Heute befasse ich mich mit einem Thema, das eine Alternative zu den üblichen, hier getätigten Veröffentlichungen darstellt. Also keinerlei Erwähnung von Krieg, Terror, Asylanten, Extremisten, Hass, Populismus udgl. Ein Thema, so unschuldig wie ein frisch geschlüpfter Hundewelpe, und so harmlos wie die Stürmer der Österreichischen Fußballnationalmannschaft. Und doch ein Thema, das geeignet ist, so gut wie jede Frau emotional aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ladies and Gentlemen: Es geht um den schlimmsten Feind der strumpfhosentragenden Frau: Die Laufmasche!
Fast könnte sie einem Leid tun. Die Laufmasche ist verhasst. Man versucht alles, um ihr Auftauchen zu verhindern. Erscheint sie trotzdem auf der Bildfläche, und das tut sie irgendwann auf jeden Fall, es ist bloß eine Frage der Zeit, dann verbreitet sie blankes Entsetzen und Panik. So wie bei der gemeinen Zecke, bleibt ihre Existenzberechtigung weitestgehend im Verborgenen.
Obwohl, diese Behauptung ist nicht ganz richtig. Bekanntermaßen gibt es, hauptsächlich unter den Herren er Schöpfung, eingefleischte Strumpfhosenfetischisten. Manchen genügt der Anblick eines bestrumpften Frauenbeines bereits, andere erfahren wiederum eine Steigerung ihrer Erregung, wenn sie der Dame des Vertrauens beim Sex die Strumpfhose vom Leib reissen können. Die sind also eher entzückt beim Anblick einer Laufmasche, könnte man, ihrer Ansicht nach, doch ganz ungeniert dort weitermachen, wo das Unglück seinen Anfang(slauf) genommen hat...
Bei den Frauen jedoch steigt die Qualität des Ärgers parallel mit zunehmender Preisklasse der Strumpfhose. Sorgt eine Laufmasche in der € 2,90-Diskontstrumpfhose nur dann für Unbehagen, wenn man unterwegs ist und darauf vergessen hat, eine Ersatzstrumpfhose einzupacken (Merke: die Frau von Welt sollte immer ein zweites Stück dabei haben), erfährt das gleiche Missgeschick bei der € 49-Strumpfhose von Palmers eine ganz andere Dimension. Man geht beim Öffnen der Plastikverpackung wie beim Entschärfen einer Atombombe zu Werke, nur um in weiterer Folge, sobald man das erste Bein der Strumpfhose über den Fuß gezogen hat, erst recht den Erzfeind zu erblicken. Nun kann der Beobachter ohne Schwierigkeiten in die Tiefen der weiblichen Psyche hinabtauchen. Je nach Belastbarkeit der Frau wird man Zeuge von verhaltenem Kichern, das sich zu einem hysterischen, und immer verzweifelter klingendem Lachanfall entwickelt, oder es eröffnet sich einem ein bis dato im Verborgenen schlummerndes südamerikanisches Temperament, das sich durch lautes Schimpfen und Fluchen äussert, ohne dazwischen Luft zu holen. Dieser Vorfall ist also bestens geeignet, Verhaltens-studien an den Mädls dieser Welt durchzuführen. Es wundert mich, warum die Großen der Psychologie hier noch nicht tätig wurden.
Natürlich gibt es auch die sogenannten "Laufmaschenfreien" Strumpfhosen. Sie versprechen ein Ende der Laufmaschen. Was natürlich trotzdem entstehen kann, sind Löcher. Und das nervt mindestens genauso, vor allem, wenn man eine schwarze Strumpfhose trägt, und plötzlich am Unterschenkel ein riesengroßes Loch klafft. So wie es mir schon mal passiert ist, als ich mit meiner Freundin im "Motto am Fluss" zum Dinner zugegen war, natürlich aufgebrezelt mit einem Kleid, Pumps und schwarzer Strumpfhose. Flugs am Tischbein hängen geblieben, wo sich offenbar ein einziger kleiner Span vom übrigen Holz abgehoben hat, und schon war besagtes Loch an der Wade sichtbar. Natürlich hab ich immer eine Ersatzstrumpfhose in der Handtasche, also ging ich auf die Toilette und wechselte. Kaum nahm ich wieder am Tisch Platz - streifte ich erneut am Tischbein, und diesmal war das Loch sogar noch größer. Ok, man kann es auch Dummheit nennen, aber normalerweise zerstöre ich selten Strumpfhosen, zumindest nicht unabsichtlich ;). Aber nach diesem Doppelmissgeschick war der Abend natürlich gelaufen, denn ich fühlte mich nun noch mehr beobachtet, und bildete mir ein, dass alle über mein schlampiges Äusseres herzogen und ich, stellvertretend für alle Transfrauen, in der Luft zerrissen wurde. Zu allem Überfluss trafen wir dann auch noch unseren Hausarzt samt Gattin, die uns an ihren Tisch einluden. Grundsätzlich sehr nett, aber ich fühlte mich natürlich extrem unwohl, weil unvollständig. Da kann einem die Psyche schon ziemliche Streiche spielen.
Und jetzt ein kleiner Exkurs für jene Männer, die ihre Frauen mit Fachwissen beeindrucken wollen: die Stärke bzw Dichte einer Strumpfhose wird in Den (Denier) eingeteilt. Denier bezeichnet die Stärke des Garns. Desto mehr Denier, desto blickdichter. Ein Den von 5-9 bezeichnet eine ultradünne Strumpfhose, ein Hauch von nichts, wo man fast befürchtet, sie reisst alleine vom Ansehen. Sie sind vor allem für den Sommer ideal. Ab 60 Den spricht man von blickdicht (Opaques), wo also von der Haut kaum bis gar nichts mehr zu sehen ist. Alles klar?
Grundsätzlich bin ich eine Befürworterin von Strumpfhosen. Ich finde, ausser bei Flip-Flops sollte Frau immer welche tragen. Strumpfhosen machen einfach schönere Beine. Und das macht uns in weiterer Folge doch alle glücklich, oder?