„Lasse mir doch nicht von ein paar Gehirn-Akrobaten vorschreiben, was ich singen darf"
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In meiner Jugend und weit darüber hinaus war die Musik „Heino“ verpönt. Jetzt bin ich kurz davor, ein Fan des Volksmusik-Giganten zu werden. Nicht, weil sich mein Musikgeschmack grundlegend geändert hätte. Es ist die „Haltung“ von Heino, bzw. nach heutigem Politiksprech genau das Gegenteil von „Haltung“, die mich für den Sänger mit der markanten Sonnenbrille eingenommen hat.
Im „Sat.1“-Frühstücksfernsehen sprach sich Heinz Georg Kramm, wie der 84-Jährige mit bürgerlichem Namen heißt, ganz entschieden gegen das Gendern aus. „Denen haben sie ins Gehirn geschissen“, sagte er in Richtung der Sprach-Verunstalter. Als ihn die Gesinnungswärter in den sozialen und nicht sozialen Medien daraufhin attackierten, zeigte Heino das, was man in Spanien respektvoll „Cojones“ nennt: Er machte in einem Interview mit der Münchner „Abendzeitung“ nicht nur deutlich, dass er zu seinen Aussagen bei „Sat.1“ stehe und es nicht bereue.
„Ich lasse mir doch nicht von ein paar Gehirn-Akrobaten vorschreiben, was ich singen darf. Wo kommen wir denn da hin? Die Mehrheit ist klar gegen das Gendern und dieser Wahnsinn muss endlich mal aufhören“, sagte Heino dem Münchner Blatt.
Die Fernsehleute hatten den Sänger angespitzt, weil er unter anderem Lieder wie „Layla“ oder „10 nackte Friseusen“ auf seinem neuen Album hat, dessen Name „Lieder meiner Heimat“ sicher den meisten rot-grünen Journalisten schon per se verdächtig ist. Auf die Frage, ob so etwas noch zeitgemäß sei, antwortete Heino mit dem oben bereits zitierten „ins Hirn geschissen“-Spruch und folgender Ankündigung: „Ich werde weiter von der schwarzen Haselnuss singen, ich werd’ weiter ,Lustig ist das Zigeunerleben‘ singen.“ Er werde sich von seinen Liedern nicht abbringen lassen, denn sie seien „ein Stück Kulturgut“.
Für „Sat.1“ war das offenbar zu viel. Die Sendung ist laut „Focus“ in der Mediathek des Senders nicht mehr aufrufbar. Ob die Fernsehmacher je nach Reaktion entscheiden werden, ob sie diese Streichung später als „technischen Fehler“ rückgängig machen oder als Musterbeispiel für politische Korrektheit verkaufen?
Die Zensur-Kultur – neudeutsch „Cancel-Kultur“ – hat inzwischen Ausmaße erreicht, die man sich bis vor Kurzem nicht vorstellen konnte.
Aus der Mediathek mögen sie Heino gestrichen haben – dafür hat er sich mit seinem Mut einen Platz in den Herzen vieler Menschen erobert. Auch in meinem.
Quelle: Reitschuster .DE