Savannah- und Bengal-Katzen als Haustier halten? Bitte nicht!

Katzenrassen wie Bengal oder Savannah sind der neuste Trend in der Zuchtwelt. „Die Savannah-Katze ist das Must-have der Saison“, titelte ein Schweizer Lifestyle-Portal 2019. Die Kreuzungen aus Haus- und Wildkatze haben es ihrem majestätischen Aussehen zu verdanken, dass sie auch in Deutschland zum Objekt der Begierde vieler Tierhalter*innen avanciert sind. Doch die Haltung der Tiere ist besonders anspruchsvoll und aus Tierschutzsicht nicht zu befürworten.

© Kim Davies/unsplash

Autorin: Maike Hausmann

Was sind Savannah- und Bengal-Katzen?

Bei Savannah-Katzen handelt es sich um die Kreuzung domestizierter Hauskatzen mit Servalen, einer afrikanischen Wildkatzenart. Bengal-Katzen sind das Ergebnis der Kreuzung von Hauskatze und Leopardenkatze, letztere ist in Süd- und Ostasien heimisch. Beide Rassen stammen ursprünglich aus den USA und werden mit dem Ziel gezüchtet, den liebevollen Charakter einer Hauskatze mit dem exotischen Aussehen von Wildkatzen wie Leoparden, Ozelots und Jaguaren zu verbinden.

Je nach Zuchtgeneration (der sogenannte Filialgenaration) tragen die Nachkommen früher Generationen (F1-F4) mehr, jene späterer Generationen (ab F5) weniger Wildkatzengene in sich. In der ersten Generation gelten Savannah- und Bengal-Katzen als sogenannte Hybridrassen: Sie enthalten besonders viele Gene der Wildkatze. Ab Generation F5 gelten die Nachkommen in Deutschland rechtlich nicht mehr als Hybriden sondern als normale Hauskatzen.

Denn es gilt: Je größer die Zahl hinter dem ‚F‘, desto weiter ist die Katze von ihren Wildkatzenvorfahren entfernt. F1 steht also für die Nachkommen aus der direkten Zucht einer Wild- und Hauskatze. Als F2 bezeichnet man die Nachkommen der weiteren Paarung von F1-Katzen mit Haus- oder Hybrid-Katzen und so weiter.

Savannah-Katzen der ersten Generation können bis zu 45 cm groß werden und ein Gewicht von 11 bis 14 Kilogramm erreichen. Sie sind in der Regel also ungefähr zweieinhalbmal so groß wie reine Hauskatzen. Bengal-Katzen sind generell kleiner als Savannah-Katzen und ähneln in ihrer Größe den Hauskatzen. Eine Savan¬nah-Katze von einem „seriösen“ Züchter in Europa kann bis zu 15.000 Euro kosten.

© Sean McGrath/ wikimedia commons

Die Elterntiere stammen oft aus schlechten Haltungsbedingungen

Sowohl Servale als auch Leopardkatzen stehen unter Artenschutz. Die für die Zucht genutzten Wildtiere werden entweder der Natur entnommen oder es handelt sich um die Nachkommen gefangener Wildkatzen.

Immer wieder werden in den USA, wo die Zucht beider Hybridarten ihren Ursprung hat, schlechte Haltungsbedingungen aufgedeckt, aus denen stark geschwächte und verletzte Tiere gerettet werden müssen. Bei den in Europa angebotenen bzw. zur Zucht genutzten Tieren ist davon auszugehen, dass diese ursprünglich aus Nordamerika stammen und vorn dort den weiten stressvollen Weg mit dem Flugzeug nach Europa gebracht wurden. Die Nachfrage in hierzulande nach solchen Katzen unterstützt daher die Haltung von Wildkatzen in schlechten Lebensbedingungen anderenorts.

© Tambako The Jaguar/flickr

Weitere massive Tierschutzprobleme bei der Zucht

Die Paarung der Tiere bringt Risiken und tierschutzrelevante Bedenken mit sich, denn es handelt sich um eine Zwangsverpaarung zweier unterschiedlicher Tierarten, die sich in der Körpergröße, dem Gewicht und der Tragzeit deutlich unterscheiden.

Als Muttertier wird meistens eine Hauskatze genutzt, da Geburt und Aufzucht hier leichter und vor allem gefahrloser zu überwachen sind. Da Kater aber erst ab der F5 Generation fruchtbar sind (weil es sich biologisch um eine Kreuzung zwar naher Verwandter, genetisch dennoch verschiedener Arten handelt), werden auch für die Züchtung von F2- bis F4-Generationen weiterhin Wildkater zur Verpaarung eingesetzt.

Die körperlich deutlich unterlegene Hauskatze wird bei dieser Zwangsverpaarung mit dem Wildkatzenkater so auch in späteren Generationen erheblichem Stress und Schmerzen ausgesetzt ist. Bei der Verpaarung kann sie sogar versterben, da die wilden Männchen sehr groß sind und ein Nackenbiss, mit dem das Männchen das Weglaufen des Weibchens während des Paarungsaktes unterbindet, für die gewöhnliche Hauskatze tödlich sein kann.

Während eine Hauskatze rund 63 Tage lang trächtig ist, dauert die Trächtigkeit bei Servalen etwa zehn Tage länger. Bei einer Kreuzung zwischen Hauskatze und Servalkater können die Jungen also unreif zur Welt kommen und benötigen oftmals menschliche Hilfe, vorausgesetzt sie sind überhaupt lebensfähig. Auch sind die Kitten der F1-Generation oft zu groß im Verhältnis zum Muttertier, so dass Kaiserschnitte, Früh-, Fehl- oder Totgeburten keine Seltenheit sind.

Aber auch die Kreuzung einer Serval-Katze mit einem Savannah-Kater ist nicht risikofrei. Hier besteht die große Gefahr, dass das Muttertier die Kitten verstößt und diese durch Menschenhand großgezogen werden müssen. Grund hierfür ist das geringere Gewicht der Jungen: Reine Serval-Katzen wiegen rund 250 Gramm bei der Geburt, Hauskatzen jedoch nur 90 bis 110 Gramm. Das Muttertier hält die hybriden Nachkommen dadurch für unreif und nimmt sie unter Umständen nicht an.

© Michael Broad/flickr

Haltung von Savannah- und Bengal-Katzen: Kein Kinderspiel!

Savannah- und Bengalkatzen sind aufgrund ihres Bewegungsdrangs nicht als Wohnungskatzen geeignet. Ebenso wenig eignen sie sich jedoch als Freigänger, da sie Hauskatzen-Freigängern überlegen sind und sie so gefährden. Sie zeigen ein ihren wilden Vorfahren noch recht ähnliches Verhalten und gelten als unberechenbar. Sie verfügen über einen starken Bewegungsdrang, sind impulsiv und temperamentvoll und keine jederzeit zum Kuscheln bereite Schoßkatzen: Es handelt sich hier um wilde Tiere, denen man die wilden Wurzeln auch deutlich anmerkt.

Grundsätzlich gilt: Das Verhalten von Savannah- und Bengal-Katzen hängt stark von der Generation des Tieres ab – tendenziell verstehen sich Katzen der früheren Generationen besser mit anderen Tieren als mit Menschen. In Gesellschaft von Fremden oder Kindern fühlen sie sich häufig unwohl, auch wenn sie sozialisiert wurden. Beide Rassen teilen besonders in den frühen Generationen die Empfindlichkeit gegenüber Veränderungen in ihrem Umfeld. Letztendlich sind diese Arten von Hybriden selbst bei der Ernährung sehr anspruchsvoll – so kann Dosenfutter laut Berichten von Züchter*innen zu ernsthaften Mangelerscheinungen führen.

Auch auf rechtlicher Grundlage müssen bei der Haltung von Tieren der Generationen F1 bis F4 in Deutschland verschiedene Auflage erfüllt werden. Zahlreiche privat-gehaltene Tiere – auch der nachfolgenden Generationen – entwickeln im Laufe der Zeit Verhaltensprobleme, da die Halter*innen nicht die richtigen Voraussetzungen für ein tiergerechtes Leben nicht erfüllen.

© Claudio Schwarz @purzelbaum/unsplash

Fazit: Kann ich Savannah- und Bengal-Katzen ein tiergerechtes Leben bieten?

Wem der Gedanke durch den Kopf geht, sich eine Savannah- oder Bengal-Katze anzuschaffen, sollte sich zunächst fragen, ob nicht die schöne Optik des Tieres der alleinige Grund für den Haltungswunsch ist: Zu viele Menschen kaufen sich diese Katzen aufgrund ihres Aussehens, können aber nicht die Anforderungen der Tiere erfüllen und provozieren so Verhaltensstörungen.

Auch spätere Generationen können Wildkatzengene in sich tragen und entsprechend enorm hohe Bedürfnisse habe, denen kaum ein*e Halter*in gerecht werden kann. Leidtragende sind dann die Tiere. Zudem erfordert die Haltung jeglicher Generationen von Wildkatzenhybriden nicht nur finanzielle Mittel, sondern auch jede Menge Sachkenntnisse und Geduld. Viele Halter*innen sind sich darüber nicht im Klaren und merken erst später, dass sie den Tieren nicht gerecht werden können.

Grundsätzlich vertritt die Welttierschutzgesellschaft die Ansicht, dass Savannah- und Bengal-Katzen, ob früher oder späterer Generationen, in Privathaltung in der Regel nicht tiergerecht versorgt werden können. Zudem geht die Zucht der Tiere, wie zuvor dargestellt, mit tierschutzwidrigen Methoden einher und fördert somit unmittelbar massives Tierleid.

Die Haltung der Tiere können wir daher nur konsequent ablehnen und wünschen uns, dass diese keinen weiteren Aufwind erfährt – zum Wohl der Tiere!

Den Blogbeitrag in ganzer Länge findet Ihr hier: https://welttierschutz.org/savannah-und-bengal-katzen-als-haustier/

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