Nord-Stream-Sabotage: Tauchexperte zerpflückt «Andromeda»-Theorie. Seiner Meinung nach muss ein zweites Team am Werk gewesen sein

Die Verantwortlichen für die Sprengung der Nord-Stream-Pipelines sind auch zwei Jahre nach dem Anschlag nicht offiziell identifiziert. Laut der deutschen Generalbundesanwaltschaft soll eine kleine Gruppe ukrainischer Ex-Militärs die Sprengladungen mithilfe des Segelboots «Andromeda» an den Ort des Geschehens gebracht haben.

Dieser Darstellung widerspricht der Leiter der Wasserrettung Halle, Sven Thomas. Im Talk der Bild-Zeitung weist der Tauchexperte und Unterwasser-Archäologe auf die Widersprüche der «Andromeda»-Theorie hin. Um ein Segelboot an Ort und Stelle zu halten, sei schwere Ausrüstung erforderlich – zumal bei heftigem Seegang, wie er an den infrage kommenden Tagen im Herbst 2022 vorgeherrscht habe. Die «Andromeda» habe lediglich einen 25-Kilo-Anker mit knapp 100 Meter Kette an Bord gehabt, zu wenig also, um siebzehn Tonnen Boot und Ausrüstung zu stabilisieren.

Das Gewicht der für die Operation notwendigen Ausrüstung schätzt Thomas auf mindestens vier Tonnen. Notwendig seien dafür Tauchflaschen, Helium-Flaschen, Kompressor, Sprengstoff und ein Unterwasserscooter zum Rangieren der Sprengsätze am Meeresboden gewesen. Ohne den Einsatz eines Krans wäre das Segelboot bei dem Versuch, die schweren Bombensätze ins Wasser zu hieven, gekentert, so Thomas.

Und selbst wenn sie ins Wasser gelangt wären: Die Ausrüstung der Taucher habe kaum genug Bewegungsspielraum gelassen, die sperrigen Sprengsätze in 90 Meter Wassertiefe an den Pipelines zu befestigen.

Thomas weist auch darauf hin, dass die Explosionsorte nordöstlich und südöstlich von Bornholm bis zu 76 Kilometer auseinanderlagen, folglich die Crew die notwendige Prozedur von einem wackeligen Segelboot aus mehrmals hätte absolvieren müssen.

Und zu guter Letzt: Das Schadensbild bei drei der vier Explosionen spräche für den Einsatz von Grundminen. Diese könnten nur von grösseren Schiffen per Ladekran abgesetzt werden – etwa von dem griechischen Öltanker «Minerva Julie», der im September 2022 im fraglichen Gebiet unterwegs war.

Thomas’ Fazit: Mit der «Andromeda» allein konnte der Anschlag unter keinen Umständen durchgeführt werden. Dafür war mindestens noch ein weiteres Team mit anderer Ausrüstung nötig.

Quelle: Weltwoche

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