Was ich bereits seit einiger Zeit erwartet hatte, ist nun tatsächlich eingetreten. Ich wurde in meiner Arbeit als Transgender geoutet.

Wie ich bereits in einem meiner letzten Blogs geschrieben habe, trete ich in meiner Arbeit noch als Mann auf. Nun habe ich allerdings auch ein offenes Instagram-Profil. Dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis jemand aus der Arbeit dieses Profil entdeckt, war mir klar. Es war also ein Spiel mit dem Feuer. Das ich aber in Kauf genommen habe. Denn es war schon auch eine Belastung, zu wissen, dass man jederzeit in Wien jemandem von der Firma, ich arbeite bei den Vereinten Nationen, über den Weg laufen könnte. Bei über 4500 Beschäftigten muss es aber gar nicht nur Wien sein. Es ist völlig egal, wo man sich befindet, denn ich hab mir sogar schon bei Flügen aus Los Angeles und Berlin das Flugzeug, unbeabsichtigt, mit Arbeitskollegen geteilt. Auch wenn es im Endeffekt ohnehin egal gewesen wäre, wenn man in der Öffentlichkeit erkannt wird, so war trotzdem ständig ein gewisses Unbehagen spürbar.

Es gibt zwar bei uns einen Diskriminierungsschutz, der besagt, dass niemand auf Grund seiner Hautfarbe, Religion, Herkunft, Geschlecht, Geschlechtsidentität oder sexuellen Präferenzen, diskriminiert werden dürfte. Nun, das steht zwar auf dem Papier, aber gerade in dem Bereich, wo ich tätig bin, gibt es leider sehr viele konservative und altmodische Leute, die nicht so gerne über den Tellerrand hinausblicken. Und ich weiß, wie manche über Transgender und Homosexualität denken. Alleine die Reaktionen auf Conchita Wurst waren mehr als eindeutig. So war mir ursprünglich nicht so wohl bei dem Gedanken, irgendwann geoutet zu werden. Denn Mobbing kann einem, trotz Diskriminierungsschutz, das Leben zur Hölle machen. Trotzdem wusste ich, dass früher oder später kein Weg daran vorbeiführen würde, entdeckt zu werden.

Vor ungefähr drei Woche war es dann so weit. Ein Kollege teilte mir im Vertrauen mit, dass mein Instagram-Profil entdeckt wurde, und die Neuigkeiten verbreiteten sich, klarerweise, wie ein Lauffeuer. Was nun passierte, hat mich allerdings gewaltig überrascht. Die Reaktionen waren nämlich durchwegs positiv. Von mehreren Seiten wurde mir Unterstützung zugesichert, und Verständnis geäußert. Manche haben auch die Fotos für gut befunden. Und jene, von denen ich wußte, dass sie mit Trans überhaupt nichts anfangen können, ja, es sogar abartig finden, ließen sich nichts anmerken. Irgendwie ist es so wie vorher. Bisher zumindest.

Ich muss ehrlich sagen, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich war auf mehr Widerstand gefasst, für den Fall, dass alles ans Tageslicht kommen sollte. Aber bisher ist alles ruhig geblieben. Und ich fühle mich um einiges wohler. Keine Angst mehr vor dem Entdeckt-werden. Kein Verstecken der Hände, wenn mal versehentlich ein Rest vom Nagellack auf den Fingernägeln verblieben ist. Oder wenn die Fingernägel mal länger sind als man es von einem „Mann“ erwarten würde. Der eine oder andere Kollege stellte durchaus interessante Fragen, und so konnte ich auch ein wenig Aufklärungsarbeit zum Thema Transidentität leisten.

Trotzdem werde ich auch weiterhin als Mann zur Arbeit kommen. Zumindest in nächster Zukunft wird Jessi zu Hause bleiben. Und das ist gut so. Ich habe kein Problem damit. Der Wohlfühlfaktor ist trotzdem gestiegen, und ich werde nicht riskieren, dass sich das ändert.

pixabay

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