Die Frau Lehrer hat gesagt, wir sollen einen Aufsatz über das Thema „Liebe“ schreiben. Na dann...

Was ist eigentlich Liebe? Es wäre nicht Wikipedia, wenn man dort nicht auch dafür eine Definition finden würde. Demnach sagt Wikipedia, Liebe ist „im Allgemeinen die Bezeichnung für die stärkste Zuneigung und Wertschätzung, die ein Mensch einem anderen entgegenzubringen in der Lage ist.“ Und weiter: „Das Gefühl der Liebe kann unabhängig davon entstehen, ob es erwidert wird oder nicht.“ Aha. Die Nichterwiderung des Gefühls der Liebe haben wir wohl alle schon mehrfach erlebt. Besonders in der Teenager-Zeit. Auch wenn Liebe hierfür schon ein heftiges Wort ist, denn mangels Lebenserfahrung stellte für mich seinerzeit das Objekt jeglicher Schwärmerei zweifellos die Liebe meines Lebens dar, und es war ganz klar, dass ich nie wieder jemand so wie diese eine Person lieben könne. Oft ging es aber ganz schnell, dass sich meine Aufmerksamkeit plötzlich auf ein anderes Objekt der Begierde gerichtet hat. Und wieder zurück zum Start.

Im Laufe der Zeit, und auch mit zunehmendem Alter und ebensolcher Lebenserfahrung, lernt man, besser damit umzugehen. Und auch das Wort „Liebe“ nicht mehr so inflationär, für jegliche Sympathie einem anderen Menschen gegenüber, einzusetzen. Es muss nicht mehr die Frau mit den längsten Beinen, oder der Typ mit den schönsten Augen und dem knackigsten Hintern sein. Schönheit ist relativ, und vor allem vergänglich. Verlässlichkeit und die Fähigkeit, zu kommunizieren, sind hingegen für eine Beziehung, und die Aufrechterhaltung der Liebe, essentiell. Was nützt einem ein Supermodell im Bett, wenn es TTIP für die Aufforderung zur Gabe von Trinkgeld an den Barkeeper hält?

Liebe kann auch schmerzhaft sein. Zum Beispiel meine Liebe zu High Heels. Ich finde sie einfach sexy, und würde sie am liebsten immer tragen. Es befinden sich zwar auch flache Schuhe in meinem Schuhschrank, aber die werden eher stiefmütterlich behandelt. „Pleasure with pain“ sozusagen. Die Mädls wissen, wovon ich rede…

Es gibt aber auch ganz andere Formen der Liebe. Und sie haben unterschiedliche Auswirkungen auf das Weltgeschehen. So zum Beispiel die Liebe der Extremisten zu ihrer Religion im Allgemeinen und zu ihrem Gott im speziellen. Diese Liebe kann als pathologisch geistesgestört bezeichnet werden. Denn sie äussert sich rücksichtslos und grausam gegenüber jenen, die diese Liebe nicht teilen. Fast widert es einen an, hier von Liebe zu sprechen. Wahn wäre wohl passender.

Oder die Liebe von manchen Menschen zu Macht und Geld. Hierbei drängen sich besonders Politiker und Wirtschaftsbosse in meine Wahrnehmung. Ist nicht Ausgangspunkt jedes Krieges die Sehnsucht nach dem Stillen des Liebestriebes nach mehr Einfluss in einem speziellen Teil der Welt? Nach dem Besitz eines Gebietes mit bestimmten Rohstoffvorkommen? Oder einfach, weil es manche lieben, andere zu demütigen oder zu unterwerfen?

Im Idealfall, und speziell in unseren Breiten, sollte man davon ausgehen, dass sich Politiker um ein Amt bewerben, weil sie es lieben, für Menschen zu arbeiten, und die Welt (oder auch ihr Grätzel) zu verbessern. Man bekommt aber, als interessierter Beobachter des allgemeinen Geschehens, eher den Eindruck, es ist auch hier einfach nur die Liebe zu Macht und Einfluss, und in weiterer Folge die ungestillte Sehnsucht nach dem Liebesobjekt Geld, das Menschen dazu veranlasst, eine politische Karriere einzuschlagen. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Oder was ist mit den Eltern, die ihr Baby vegan ernähren? Tun sie es tatsächlich aus Liebe zu ihrem Kind? Oder handelt es sich dabei eher um die Liebe zur eigenen Lebensphilosophie, derentwegen sie bereit sind, ihr Kind, ungefragt, dieser Folter auszusetzen, ja fast zu opfern?

Liebe ist eine vielfältige Thematik, mit endlosen Verzweigungen, und Philosophien. Ich denke, eine Psychotherapie-Ausbildung könnte nicht schaden, um manche dieser Verzweigungen besser zu verstehen. Um auch endlich die Liebe zu verstehen, von der unsere lieben f&f-Esoterik-Prediger sprechen. Um zu verstehen, warum wir ja alle nur falsch denken. Und es keine Krankheiten gäbe, würden wir richtig denken. Auch keine Transidentität. Vielleicht hilft es mir ja, mein Leben noch mehr zu lieben. Obwohl, ich liebe es, Trans zu sein. Auch wenn es für viele nicht nachvollziehbar ist, und das Leben nicht einfacher macht, ich möchte es nicht mehr missen. Ich liebe mich.

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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 20.08.2016 23:45:02

Petra vom Frankenwald

Petra vom Frankenwald bewertete diesen Eintrag 20.08.2016 21:12:27

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