Eigentlich wollte ich ja über Sex mit leblosen Dingen schreiben, aber dann sind mir die vielen, armen Männer in der Vorstadt eingefallen, die mit welchen verheiratet sind. Nein, also jetzt ganz im Ernst, dieser Fetisch hat einen Namen – Objektophilie oder Objektsexualität. Menschen mit dieser Neigung haben mit der Venusfalle Mensch endgültig Schluss gemacht und sich dafür für ein Auto, eine Lok, einen Laptop auf Ebay oder eine Nachbildung eines berühmten Gebäudes entschieden. Aus ganzem Herzen und nicht ohne erotische Begierde. Sehr oft jedoch fällt die Wahl auf einen Baum. Der ist nicht ganz so leblos, weshalb es sich hierbei um die Spielart der Dendrophilie handelt.
Erst unlängst geisterte die Geschichte einer 31-jährigen Frau aus London durch die Medien, die mit ihrer Liason mit Tim, einer stämmigen Buche, für einiges Aufsehen sorgte. Außerdem schwärmte sie vom besten Sex, den sie je hatte, mit dem holzigen Liebhaber. Für den Akt zieht sie sich aus und reibt sich an seiner Rinde. Manchmal kommt sie allerdings auch einfach nur zum Reden vorbei. In Schottland hätte die Gute weniger Glück gehabt: Dort tobte sich ein zwanzigjähriger Mann halbnackt an dem Baum aus (Gattung unbekannt) – ein Gericht verhängte daraufhin ein Verbot, wonach er keinen Fuß mehr in den Park setzen darf. Falls es sich bei dem Mann um einen aufrechten Dendrophilen und nicht um einen stockbesoffenen Schotten mit Liebeskummer handelt, ist dieses Verbot für ihn sicherlich ein Drama.
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Warum ich von Sex mit Bäumen rede? Weil ich die Anziehungskraft der Natur kenne. Ich bevorzuge es allerdings unter einem Baum zur Tat zu schreiten, keinenfalls aber mit einem. Optimalerweise im Stehen, da meine Naturverbundenheit nicht bis zu jenem Punkt reicht, an dem man seinen Intimbereich mit Laub, Erde und krabbelndem Getier teilt. Vielleicht rührt diese Begehrlichkeit von den vielen Spaziergängen her, die mein Freund und ich am Anfang unserer damals noch nicht offiziellen Beziehung gemacht haben. Sogar das erste Mal passierte im schweigendem Einverständnis und im Schatten einer riesigen Tanne, das Höschen bei den Knöcheln, die Flipflops fest im Gatsch. Seitdem werde ich beim Wandern des öfteren scharf, aber dies ist nicht unbedingt ein Nachteil, früher wurde mir beim Wandern einfach bloß fad.
In Österreich kann die Leidenschaft im Freien allerdings leider auch teuer werden: 360 Tagessätze und bis zu sechs Monate Haft drohen, so man sich von einem Ordnungshüter entdecken lässt – welche im tiefen, dunklen Wald allerdings gottseidank selten anzutreffen sind. Der Kick erwischt zu werden, ist nämlich so gar nicht meines. Deswegen beneide ich die Dänen. Diese haben einen Art Sex-Atlas für erotische Stunden in freier Natur zur Verfügung gestellt bekommen. Der Naturschutzverband gab bereits vor einigen Jahren eine Karte zum Auffinden verschwiegener und gleichzeitig attraktiver Plätze heraus. Verbandssprecherin Lene Midtgaard bat sogar um die Zusendung von Tipps, da wäre ich ganz vorne dabei, so Dänin. Vermutlich ist allerdings ein Kriterium, dass man mindestens eine Stunde hatschen muss bis man den geeigneten Sex-Spot entdeckt. Eine gut getarnte "Trimm Dich!" Werbung, denn eine gewisse Fitness ist beim Sex unter Bäumen immer gefragt.
Ansonsten kann ich nicht viele Anregungen zu diesem Thema liefern. Oja, eine vielleicht doch: Niemals in der Dämmerung zum Liebesakt an der Rinde schreiten. Sonst ist ihr Partner nicht der einzige, der zum Stich kommt.
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