Wir kennen sie alle, die Zalando-Werbungen. Berühmt geworden sind jene Spots mit den vor Freude kreischenden Damen, angesichts der vom Postboten angelieferten Päckchen. Später konnte man bei Zalando die Model-Rebellin Carla Delevingne für eine Werbekampagne gewinnen, in der man sich einen Spass daraus machte, selbige an der phonetischen Wiedergabe österreichischer Kaffs, zwar durchaus charmant, aber doch, scheitern zu lassen. Inzwischen meint man bei Zalando, die Reifeprüfung abgelegt zu haben, und man versucht, sich mit Hilfe der Grand Dames des deutschsprachigen Films, Christiane Hörbiger, Hannelore Elsner und Senta Berger, ein reiferes Image zu verpassen.
Nun ist es durchaus ein Faktum, dass auch wir Trans-Frauen nicht vor Shopping-Gelüsten gefeit sind. Und gerade für Trans-Anfänger sind Versandhäuser oft die einzige Möglichkeit, sich unbemerkt und diskret mit ansprechender Kleidung einzudecken. Wir alle haben so angefangen, und ich kann die freudigen Gefühlsausbrüche der Damen in der Zalando-Werbung durchaus nachvollziehen. Inzwischen hab ich natürlich diese Epoche längst hinter mir gelassen, und ich fröne regelmässig der durchaus weiblichen Leidenschaft von exzessiven Shoppingtouren durch die Kaufhäuser Wiens und Resteuropas. Meist in Begleitung meines Schatzes, was das ganze natürlich noch schöner macht.
Nichtsdestotrotz erliege auch ich des öfteren der Versuchung des Shoppingtrips durch die unendlichen Weiten der Versandhaus-Kataloge. Eine besondere Gemeinheit stellt in dieser Hinsicht, zumindest für mich, der Heine-Katalog dar. Von dem gefühlte 130 Exemplare, über das Jahr verteilt, im Postkasten liegen. Schöne Kleider, Damenschuhe in größeren Größen, und zwar nicht nur jene, Marke "orthopädische Gesundheitsschuhe", sondern tatsächlich auch feminine Riemchensandalen und Pumps. Den Verstand kurzerhand im Nachtkästchen abgelegt, schon ist das Bestellformular ausgefüllt und abgesendet. Nach ein paar Tagen trifft das Packerl ein, und man fühlt sich kurzfristig wie ein Kind, das mit grossen Augen vor dem leuchtenden und glitzernden Christbaum steht. Schnell werden die Schätze ausgepackt und anprobiert. Doch hier wartet meist die große Enttäuschung. Das Kleid hat so gar nichts mit jenem im Katalog tun. Nun, die routinierteren Shopaholics unter den Damen wissen, das Kleid ist natürlich ganz genau das selbe, das auch im Katalog beworben wird. Am Anfang habe ich allerdings nur allzu gerne eine Kleinigkeit ausser Acht gelassen. Nämlich, dass das Kleid auf einem photogeshopten Bild, an einem Größe-34-Hungerhaken, natürlich anders aussieht, als an einer durchschnittlich schlanken Transe, die noch dazu in ihrer (männlichen) Jugend Leistungssport betrieben hat. Und wo dementsprechend eine gewisse Körperform zurückgeblieben ist. Mit zunehmender Shopping-Routine allerdings erkennt man natürlich, worauf man achten muss, um derartige Enttäuschungen zu vermeiden. Und um die volle Euphorie und Freude über das erworbene Gut, auch über das einmalige anprobieren hinaus, genießen zu können.
Wäre da nicht die natürliche Einschränkung durch die Limitierung von Budget sowie von ansehnlichen Damenschuhen jenseits von Größe 41, es würde sich gleich das nächste Problem auftun. Nämlich der nicht ausreichend vorhandene Platz zu Hause. Beneidenswert sind jene Frauen, die einen begehbaren Schrankraum ihr eigen nennen. Ein richtiges Ankleidezimmer. Wie eine Prinzessin. Ausgestattet mit einer Plüschbank in der Mitte des Zimmers. In pink oder purpurrot. Schmacht…
Naja, was nicht ist, kann ja noch werden. Inzwischen trösten wir uns halt mit einer kleinen Shopping-Runde durch den Heine-Katalog.