Die Rockefeller-Stiftung und die WHO gründen eine Partnerschaft zur „globalen Pandemievorsorge im Zeitalter des Klimawandels“.
Wer sich für Politik interessiert, kommt gegenwärtig nicht umhin, sich über das Treiben von Stiftungen, Think Tanks und sonstigen NGOs zu informieren, die zwar nicht demokratisch legitimiert, aber dennoch äußerst einflussreich sind. Jüngstes anschauliches Beispiel dafür ist der Skandal um den Ex-Staatssekretär Patrick Graichen und die Denkfabrik „Agora Energiewende“ (wir berichteten hier und hier).
So kann eine Pressemitteilung der Rockefeller-Stiftung durchaus Unbehagen auslösen, zumal die Stiftung schon in der Vergangenheit etwa durch das sogenannte Lockstep-Szenario und konkret durch die Unterstützung digitaler Impfpässe aufgefallen ist (wir berichteten hier). Am 23. Mai veröffentlichte die Stiftung im Rahmen der 76. Weltgesundheitsversammlung in Genf eine Pressemitteilung mit dem Titel: „Die Rockefeller Foundation und die Weltgesundheitsorganisation kündigen eine Partnerschaft an, um die globale Pandemievorsorge im Zeitalter des Klimawandels zu erweitern“. Dazu muss man wissen, dass die Rockefeller-Stiftung schon im Januar 2022 als Nicht-Regierungsorganisation in die offiziellen WHO-Partnerschaften aufgenommen worden ist.
Nun gehen die Rockefeller Foundation und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine neue Partnerschaft zur Stärkung des WHO Hub for Pandemic and Epidemic Intelligence (zu deutsch etwa: WHO-Drehscheibe für Pandemie- und Epidemieaufklärung) ein. Mit insgesamt fünf Millionen US-Dollar sollen überwiegend Projekte des WHO-Hubs beschleunigt werden, die „die globale Zusammenarbeit bei der genomischen Überwachung, der Einführung von Datentools zur Erkennung von Krankheitserregern und der Bewertung von klimabedingten Ausbruchsgefahren“ vorantreiben. Der Hub for Pandemic and Epidemic Intelligence hat seinen Sitz in der Prinzessinnenstraße in Berlin und wurde im September 2021 mit Unterstützung der damaligen Bundesregierung gegründet. Gründungspartner waren das Robert-Koch-Institut und die Charité-Universitätsmedizin Berlin.
Auf der Webseite der Bundesregierung heißt es: „In der Corona-Pandemie haben wir erlebt: Der Anstieg einer bestimmten Krankheit in einem Land kann auch den Anstieg dieser Krankheit in einem weit entfernten Land beeinflussen.“ Daher sei es wichtig, erste Anzeichen früh zu erkennen und schnell zu handeln. Das gehe jedoch nur, wenn die Länder und ihre Organisationen zusammenarbeiten – auch wenn sie sehr unterschiedlich seien und geografisch weit voneinander entfernt lägen. Das Global Hub for Pandemic and Epidemic Intelligence sei die globale Plattform für Pandemieprävention und bringe verschiedene staatliche, akademische und private Einrichtungen aus der ganzen Welt zusammen.
Krankheit und Klima
Leiter des Hubs und gleichzeitig stellvertretender WHO-Generaldirektor ist Dr. Chikwe Ihekweazu. Er wird zitiert mit den Worten: „Die Covid-19-Pandemie hat gezeigt, dass die Überwachung von Krankheiten, die Zusammenarbeit zwischen den Interessengruppen [„stakeholders“] und die gemeinsame Nutzung von Daten für die Gesundheitssicherheit absolut unerlässlich sind – denn die Weltgemeinschaft war nicht gut vorbereitet. Angesichts der zunehmenden Bedrohung durch den Klimawandel freuen wir uns über die Partnerschaft mit der Rockefeller Foundation, die eine neue Ära der globalen Zusammenarbeit bei der Pandemieaufklärung einleiten wird.“ Und Dr. Rajiv Shah, Präsident der Rockefeller Foundation, sagte: „Der Klimawandel erhöht sowohl das Risiko einer weiteren globalen Pandemie als auch die Notwendigkeit, zusammenzuarbeiten und Daten auszutauschen. Glücklicherweise macht uns der WHO Pandemic Hub schon jetzt intelligenter [„smarter“] und sicherer, indem er hilft, Gefahren zu erkennen, Lösungen zu finden und Länder und Kontinente miteinander zu verbinden. Wir sind stolz darauf, mit dem Hub eine Partnerschaft einzugehen, um seinen Fokus auf die Verhinderung von Pandemien, die durch den Klimawandel ausgelöst werden, zu stärken.“
Spätestens hier fragt man sich, worauf die Betonung des angeblichen Zusammenhangs von Pandemien und Klimawandel abzielt. Könnten in Zukunft etwa globale Maßnahmen gegen den als unhinterfragbar gesetzten Klimawandel damit begründet werden, dass vermeintliche Pandemien verhindert werden sollen? Auch die Behauptung, dass zukünftige Pandemien vor allem durch weltweit abgestimmte Maßnahmen überwunden werden könnten, ist mehr als fragwürdig angesichts der verheerenden Auswirkungen der orchestrierten Corona-Maßnahmen. Oder soll etwa der Weg für lukrative Forschungsfelder geebnet werden? Zu den von der Rockefeller Foundation unterstützten Projekten des Hubs gehört nämlich u.a. der Ausbau der globalen genomischen Überwachung durch das am 20. Mai ebenfalls in Genf neu gegründete International Pathogen Surveillance Network IPSN (zu deutsch etwa: internationales Überwachungsnetzwerk für Krankheitserreger). Das IPSN soll laut WHO dazu beitragen, neue Erreger schneller zu erkennen sowie die Ausbreitung und Entwicklung von Krankheiten besser zu verfolgen, bevor sie zu Epidemien oder Pandemien werden. Es strebt eine Welt an, „in der jedes Land gleichberechtigten Zugang zu nachhaltigen Kapazitäten für die Genomsequenzierung und -analyse als Teil seines öffentlichen Gesundheitsüberwachungssystems hat“. Durch Lobbyarbeit und Kommunikation auf höchster Ebene solle die genomische Überwachung auf der globalen Agenda gehalten werden.
In einer Pressemitteilung vom 20. Mai informiert die WHO zum Hintergrund der IPSN-Gründung wie folgt: „Die Pathogengenomik analysiert den genetischen Code von Viren, Bakterien und anderen Krankheitserregern, um zu verstehen, wie infektiös sie sind, wie tödlich sie sind und wie sie sich verbreiten. Anhand dieser Informationen können Wissenschaftler und Beamte des öffentlichen Gesundheitswesens Krankheiten identifizieren und verfolgen, um Ausbrüche im Rahmen eines umfassenderen Krankheitsüberwachungssystems zu verhindern, darauf zu reagieren und um Behandlungen und Impfstoffe zu entwickeln.“ Würden von der WHO also gegebenenfalls neue Impfkampagnen lanciert werden? WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus wird zitiert mit: „Wie uns die COVID-19-Pandemie so deutlich vor Augen geführt hat, ist die Welt stärker, wenn sie zusammensteht, um gemeinsame Gesundheitsbedrohungen zu bekämpfen.“ Und es wird allen Ernstes behauptet: „COVID-19 hat gezeigt, welch entscheidende Rolle die Erregergenomik bei der Reaktion auf Pandemiebedrohungen spielt. Ohne die schnelle Sequenzierung des SARS-COV-2-Genoms wären die Impfstoffe nicht so wirksam gewesen und hätten nicht so schnell zur Verfügung gestanden.“ Apropos: Auch die Einrichtung des IPSN wurde mit Mitteln der deutschen Regierung unterstützt.
Neue Lehren für das „Infodemie-Management“
Dazu kommt noch eine weitere Initiative, die die WHO im April dieses Jahres gegründet hat: die Initiative „Preparedness and Resilience for Emerging Threats“ („Vorsorge und Resilienz für neu auftretende Bedrohungen“, kurz: PRET). Durch sie soll die Vorbereitung auf Pandemien verbessert werden. Sie umfasst „die neuesten Instrumente und Ansätze für gemeinsames Lernen und kollektives Handeln, die während der COVID-19-Pandemie und anderen jüngsten Notfällen im Bereich der öffentlichen Gesundheit entwickelt wurden“ und „bietet eine Plattform für die Zusammenarbeit nationaler, regionaler und globaler Akteure“. PRET konzentriert sich zunächst auf Erreger der Atemwege. In einer 112 Seiten umfassenden Publikation zu PRET geht die WHO auch auf Fehlinformationen und „Infodemie“ ein. Auf Seite 3 heißt es etwa, dass Lehren aus COVID-19 hinsichtlich des „Infodemie-Management“ gezogen werden müssen. Und auf Seite 41 ist zu lesen: „Infodemie kann nicht eliminiert werden, sie kann nur gemanagt werden.“ Dies könne durch Entwicklung und Umsetzung von Kommunikations- und Verhaltensänderungsstrategien erfolgen. Dafür hat die WHO schon 2021 die Plattform EARS entwickelt: Auf dem EARS-Dashboard sollen alle möglichen öffentlich zugänglichen Online-Quellen durchsucht werden können, um anhand von Schlüsselwörtern festzustellen, „worüber die Menschen gerade sprechen“ und welche Absichten sie haben.
Darüber hinaus soll durch die Partnerschaft von WHO und Rockefeller-Stiftung eine digitale Plattform in Zusammenarbeit mit data.org entwickelt werden, um die Kommunikation der globalen Gesundheitsbehörden in Echtzeit zu ermöglichen. Auch die datenwissenschaftliche Initiative Global.health, die von der Rockefeller-Stiftung gemeinsam mit dem Mastercard Center for Inclusive Growth (zu deutsch: Mastercard-Zentrum für inklusives Wachstum) gegründet wurde, soll genutzt werden. Letzteres fördert nach eigener Aussage „ein gerechtes und nachhaltiges Wirtschaftswachstum und finanzielle Inklusion weltweit“ und betreut den „philanthropischen“ Mastercard Impact Fonds. Demnach handelt es sich hier also nicht allein um eine Partnerschaft zwischen WHO und Rockefeller-Stiftung, sondern geradezu um ein Stelldichein von global agierenden Stiftungen, Organisationen und Initiativen. Das Vokabular der WHO-Pressemitteilung gleicht übrigens erstaunlich demjenigen von Bill Gates in seinem Buch „Wie wir die nächste Pandemie verhindern“ (unsere Rezension finden Sie hier). Das Erstaunen hält sich allerdings in Grenzen, wenn man weiß, dass die Gates-Stiftung der größte private Geldgeber und nach Deutschland der zweitgrößte Geldgeber überhaupt der WHO ist. Offenbar geht es auch bei der „Partnerschaft zur globalen Pandemievorsorge im Zeitalter des Klimawandels“ nicht nur um Gesundheit.
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