Mein Verständnis von der Formel 1 reicht nicht weit. Das gefährliche Halbwissen, das ich mein Eigen nenne, verdanke ich Filmen, Büchern und Dokumentationen. Gut, einmal war ich in Monaco am Grand Prix, das war sehr laut und sehr teuer und die Partys von fast übelkeitserregender Dekadenz. Aber ich habe ein Gefühl von der Sache, ein ungefähres. James Hunt war offenbar ein cooler Hund, ein Draufgänger und Frauenheld –  und Niki Lauda so was wie ein genialer Streber. Jochen Rindt ein Charismatiker mit einer tollen Frau an seiner Seite. Und Senna? Ist 20 Jahre nach seinem Tod unvergessen. „The Magic" wäre heuer 54 Jahre alt geworden. Keine Ahnung, warum, aber der Brasilianer hat mich schon immer fasziniert. Als Mensch, sogar als Mann –  was aber auch daran liegen könnte, dass er mit seinen 175 cm immer noch 5 cm kleiner war als ich es bin, aber seine meisten Kollegen immerhin überragte. Dünn sind sie alle, eh klar. Meinen wahren Traummann müsste man aus einem f1-Cockpit wahrscheinlich raus schneiden. Aber Senna – der hatte was.

Er stammte aus wohlhabendem Hause. Bereits mit vier Jahren kauften ihm seine Eltern das erste Gokart. Er war derat von seinen Fahrkünsten überzeugt, dass er mitunter arrogant wirkte. Senna war kein Underdog, kein Oberschüler, sondern schlicht und ergreifend einfach, und man erlaube mir jetzt den Ausflug ins Religiöse: Gott begnadet. Sein Ehrgeiz war manisch. Rau, hart, sogar rücksichtslos. Er liebte den Sieg. Vielleicht erklärt diese Sucht nach der Bestätigung, dass der sanftmütige Senna auf der Strecke zur Rabiatperle wurde. Seine Entschlossenheit zu siegen – oder zumindest Recht zu behalten – kippte bisweilen ins Gewalttätige. Trotzdem war er warmherzig. Eine Melange der Gegensätze und das personifizierte Können. Senna war DER Mann. Eine Legende. Frauen spielten in seinem Leben allerdings nur die zweite Geige – und selbst das lässt ihn attraktiv wirken.

Und jetzt? Gibt’s den Vettel. Wui. Und auch sonst nur Milchbubis. Mir persönlich reißt nur einer was raus: Der Iceman. Trockenhumorig, unangepasst, feierfreudig, stur – ich liebe ihn. Der Finne, der gern mal besoffen von einer Yacht fällt oder als James Hunt in einem Gorilla-Kostüm auftritt, ist herrlich anders. Nicht so aalglat wie der Rest. Außerdem ist Kimi Räikkönen einer der beständigsten Fahrer der Formel 1. Mit ihm sollte jede vernünftige Frau einen Vodka-Aufguss in der Sauna wagen.

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