Wenn Political Correctness zur Besessenheit wird

Na schön, heuer ist von Sommerloch keine Spur. Es passiert genug in der Welt, worüber man sich Gedanken machen kann. Es sind hitzige Zeiten, und das ist nicht nur auf die zur Zeit vorherrschenden Temperaturen bezogen. Da ich mich aber nicht zur Zunft der öffentlichen Politisiererinnen zähle, befasse ich mich eben mit den scheinbar unwichtigen Themen. So erreichte mich heute eine Meldung, die auf den ersten Blick tatsächlich völlig wertlos erscheint. Bei der "Glasgow Free Pride" hat man beschlossen, Drag Queens das performen bei der Parade zu verbieten... Zum besseren Verständnis muss man nun näher auf diese Meldung eingehen. Die "Glasgow Free Pride" ist nicht etwa die originale Pride Parade, die alljährlich, wie in so vielen Städten weltweit, auch in Glasgow stattfindet. Denn eine kleine Gruppe alternativer Möchtegern-Szenevertreter war der Meinung, die originale Pride Parade hätte sich zu sehr dem Kommerz ausgeliefert. Daher fühlte man sich bemüßigt, eine alternative Pride organisieren. Eben die sogenannte "Free Pride". Ein sich leider immer weiter verbreitendes Problem in der queeren Szene. Anstatt miteinander für Akzeptanz und Toleranz einzutreten, bekämpft man sich untereinander mit Lächerlichkeiten. Und heuer hat man eben den Vogel abgeschossen. Man will keine Drag-Performer bei der Free Pride haben. Die Begründung: Transgender würden sich in ihren Gefühlen verletzt fühlen. Drag-Performer würden die (Trans)Gender-Problematik durch den Kakao ziehen und zum Witz machen, aber Transgender würden sich nicht als Witz sehen.(!)

Hier haben wir ein Paradebeispiel dafür, was passiert, wenn Political Correctness zur Besessenheit wird. Drag, bei uns besser bekannt unter der Bezeichnung "Travestie", ist Kunst. Kunst hat das Recht und die Freiheit, zu überzeichnen, durch den Kakao zu ziehen, etwas positv oder negativ darzustellen. Und es muss nicht jedem gefallen. Aber hier Zensur zu üben, und sei es nur, um Gefühle nicht zu verletzen, ist auf das schärfste zu verurteilen und abzulehnen. Ausserdem widerspricht diese Vorgehensweise in jeglicher Hinsicht der ursprünglichen Idee der Pride Paraden weltweit. Diese stehen ja für Toleranz, sie sollen das Vielfältige in der queeren Gesellschaft darstellen, und ein Zeichen gegen Diskriminierung und Ausgrenzung setzen. Daher schiessst diese Aktion weit über das Ziel hinaus. Wenn man so kleinlich ist, und meint, sich von Kunst verletzt zu fühlen, ist man um nichts besser als jene Fanatiker, die aus den Mohammed-Karikaturen ein Drama machen.

Auf der einen Seite für sich Toleranz einzufordern, aber andererseits diese Toleranz anderen nicht zugestehen, kommt in der queren Szene leider auch immer häufiger vor. Wasser predigen und Wein trinken. Aber so funktioniert es nicht. Es geht einfach nur miteinander.

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fischundfleisch

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Andy McQueen

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