International Day Of Transgender Visibility

Dank der allgegenwärtigen Krise zwar weitestgehend unbemerkt, und ohne große Feierlichkeiten, wird der „International day of Transgender visibility“ begangen. An diesem, jährlich am 31. März wiederkehrenden, Tag werden Transgender gefeiert. Auch, dass sie mit ihrer Gegenwart zu einer größeren Toleranz gegenüber dem, was weitestgehend als abseits der gesellschaftlichen Norm gilt, beitragen. Leider muss aber auch daran erinnert werden, welchen Diskriminierungen und Gefahren Transgender nach wie vor ausgesetzt sind.

Wer jetzt aber eine Anklageschrift erwartet, den muss ich leider enttäuschen. Dieser Tag soll ein positiver sein, an dem das Leben gefeiert wird. Daher auch ein Blog, der eher die positiven Dinge in den Vordergrund stellt.

Ich lebe meine Transidentität seit mehreren Jahren öffentlich aus, habe damit auch schon einiges an Erfahrung gesammelt. Klar, mein Vorteil ist, dass ich in Österreich lebe. Und hier muss ich einmal ganz klar eine Lanze für meine Mitbürger brechen. Trans ist in Österreich angekommen. Richtige Diskriminierung musste ich in diesem Land noch nie erfahren. Mir ist klar, dass es andere gibt, die sehr wohl auch negative Erfahrungen gemacht haben. Im großen und ganzen ist man jedoch bemüht, Transgender nicht nur nicht zu diskriminieren, sondern zu integrieren.

Ich absolviere den Großteil meiner Arztbesuche bereits als Frau, und in jeder Praxis, in der ich bis jetzt vorstellig wurde, bin ich respektvoll und sehr freundlich behandelt worden. Manchmal hab ich sogar das Gefühl, dass sich die Menschen freuen, wenn ich in der Praxis erscheine.

Im Handel hat man Transgender ohnehin längst als lukrative Einnahmequelle erkannt. Noch kein einziges mal hatte ich das Gefühl, in irgendeinem Laden nicht willkommen zu sein. Im Gegenteil, manchmal hab ich den Eindruck, als würden die Verkäuferinnen richtiggehend untereinander wetteifern, wer mir behilflich sein darf.

Zweimal wurde ich bisher, Auto fahrend, von der Polizei angehalten, und beide male lief die Amtshandlung äußerst professionell und ohne irgendein Fehlverhalten ab.

Auch geflogen (allerdings nur innerhalb Europas) bin ich schon des öfteren. Es gab noch nie ein Problem. Die Unsicherheit des Security-Personals beim Check-In in Barcelona war weniger eine Folge von Diskriminierung, als schlicht und einfach Unwissenheit geschuldet. Denn nachdem der Metal-Detektor dreimal angeschlagen hatte, wußten sie nicht, was sie mit mir machen sollten. Keiner hat sich getraut, zu fragen, weder der männliche noch die weibliche Kollegin konnten sich überwinden. Schließlich haben sie sich dazu durchgerungen, meinen bereits gecheckten Koffer nochmals händisch zu durchsuchen, auch wenn der mit dem Ertönen des Detektors nicht das geringste zu tun hatte. Irgendwie fand ich die Unbeholfenheit der beiden süß. Diese Erfahrung ist jedoch schon einige Jahre her. Letztes Jahr wurde bereits professioneller mit der Situation umgegangen.

Bei Rock-Konzerten, wo es immer Physical Body Checks gibt, überlasse ich es dem Personal, wer mich durchsuchen darf. Hier bin ich vermutlich toleranter als andere Transgender, aber ich möchte vermeiden, dass sich jemand wegen mir unwohl fühlt. Bis jetzt wäre aber eine Intervention ohnehin nicht notwendig gewesen. Ich wurde jedesmal vom weiblichen Personal gecheckt, und es gab nie auch nur ansatzweise ein Zögern. Offenbar und erfreulicherweise wird Security-Personal hinsichtlich des Umganges mit Transgender Personen geschult und sensibilisiert. Das wäre vielleicht auch eine Idee für das Security-Service von den Vereinten Nationen, wo es zwar strengste Anti-Diskriminierungs-Regeln gibt, die Kollegen mit ihrer Unsicherheit aber leider alleine im Regen stehen gelassen werden. Ich versuche so gut wie möglich zur Aufklärung beizutragen und Fragen zu beantworten. Eine allgemeine Schulung hinsichtlich Umgang mit Transgender wäre jedoch einfacher und wünschenswert. Denn der Wille, ein diskriminierungsfreies Umfeld zu schaffen, ist sehr wohl überwiegend vorhanden.

Überhaupt beruht ein vielleicht distanziertes Auftreten größtenteils eher auf Unsicherheit und Unwissen. Vorsätzliche Diskriminierung gibt es natürlich auch noch zur genüge, und jeder einzelne Fall ist einer zu viel. Der Großteil der Bevölkerung ist jedoch aufgeschlossen und tolerant genug, um einer Transgender-Person das Leben nicht unnötig zu erschweren. Klar ist mir bewusst, dass ich für Aufsehen sorge, wenn ich in die U-Bahn einsteige oder eine gastronomische oder sonstige Einrichtung betrete, und in den ersten Sekunden weiß ich die Blicke von 90 % der anwesenden Personen auf mir. Nach ein paar Sekunden haben die meisten aber genug gesehen und widmen sich wieder ihren eigenen Angelegenheiten. Und wenns wirklich jemand einmal übertreibt, reicht meistens direkter Blickkontakt, und die Person wendet sich, peinlich berührt durch das Gefühl des ertappt werdens, verschämt ab.

Ich weiß, es ist nicht ausgeschlossen, dass auch ich einmal eine negative Erfahrung machen werde, aber die positiven überwiegen ganz klar. Deshalb bin ich froh, in Wien zu leben. Und es ist an der Zeit, danke zu sagen, liebe Wiener. Für eure Toleranz und die Selbstverständlichkeit im Umgang mit Transgender. Ihr seid toll!

geralt/pixabay https://pixabay.com/de/illustrations/transsexualität-transsexuell-mann-3554250/

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