Die scheidende amerikanische Regierung unter Joe Biden hat ein Rahmenwerk vorgestellt, um die Kernenergie als Schlüssel für saubere Energie zu stärken. Bis 2050 soll die Kernenergiekapazität der USA verdreifacht werden – unter anderem durch neue Reaktoren, Modernisierungen und die Wiederinbetriebnahme stillgelegter Reaktoren.
Zur Verdreifachung der Kernenergiekapazität der USA sollen neue Reaktoren gebaut, Kernkraftwerke modernisiert und bereits stillgelegte Reaktoren wieder in Betrieb genommen werden. Im Bild das 2022 stillgelegte Kernkraftwerk Palisades, das Ende 2025 wieder seinen Betrieb aufnehmen soll.
Quelle: Holtec International
Die USA verfügen über 94 Kernkraftwerkseinheiten mit einer installierten Nettogesamtleistung von rund 97 GWe. «Die Kernenergie liefert derzeit etwa 20% des Stroms des Landes und die Hälfte des kohlenstofffreien Stroms Amerikas auf sichere, saubere, zuverlässige und erschwingliche Weise», teilte das Weisse Haus mit. Die Biden-Regierung habe investiert und Massnahmen ergriffen, um den Klimawandel zu bekämpfen und die Kernenergie als Schlüssel für den Übergang zu sauberer Energie zu fördern.
«Verstärkte Investitionen in die sichere und verantwortungsvolle Nutzung der Kernenergie und der damit verbundenen Lieferketten werden unsere nationale Sicherheit stärken, die Zuverlässigkeit und Widerstandsfähigkeit der Energieversorgung erhöhen und das Wirtschaftswachstum in Amerika fördern», heisst es in der Mitteilung des Weissen Hauses. Um darzulegen, wie die Kernenergiekapazität in den USA sicher und verantwortungsvoll erweitert werden soll, ist im November 2024 ein Rahmenwerk mit Massnahmen unter dem Titel «Safely and Responsibly Expanding U.S. Nuclear Energy: Deployment Targets and a Framework for Action» veröffentlicht worden.
Wiederinbetriebnahme stillgelegter Reaktoren und Zubau neuer Reaktoren
Im Rahmenwerk steht: «Die Regierung der USA hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 200 GW an neuer Nettokapazität [an Kernenergie] bereitzustellen, was einer Verdreifachung der Kernenergiekapazität der USA von 2020 entspricht.» Die neuen Kapazitäten sollen durch den Bau neuer Anlagen der Generation III+ und der Generation IV in Form von grossen Reaktoren sowie kleiner, modularer Reaktoren (SMRs) und Mikroreaktoren geschaffen werden. Zudem sollen die Leistung der bestehenden Reaktoren gesteigert und aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegte Reaktoren wieder in Betrieb genommen werden. Als kurzfristigere Massnahme wird laut Rahmenwerk das Ökosystem für den Einsatz von Kernenergie angekurbelt, damit bis zum Jahr 2035 in den USA neue Kapazitäten von 35 GW in Betrieb genommen oder gebaut werden können. Bis 2040 soll der jährliche Zubau an neuer Kernenergiekapazität auf 15 GW hochgefahren werden.
Gemäss dem Kernenergie-Nachrichtenportal NucNet zielen die Strategie der Biden-Regierung und damit das oben beschriebene Rahmenwerk auf Netto-Null-Emissionen bis 2050 hin, «was die kommende Trump-Regierung voraussichtlich aufgeben wird». Die verstärkte Nutzung der Kernenergie wird jedoch parteiübergreifend im Kongress unterstützt und der designierte Präsident Donald Trump befürwortete während seiner Wahlkampagne den Bau neuer Kernreaktoren.