Aufgrund der bereits unzähligen Beiträge zur Bussibär-Wahl, wollte ich ursprünglich nicht auch noch meinen Senf dazu auf dieser Plattform unters Volk bringen. Aber durch eine, nicht gerade unagressive, Wahlempfehlung der HOSI Wien zugunsten von Alexander Van der Bellen, sah ich mich genötigt, doch meine Meinung dazu kundzutun. Und in weiterer Folge aus der HOSI auszutreten.

Liebes HOSI Team,

Soeben hat mich euer Schreiben bezüglich der Wahlempfehlung für Alexander Van der Bellen erreicht. Nicht etwa als Meinung eines einzelnen HOSI-Mitgliedes, was ja noch akzeptabel wäre. Nein, es handelte sich dabei um ein offizielles Schreiben im Namen der HOSI Wien. Und eigentlich war das nicht mehr nur eine bloße Wahlempfehlung. Nein, das war schon eher eine Aufforderung, doch gefälligst kommenden Sonntag das Kreuzerl an der, eurer Meinung nach, richtigen Stelle zu machen. Gleichzeitig werden jene, die überlegen, Hofer zu wählen, mehr oder weniger für dumm erklärt. Ihr habt es netter umschrieben, sie sind für euch "vergesslich", aber das läuft, im Kontext, auf das gleiche raus. Ich möchte hier gar nicht auf eure einseitige Argumentation, die sich über mehrere Absätze zieht, eingehen. Denn bei den ganzen Diskussionen haben sich ohnehin bereits Argumentationsresistenzen gebildet, die eine sachliche und objektive Auseinandersetzung mit diesem Thema unterbinden.

Nicht, dass mich eure (oder jemand anderes) "Wahlempfehlung" in irgendeiner Weise in meinem Wahlverhalten beeinflussen würde. Ich bilde mir meine Meinung, selbstverständlich, ohne Einflüsterer von außen, egal, aus welcher politischen Richtung diese auch kommen mögen. Es geht hier auch nicht darum, dass ich mich als MzF-Transgender in Wien nicht mehr uneingeschränkt sicher fühle, was im übrigen in keinster Weise an der FPÖ liegt. Es geht hier auch nicht darum, dass ich gewisse Gegenden und U-Bahn-Linien meide. Und wenn es sich nicht verhindern lässt und kein Auto greifbar ist, mir lieber ein Taxi leiste, was zwar einen nicht zu unterschätzenden finanziellen Aufwand darstellt, aber zum Erhalt meiner körperlichen Unversehrtheit essentiell ist.

Aber es ist traurig, dass ihr euren eigenen Mitgliedern nicht zutraut, selber zu entscheiden, wem sie bei der Wahl zum Bundespräsidenten ihre Stimme geben. Damit erklärt ihr all jene, die schön brav jedes Jahr ihren Mitgliedsbeitrag an die HOSI überweisen, für unmündig. Überhaupt ist diese Bevormundung von außen extrem störend. Wir haben in Österreich, zum Glück, das freie, geheime Wahlrecht, und das sollten alle respektieren. Und endlich aufhören, so zu tun, als wären die Menschen nicht in der Lage, das auch auszuüben. Eine derartige, offizielle, Aussendung steht euch einfach nicht zu.

Mich seid ihr jedenfalls als Mitglied los. Was euch aber ohnehin nicht weiter stören wird, habt ihr doch bei der letzten Generalversammlung den Antrag, zusätzlich zur Vertretung von Lesben, Schwulen und Bisexuellen auch den Schutz der Interessen von Transgender- und Intersexpersonen zu übernehmen, abgeschmettert.

Auch deshalb erkläre ich hiermit meinen Austritt aus der HOSI Wien.

Danke für die Kenntnisnahme.

Jessica

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