kürzt das aber ab, mit tragender Stimme: „Arrogantes Arschloch!“
Offenbar kennt er mich wirklich, würde Kerosina sagen. Jedenfalls, ich war den ganzen Nachmittag in der Stadt unterwegs gewesen, hab Bekannten zugenickt, Menschen aus allen Kontinenten getroffen, das eine oder andere Lächeln geschenkt oder geerntet, bin niemand zu nahe getreten und niemand ist mir zu nahe getreten … außer dieser penetrante, selbstherrliche Grüßaugust. Ich weiß schon, vielleicht ging es ihm ja nur gerade schlecht oder er hat irgendein Problem oder ist der Meinung, es wäre an der Zeit, auch den heimischen Gottesgruß wieder mit Vehemenz zu propagieren … letzten Endes bin ich ihm auch dankbar. Der Nachmittag wäre sonst fad und ereignislos verlaufen, und ich hätte keinen Anlass gehabt, wieder mal auf fuf zu schreiben.
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