Eine afrikanische Schriftstellerin hat dem woken Westen ins Gewissen geredet: Eine «Epidemie der Selbstzensur» würde zum «Tod der Neugierde, zum Tod des Lernens und zum Tod der Kreativität» führen, erklärte die international ausgezeichnete Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie in einem BBC-Vortrag.
Die in Nigeria geborene 45-Jährige wurde vor allem für ihre Werke «Half of a Yellow Sun» und «Americanah» bekannt. Sie lebt abwechselnd in den USA und in Nigeria.
Nach ihrer Überzeugung würden vor allem junge Menschen «mit der Angst aufwachsen, Fragen zu stellen, aus Angst, die falschen Fragen zu stellen». Das aber bedrohe die Freiheit, und «kein menschliches Unterfangen erfordert so viel Freiheit wie die Kreativität.»
Nach Ansicht von Adichie würde Salman Rushdies umstrittener Roman «Die satanischen Verse» heute «wahrscheinlich nicht» veröffentlicht werden. «Würde er überhaupt geschrieben werden?», fügte sie hinzu. «Wahrscheinlich nicht.» Rushdie war Anfang des Jahres bei einer Literaturveranstaltung angegriffen und schwer verletzt worden.
Die Literatur werde zunehmend «durch ideologische und nicht durch künstlerische Linsen» betrachtet, meint Adichie. Dies aber negiere die Idee der Literatur. Besorgt äussert sie sich darüber, dass manche Menschen ihre Meinung nicht mehr ausdrückten, weil sie befürchteten, bösartiger Kritik ausgesetzt oder zur Zielscheibe der Cancel-Culture zu werden.
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