Das wird nichts mehr mit der biologischen Uhr. Letztlich hat eine Freundin ungefragt das Bild eines kleinen Jungen in unsere WhatsApp-Gruppe gepostet, nachdem wir uns stundenlang Fotos von süßen Katzen virtuell um die Ohren geschmissen haben. War – ich gebe es zu – ein richtiger Showstopper für mich. Kein Fell, keine rosa Tatzen, ein richtiger kleiner Kerl eben. Also so: Ohhhh. Und bei mir? Nix. Nada. Niente. Nun ich bin fast 40 und könnte mit der Familienplanung getrost abschließen. Wenn mir auf der Strasse eine Frau mit Kinderwagen und Hund begegnet, stürze ich mich wie eine Besessene auf den Hund, während der Rest der Adoranten das Wunder Mensch bestaunt. Auch im Büro bleibe ich teilnahmslos sitzen, wenn eine karenzierte Mum mit ihrem Nachwuchs anrückt. Ich hab's versucht mich den verzückten Ohhhhs anzuschließen, die sie auslösen wenn sie samt Brei und Baby anrücken – kam mir aber dann doch irgendwie verlogen vor.
Ich mag die Kinder meiner Freundinnen, klar, aber wahrscheinlich auch weil sie die Kinder meiner Freundinnen sind. Und ich mag kleine Mädchen lieber als kleine Jungs. Aber das war's schon. Woran das liegt? Mein Hormonspiegel ist einigermaßen in Ordnung, die Tante kommt pünktlich, auch wurde ich weder kinderfeindlich noch übervorsichtig erzogen. Aber: Schon im Sandkistenalter ließen mich die Baby-Puppen kalt. Und beim Vater-Mutter-Kind-Spielen wollte ich immer – no na net – die Katze sein. Dementsprechend lasch ging ich in meiner Sturm- und Drang-Phase mit dem Thema Verhütung um. Ich meinte gar, jegliche Befruchtungsgefahr von weitem riechen zu können. Nur einmal ließ ich mir von einem Gspusi mitten in der Nacht die Pille danach holen, weil das verwendete Kondom seiner Männlichkeit nicht Herr wurde. Der Junge war Sportler und drogenfrei, ich könnte förmlich spüren wie seine top-fitten Spermien sich auf die Suche nach meinem Ei machten. Die grauenvollen Gerüchte, ich würde mich im Krämpfen winden, bewahrheiteten sich übrigens nicht. Sie ist ja keine „Abtreibungspille", sondern verhindert bloß die Befruchtung indem sie den Eisprung verschiebt. Dabei sind die inoffiziellen Abtreibungszahlen in Österreich erschreckend. Schätzungen gehen von 30.000 pro Jahr aus. Und das ist grauenvoll. Weil nicht jeder Katzen lieber als Kinder hat, und seine Entscheidung bitter bereuen könnte. Ich für meinen Teil bin froh, dass ich mich entscheiden konnte. Und ebenso froh bin ich, dass meine Entscheidung nicht mehr so oft angezweifelt wird. Ich bin kein Grinch, kein Kinder-Hasser, kein champagner-saufender Egomane, ich bin auch nicht frustriert darüber, dass sich mein wertvolles Erbgut im Sand der Geschichte verlieren wird. Ich habe ein autonomes Urteil getroffen. Es steht im Widerspruch zu dem, was die Mehrheit tut und für richtig hält. Das war keine Idee, die sich einfach über Nacht entwickelte. Die Entscheidung keine Kinder zu haben, macht mich nicht weniger zur Frau als Frauen, die entschieden, Mutter zu werden. Klar, wir wurden fast alle mit der biologischen Voraussetzung geboren, zu gebären, aber wir sind nicht alle dazu bestimmt, Mütter zu sein. Von mir bleiben bloß meine Worte und meine Taten und meine Werte. Und jede Menge Katzenhaare. Das reicht, finde ich.
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