Laut AKH-Professor Johannes Huber wollen Männer viel weniger Sex als früher. Nun, richtig, ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der Männer immer und überall kopulieren wollten und Frauen mit ‚Sorry Schatz, ich habe Kopfschmerzen' geantwortet haben. Oder, falls cooler, auch mit „I have the pussy, I make the rules". Das war eine schöne Zeit. Leider hat uns niemand darüber informiert, dass sie vorbei ist. Die einst umworbenen Göttinnen schlichen mit gebeugtem Haupt durch die Straßen, verwirrt, orientierungslos. Allein mit ihren Gefühlen der Scham und der Unzulänglichkeit. Bis die erste Desperate am Damenabend das zuvor mehrfach geleerte Glas erhob und die Worte sprach: „Mein Alter fickt mich kaum mehr". Der Bann war gebrochen. Die Katze aus dem Sack. Heute ist es ganz normal: Frauen, vor allem jenseits der 30, wollen oft mehr Sex als Männer. Woran das liegt?...

Klar, hat der sehr verehrte Professor Huber Recht mit seiner Annahme Recht, dass die galoppierende Unlust der Männer mit der weiblichen Verfügbarkeit zusammenhängt. Die Weiber sollen sich gefälligst zieren, denn nur eine bewegliche Beute interessiert das männliche Reptiliengehirn. Was tun? Nicht, dass Frauen schlechte Schauspielerinnen wären, trotzdem erscheint es ein wenig würdelos, zu tun, als ob man partout nicht wolle, nur damit man endlich ordentlich gevögelt wird. Ich persönlich komme bei soviel Selbstverbiegung nicht mit. Also habe ich bereits versucht, mich zum Sex zu verabreden, ein fixes Date zu vereinbaren – ein pragmatischer Zugang, der jegliche Leidenschaft killt und den Mann zusätzlich unter Druck setzt. Könnt Ihr vergessen. Ich habe auch offeriert, mich außer Haus bedienen zu lassen, also nur rein körperlich versteht sich. Hui. Da hat's Granada gespielt. Quasi „Wenn dich schon jemand NICHT vögelt, dann ICH". Diese beiden Exit-Strategien können Sie getrost auslassen. Und Masturbation ist auf Dauer auch keine Lösung.

Versucht also den Mann als lebendiges, gefühlsbegabtes Wesen mit Seele zu begreifen, selbst wenn er jahrhundertelang einen anderen Zug gesteuert hat. Aber: Tragischerweise hat der Gute auch seine Befindlichkeiten. Vielleicht fühlt er sich angesichts der Werbung, Videoclips und der mittlerweile alltäglichen Porno-Flut zu dick, zu alt oder zu kleinschwänzig. Vielleicht tut ihm tatsächlich der Rücken weh. Oder er hat ganz in echt argen Stress. Burnout. Was weiß ich. Ja, der Mann ist auch nur Mensch, vor allem, wenn der Testosteronspiegel langsam sinkt. Wer eine hirn- und herzlose Fickmaschine will: Bitte sehr, die kann man mittlerweile im Internet bestellen. Also mal locker bleiben, Ladies. Und Initiative ergreifen. Nein, Stop, keine Sorge: Ihr müsst nicht gleich im Spitzenwäsche den Abwasch machen oder eine Nutte für den ersehnten Dreier anheuern - außer es macht ihnen Spaß. Aber mal ehrlich, Ihr wisst doch genau, welche Vorlieben Euer Alter hat. Und wenn nicht: Redet darüber, das ist manchmal Vorspiel genug. Bei mir hat es zum Beispiel wahre Wunder gewirkt, als ich meine Einstellung zum Thema Deep Throat überdacht habe. Schon allein für die Revanche hat sich ausgezahlt, meine Mascara auf dem Altar der Liebe zu opfern. Und: Ist der Bann erst mal gebrochen, kann man sich eigentlich schon wieder entspannen. Denn die meisten Männer halten es à la longue mit Woody Allen: „Wenn Sex richtig gut ist, dann macht er richtig Spaß. Wenn er nicht ganz so gut ist, dann macht er trotzdem noch verdammt viel Spaß!

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