Wolfgang Koydl
Vor 1 Stunde
Es gibt gewisse Gemütszustände, in denen sich der Charakter eines Menschen offenbart. Siegeszuversicht gehört dazu.
Wer bleibt im Taumel besonnen, bedenkt die langfristigen Folgen seiner Handlungen? Und wer lebt Rachegelüste aus, schert sich keinen Deut um bleibende Schäden?
Wolodymyr Selenskyj besteht diesen Charaktertest nicht.
Seit seine Truppen vorrücken, kennen seine Ziele, seine Forderungen keine Grenzen mehr. Seine Selfie-Videos werden immer verstörender. Hass spricht aus seinen Worten und aus seiner Mimik.
Kiews Kriegsziele scheinen nicht mehr auf die Rückeroberung aller Gebiete beschränkt zu sein. Der ukrainische Generalstabschef fordert Langstreckenraketen, die Ziele „tausende von Kilometern“ weit in Russland treffen können. Damit solle die Zivilbevölkerung den Krieg spüren.
Zugleich fragt die Ukraine ungehalten, wo zum Teufel die von der EU versprochenen Milliarden blieben. Eine Verzögerung von nur einer Woche sei „nicht akzeptabel“.
Einen Tiefpunkt stellte die – wie immer theatralisch inszenierte – Unterzeichnung des Dekrets vor, mit dem Selenskji Gespräche mit seinem Kriegsgegner Wladimir Putin unter Strafe stellte.
Das ist einzigartig in der Geschichte der Kriegsführung. Seit Pharaonen mit Hethitern kämpften, hielten sich streitende Parteien immer die Möglichkeit zum Dialog auf höchster Ebene offen.
Was aber bezweckt Kiew damit?
Strebt man einen totalen Sieg über Russland, einen Diktatfrieden an? Das wäre vermessen, es sei denn, die USA und die Nato steigen offen in den, dann nuklear ausgetragenen, Konflikt ein.
Oder will man einen Regimewechsel in Moskau? Entmachtet Putin und dann reden wir vielleicht mit euch? Das ist nicht minder vermessen.
Es wäre höchste Zeit, Selenskyj zur Seite zu nehmen und ihm zu raten, es nicht zu übertreiben.
Seine Geld- und Waffengeber in Washington und London wären dazu jederzeit in der Lage. Doch sie tun es nicht, weil sie die eigentlichen Kriegstreiber sind. Sie wollen den Regimewechsel, sie wollen die Zerschlagung Russlands.
Dies offen zuzugeben trauen sie sich nicht. Dann würde man gar am eigenen Leib die Folgen eines Krieges zu spüren bekommen. Das geht gar nicht.
Deshalb lässt man Selenskji reden, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Und deshalb wird ihn auch niemand stoppen.
Quelle: