Die, für manche täglich stattfindende, Verwandlung von Mann zu Frau ist für Transgender oft äußerst aufwendig. Vor allem diejenigen, die keine Hormonbehandlung über sich ergehen lassen und sich ihrer Körper- und Gesichtsbehaarung noch nicht mittels Laser entledigt haben, müssen erstmal, mit einem Rasierer an der Seite, in den Kampf ziehen. Und über den Umgang mit Camouflage, vor allem an heißen Tagen, habe ich mich ja bereits in einem der letzten Blogs ausgelassen.
Doch damit nicht genug. Richtig herausfordernd wird es, wenn man eine enge Leggings oder ein ebensolches Kleid anziehen möchte, denn – wohin mit der verräterischen Rundung im Genitalbereich? Es gibt zwar sogenannte "Caché-Sex-Pants", was nichts mit einem perversen Auswuchs des Liebesspiels zu tun hat, sondern frei übersetzt einfach "Versteck-den-Pimmel-Hose" heißt. Diese sind allerdings nur bedingt hilfreich, denn abgesehen davon, dass sie sich nach einiger Zeit, wie ein String, in den Po reinfressen und ziemlich unangenehm werden, wird nicht wirklich etwas "versteckt".
Eine verbreitete Technik war, in früheren Zeiten zumindest, das brutale zurück kleben, mit Leukoplast. Was aber zur Folge hatte, dass man die ganze Zeit irgendwie auf seinen Genitalien gesessen ist. Und wenn man mal auf die Toilette musste, hatte sich die Angelegenheit ohnehin erledigt, weil einmal abgenommen, wollte das nicht mehr ganz so frische Leukoplast nicht mehr so halten, wie es sollte.
Daneben gibt es noch die bizarrsten "Falttechniken", über die man sich sogar auf YouTube informieren kann. Das kann jedoch ziemlich schmerzhaft enden. So hat eine Transfreundin einmal voller Stolz ihre Leggings getragen, ohne dass man etwas dort bemerkt hätte, wo eigentlich etwas hätte sein sollen. Ich war ziemlich verdutzt, denn von einer operativen Genitalangleichung hätte ich gewusst. Während wir in meinem Auto unterwegs waren, hat sie mir dann überschwänglich von dieser Technik, dem sogenannten Tucking, erzählt, wie toll das nicht sei, und dass man, wenn richtig ausgeführt, nichts verräterisches mehr sieht. So weit, so gut. Plötzlich fängt sie mitten im Satz an, vor Schmerzen zu schreien und sich zu winden. Ich bekam es mit der Angst zu tun, da ich zunächst keine Ahnung hatte, was los war. Wie sich herausstellte, war diese ominöse Technik aus dem Internet zwar wirklich wirksam, aber sie hatte einen großen Nachteil: Wenn einer der Hoden auch nur einen Millimeter verrutscht ist er irgendwo im Unterleib eingeklemmt und, wie wir Träger des männlichen Geschlechtsteils wissen, verursacht das unsägliche Schmerzen. Um sich davon zu befreien, muss man sich aber jeglicher Kleidung entledigen, und alles wieder "entfalten", und zwar im Stehen. Im Falle meiner Freundin bedeutete das: Raus aus dem Auto, rein ins nächste Lokal und sich irgendwie auf die Toilette schleppen, um das Malheur zu bereinigen. Zehn Minuten später und einige Liter Schweiß leichter, konnten wir dann unsere Fahrt fortsetzen. Klarerweise hatte sich diese Option des "Faltens" damit für mich erledigt.
Was bleibt, ist einmal mehr die Erkenntnis, dass man als Transe nun mal nicht alles tragen kann. Leggings sind ok, es muss halt ein Longshirt oder eine längere Bluse herhalten, um zu vertuschen. Für diejenigen, die sich über Badeanzüge drüber trauen, gibt es ja die Badekleider, die untenrum ein Röckchen angehängt haben. Enge Stretchkleider hab ich jedoch aus meinem Kleiderschrank verbannt. Ok, zumindest in die hinterste Ecke geräumt, denn vielleicht erfindet ja doch ein Trans-freundliches Wesen irgendwann einmal genau das Ding, welches DIE Lösung für dieses Problem bedeutet. Hoffentlich.