Jetzt haben wir den Salat. F+F hat sich erdreistet, drei mal hintereinander einen populistischen, hetzerischen Blogbeitrag zum Thema des Tages zu küren. Und somit aufwieglerischen, sozio-geografisch auf dem Beifahrersitz befindlichen Autoren eine Bühne zur Verfügung gestellt, um ihre bösartige Propaganda unter dem minderwärtigen, weil nach Rechtspopulismus lechzenden Volk zu verbreiten. Wie politisch unkorrekt ist das denn?
Erstmal: Hut ab, F+F, dass bei euch Meinungsfreiheit keine inhaltslose Phrase bleibt, sondern tatsächlich gelebt werden darf. Wie hat angeblich schon der französische Philosoph und Schriftsteller Voltaire gesagt: “Ich verachte Ihre Meinung, aber ich gäbe mein Leben dafür, dass Sie sie sagen dürfen.” Ein Satz, den sich so manche fleissige F+F-Kommentatoren hinter die Ohren schreiben sollten. Er wird nämlich umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass Voltaire zu einer Zeit gelebt hat, in der eine andere Meinung zu haben als Obrigkeit und Kirche durchaus auch mal das finale einen-Kopf-kürzer-machen zur Folge hatte. Was ja heute, gottlob, in unseren Breiten zumindest, nicht mehr der Fall ist. Wobei die Betonung auf “in unseren Breiten” liegt!
Dass so manches auf dieser Welt wieder einmal komplett in die falsche Richtung läuft, ist, so denke ich, auch dem weltfremdesten Sozialromantiker klar. Nun sind viele Menschen offenbar dafür anfällig, ins Extreme abzugleiten. Nur mehr zwischen Schwarz und Weiss zu unterscheiden. Populisten feiern gerade wieder einmal fröhliche Urständ, wenn sie mit teils unreflektierten Aussagen versuchen, die ohnehin bereits angeheizte Stimmung noch weiter aufzuwiegeln. Auf der anderen Seite die Gutmenschen, welche völlig realitätsfremd jeden, der es wagt, teils tatsächlich berechtigte Bedenken an der momentanen Situation zu äussern, sofort ins rechte Eck stellen.
Übrig bleiben die Menschen, die sich tatsächlich Sorgen machen, ja Angst haben. Und ja, es ist möglich, einerseits Empathie mit Menschen zu empfinden, die aus Angst vor dem Krieg ihr zu Hause zurück lassen und die Tortur auf sich nehmen, um in einer völlig fremden, weit entfernten Welt wieder ein wenig ruhiger schlafen zu können, oder ganz schlicht und einfach nur um zu überleben. Andererseits ist es aber sogar gleichzeitig möglich, sich aufgrund der, trotz teilweiser Presseboykotte, allseits bekannten Vorfälle Gedanken zu machen, ob es so wirklich weitergehen kann. Oder ob es nicht tatsächlich besser ist, über eine Regulierung nachzudenken, und dieses auch auszusprechen.
Und ja, ich wäre nicht die “Trans-Bloggerin”, hätte ich nicht wieder ein Beispiel parat. In Dortmund wurden am 10. Jänner zwei Transsexuelle von nordafrikanischen Männern mit Steinen attackiert. Nur eine zufällig vorbeikommende Polizeistreife kann schlimmeres verhindern. Davon gehört? Vermutlich nicht. Das einzige Massenmedium, das über den von der Polizei Dortmund bestätigten Vorfall berichtet hat, war die deutsche Bild-Zeitung. Natürlich mit der reisserischen Aufmachung: “Transsexuelle sollten auf offener Straße gesteinigt werden”. Sogar der einschlägig bekannte “Kopp Verlag” entdeckt plötzlich sein Herz für uns Transgender, und drückt mit der Aussage …”Zurück blieben zwei Transsexuelle, die ein Trauma erlitten hatten. Ein Trauma das angesichts derartiger sich häufender Vorfälle das ganze Land zu erfassend droht.”… heftig auf die Tränendrüse. Das hat vor noch gar nicht allzu langer Zeit ganz anders geklungen.
Meldungen in anderen Massenmedien? Fehlanzeige. Nun drehen wir den Spieß mal um: stellen wir uns vor, zwei Asylwerber wären von drei Neonazis mit Steinen attackiert worden. Hallelujah, was da los gewesen wäre. Sämtliche Zeitungen und Schmierblätter hätten sich überschlagen mit reisserischen Überschriften und Artikeln, Linke Politiker und Promis hätten in Fernseh-Talkshows, zur besten Sendezeit, über eine neue Dimension der Unmenschlichkeit und Fremdenfeindlichkeit hirngewixt, Lichterketten und Demos gegen Ausländerhass und Nazis wären organisiert worden.
Oder nicht? Wird hier etwa mit zweierlei Maß gemessen? Ist das gesund für unsere Zukunft?