Seit vielen Jahren machen Tier- und Naturschutzverbände auf die verheerenden Auswirkungen von Silvester auf die Tier- und Umwelt aufmerksam. Im Rahmen einer Online-Umfrage unter Tierhalter*innen in Deutschland haben wir uns ein konkretes Bild über die Auswirkungen gemacht, die Lärm und Lichteffekte an Silvester auf Haustiere haben. Die Ergebnisse zeichnen ein deutliches Bild: Silvester ist wahrlich kein Fest für Tiere.
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Plötzlich aufflackerndes Licht, jodelnde Luftgeschosse und stundenlange Knallerei: Rund um die Silvesternacht werden Hunde, Katzen, Klein- und Wildtiere verschreckt und verängstigt. Im schlimmsten Fall kann dies zu viel Leid und Schmerzen führen, wie auch unsere Umfrage unter mehr als 600 Tierhalter*innen belegt hat. Wir haben einige hilfreiche Tipps zusammengestellt, wie Besitzer ihre Tiere auf die Silvesternacht vorbereiten und auf deren Verhalten in Stressmomenten richtig reagieren können.
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Mehr als drei Viertel der Befragten (87,6%) gaben an, dass ihre Tiere rund um Silvester Verhaltensänderungen zeigen, darunter am häufigsten Angst (83,6%) aber auch Hyperaktivität (19%) und Appetitlosigkeit (12,4%).
Auslöser für die von den befragten Tierhalter*innen mehrheitlich beobachteten Stresssymptome, sind zum einen die Geräusche, denn viele Tiere haben ein viel feineres und sensibleres Gehör als wir Menschen. Dadurch können sie auch auf Laute in weiter Ferne reagieren, die das menschliche Ohr gar nicht wahrnimmt.
Daneben sind es die Lichtreize und die unbekannten, vom Feuerwerk verursachten Gerüche, die Unsicherheiten auslösen können. Beides zusammen kann zu einer großen Bandbreite an Stressreaktionen wie Wegrennen, starkes Zittern sowie Nahrungsverweigerung führen.
Fast alle Tierhalter*innen bleiben Silvester zu Hause bei ihren Tieren
Unabhängig davon, ob der Wohnort in einer Groß- oder Kleinstadt oder ländlich gelegen ist, gaben 94,1% der Befragten an, dass sie am Silvesterabend daheim bei ihren Haustieren bleiben. Doch das allein reicht meist nicht aus, damit sich die Tiere sicherer und weniger ängstlich fühlen.
Jedes Jahr aufs Neue stellt sich für Millionen Tierhalter*innen also die Frage, was sie tun können, damit ihre Tiere den Silvesterabend, aber auch die Tage davor und danach, möglichst unbeschadet überstehen. Dabei hängt vieles bereits vom Verhalten der Besitzer ab: Das eigene Verhalten überträgt sich auf das Tier, weshalb auch Tierhalter*innen selbst Angstlosigkeit und Sicherheit signalisieren sollten. Gut gemeinte Beruhigungsversuche können helfen, aber auch das genaue Gegenteil verursachen und das Tier in zusätzlichen Stress versetzen. Deshalb sollten Tierbesitzer in den Wochen vor Silvester testen, wie das Tier auf Beruhigungsversuche reagiert. Dazu misst man in einem Stressmoment seinen Puls, bei einem Hund am besten am Oberschenkel. Zeitgleich versucht man zum Beispiel durch Streicheln das Tier zu beruhigen. Wenn dies für das Tier entspannend wirkt, wird der Puls fünf Minuten später deutlich niedriger liegen. Ein solches Eingreifen kann dann auch in der Silvesternacht helfen. Steigt der Puls des Tieres bei dem Test aber, sind Beruhigungsversuche eher kontraproduktiv und sollten vermieden werden.
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Sind Rescue-Tropfen und Beruhigungsmittel bei Tieren sinnvoll?
Etwa ein Drittel der befragten Tierhalter*innen gaben an, dass sie ihren Tieren zu Silvester Rescue-Tropfen oder andere Mittel zur Beruhigung verabreichen. Das kann sinnvoll sein, wenngleich bei Rescue-Tropfen tiermedizinisch keine Wirkungsmechanismen belegt worden sind. Die Wirkung kann nämlich bereits eine Reaktion auf die gesteigerte Aufmerksamkeit sein, die der Besitzer dem Tier mit dem Verabreichen der Tropfen entgegenbringt. Dies zeigt, dass der Placebo-Effekt auch bei Tieren nicht zu unterschätzen ist.
Anders sieht es bei einer medikamentösen Behandlung aus. Hier sollte immer ein Tierarzt, idealerweise mit Fachgebiet Verhaltensphysiologie, zu Rate gezogen werden. Denn die zur Verfügung stehenden Mittel wirken unterschiedlich stark und müssen immer an den Zustand des Tieres angepasst sein. Bei besonders gestressten Tieren wie beispielsweise geräuschempfindlichen Hunden können auch stärkere Mittel wie Anti-Depressiva zum Einsatz kommen, die über jeweils einen Monat ein- und wieder ausgeschlichen werden. Daher empfiehlt es sich, schon früh genug, mindestens aber einen Monat vorher, einen Tierarzt aufzusuchen, um sich beraten zu lassen.
97,7% der Befragten sprechen sich für Verbot oder Einschränkung von Feuerwerken aus
Dass die Sorgen und Probleme der Tierhalterinnen und Tierhalter bisher nicht ausreichend Beachtung finden, drückt sich auch in den politischen Forderungen der Befragten aus:
So fordern mehr als die Hälfte (53,3%) ein flächendeckendes Verbot von Feuerwerkskörpern von Privatpersonen. Ebenso halten es 47,5% für sinnvoll, Feuerwerke nur an einzelnen zentralen Orten in Städten/ Gemeinden zu erlauben und 35,9% stimmen einem generellen Verbot sämtlicher öffentlicher und privater Feuerwerke zu. Mehrfachantworten waren möglich.
Merklisten zum Schutz von Haustieren an Silvester
Um Tierhalterinnen und Tierhalter konkret dabei zu unterstützen, Silvester trotz aller Herausforderungen für die Tier so stressfrei wie möglich zu machen, haben wir im Folgenden einige Möglichkeiten zum Schutz von Tieren an Silvester zusammengestellt.
Hunde, Katzen, Vögel, Kleintiere
- Hunde sollten in den Tagen rund um Silvester immer an der Leine und nur in ihnen bekannten gebieten ausgeführt werden.
- Behalten Sie Freigängerkatzen rechtzeitig (1-2 Tage vor und 1-2 Tage nach Silvester) im Haus. Je nach Wohngebiet beginnt die Knallerei früher und kann sich noch bis Tage nach dem Jahreswechsel ziehen.
- Sie Ihrem Tier eine Ruhezone oder Rückzugsmöglichkeiten in möglichst abgedunkelten, ruhig gelegenen Zimmern. Das Tier sollte diese Räume selbstverständlich bereits kennen und sich dort wohlfühlen.
- Lassen Sie Musik oder den Fernseher im Zimmer leise laufen, um für eine gewohnte und beruhigende Geräuschkulisse zu sorgen.
- Fügen Sie dem Halsband ihres Tieres einen Adressanhänger mit Telefonnummer für den Notfall an.
- Schließen Sie die Rollläden und Vorhänge, um die grellen Lichteffekte zu vermeiden.
- Halten Sie die Fenster geschlossen.
- Sobald die ersten Feuerwerkskörper in die Luft gehen, lassen Sie Ihr Tier nicht mehr allein und nehmen Sie es auf keinen Fall mehr mit nach draußen.
- Für Kleintier- und Vogelbesitzer: Decken Sie den Käfig ab und stellen Sie ihn in ein möglichst ruhiges Zimmer, weit weg vom Fenster auf.
- Zünden Sie als Halter selbst keine Böller, Raketen, etc.
Wildtiere
- Klären Sie Nachbarn auf, informieren Sie sie über die Ruhezonen Ihrer Tiere sowie die Ängste der Wildtiere.
- Halten Sie sich selbst in der Silvesternacht sowohl von Wäldern und Wiesen als auch von Ställen, Tierheimen und Tierparks fern.
Tier- und Umwelt
- Laut Umweltbundesamt ist die Luftbelastung mit gesundheitsgefährdetem Feinstaub vielerorts am 01. Januar so hoch wie sonst im ganzen Jahr nicht.
- Vermindern Sie die gefährliche Feinstaubbelastung und schützen Sie die Tier- und Umwelt: Verzichten Sie auf Ihr persönliches Feuerwerk.
- Sollten Sie trotzdem zu Böllern oder Raketen greifen, beachten Sie die ordnungsgemäße Entsorgung und kaufen Sie ausschließlich zertifizierte Feuerwerkskörper mit einer aufgedruckten BAM- bzw. CE-Zertifizierungsnummer.
- Besondere Achtung gilt auch beim Schwefel, der beim Abbrennen der Feuerwerkskörper entsteht. Dieser ist nicht nur Gift für die Umwelt, sondern kann auch die Schleimhäute von Tieren stark beschädigen.
- An Silvester wird traditionell durch Bleigießen in die Zukunft geschaut? Dann lassen Sie aber auf keinen Fall das verunreinigte Wasser unbeaufsichtigt stehen. Dies ist hochgiftig für Tiere. Auch die Entsorgung ist wichtig, denn die Bleireste schaden auch der Umwelt.
Mit diesen Tipps für Silvester wünschen Ihnen und Ihren Tieren einen guten Rutsch in ein schönes neues Jahr.