In der heutigen, von Social Medias beherrschten Zeit, gibt es im Internet, und hier vor allem auf Facebook, zahlreiche Supportgruppen für die queere Society. Manche leisten wirklich gute Arbeit, helfen bei Aufklärung, geben hilfreiche Tipps, in rechtlichen sowie sozialen Belangen. Leider, wie es halt im Leben so ist, gibt es aber auch hier so manche schwarzen Schafe.
Den Vogel abgeschossen hat vor kurzem die Plattform "Enough is Enough". Vor zwei Jahren in Deutschland gegründet, hat sie sich dem Kampf gegen Homo- und Transphobie verschrieben. Was ja grundsätzlich eine begrüssens- und unterstützenswerte Sache ist. Leider hat man sich aber von einer vernünftigen Plattform zu einer verbitterten, mit dubiosen Mitteln vorgehenden Jagdgemeinschaft entwickelt. Seit neuestem werden nämlich die Follower aufgefordert, das Internet nach Hasspostings gegen Homosexuelle zu durchforsten. Was ja an sich auch noch keine Tragik wäre. Man darf hier allerdings nicht den Fehler machen, und die Komponente Mensch ausser acht lassen. Ist der primitive Jagdtrieb erst erweckt, gibt es nämlich kein Halten mehr. So entwickelt sich diese Plattform immer mehr zu einem Sammelsurium von Anhängern einer menschenunwürdigen Hetzjagd. Zum bisherigen Höhepunkt dieses Treibens kam es vor einigen Wochen. Man hat nämlich zwei Jugendlichen nachgespürt, die durch, zugegebenermaßen, extreme Hasspostings aufgefallen sind. Man hat es aber nicht dabei belassen, die beiden bei den zuständigen Behörden anzuzeigen. Diese Vorgehensweise wäre noch absolut begrüssenswert, und auch einzig richtige, gewesen. Nein, das hat nicht gereicht. Man hat auch noch ihre Arbeitgeber ausfindig gemacht und sie bei selbigen verpfiffen. Das Resultat dieser schwachsinnigen Aktion: die eine hat ihren Ausbildungsplatz sofort verloren, der andere wurde vorübergehend freigestellt.
Homophobie zurückzudrängen, indem man zur Selbstjustiz greift, und Existenzen zerstört, halte ich für den falschen Weg. Die beiden werden ihre Meinung über Homosexuelle wohl kaum mehr überdenken, im Gegenteil. Und das einzige, was man mit dieser Aktion erreicht, ist die Befriedigung der primitivsten Rachegelüste. Der Shitstorm, der über die beiden Dumpfbacken, aber auch über diejenigen, die es gewagt haben, diese Vorgehensweise zu kritisieren, auf Facebook hereingebrochen ist, war nicht von schlechten Eltern. Da wurden einige Grenzen überschritten, oftmals wurden die beiden ursprünglichen Hassposter an Geschmacklosigkeit bei weitem übertroffen.
Hier läuft etwas gewaltig in die falsche Richtung. Den Fehler eingesehen hat man bei "Enough is Enough" allerdings nicht. Im Gegenteil, man hat jetzt sogar ein Formular entwickelt, dass es Followern noch einfacher machen soll, Hassposter zu denunzieren. Man fragt sich, wo hier in Zukunft die Grenzen gesetzt werden? Als nächstes findet man vielleicht die Privatadressen raus, und der Mob macht sich auf den Weg zu den Betroffenen und erschlägt sie? Und weil wir ja Sippenhaftung haben, sicherheitshalber den Rest der Familie auch gleich dazu? Es hat seinen Grund, warum das Gewaltmonopol beim Staat liegt, und zwar, Monopol eben, ausschliesslich dort!
Ich bereue es jedenfalls, diese Gruppe jemals unterstützt zu haben, und distanziere mich hiermit in aller Form davon.